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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Cap. 6. Von der Regierung
Stücke sich nicht übereilen, sondern alles
auf das sorgfältigste überlegen, ehe man
einen festen Schluß fassete.

Wie es
mit Rei-
sen jun-
ger Leute
in frem-
de Länder zu halten.
§. 478.

Das Geld wird aus dem Lan-
de gebracht, ohne daß anderes dagegen
hinein kommet, wenn viele in fremde Län-
der reisen und auf den Reisen, auch in
fremden Orten, wo sie sich eine Zeit auf-
halten, viel Geld durchbringen. Es
ist wohl wahr, daß ein Landes-Herr die-
sem Ubel gar leichte abhelffen kan, wenn
er das Reisen in frembde Länder verbeut,
wie auch unterweilen zu geschehen pfleget.
Alleine dieses ist ohne Unterscheid gleich-
falls dem Lande nicht vorträglich. Z. E.
Wenn einer studirens wegen auf einer aus-
wärtigen Universität sich aufhält, so trä-
get er das Geld aus dem Lande. Jedoch
ist in diesem Falle nicht allezeit rathsam
selbst eine Universität anzulegen, oder,
wo man dergleichen schon hat, zu verbie-
then, daß die Landes-Kinder auf fremde
reisen dörffen, oder wenigstens zubefeh-
len, daß sie einige Jahre auf der Einhei-
mischen zu bringen müssen. Wir wissen,
daß viel daran gelegen ist, daß alle Bedie-
nungen im Lande mit verständigen und tu-
gendhafften Leuten besetzet werden (§.
475). Und demnach muß man einen, der
auf eine Universität studirens wegen reisen
wil, auf diejenige ziehen lassen, wo er das-

jeni-

Cap. 6. Von der Regierung
Stuͤcke ſich nicht uͤbereilen, ſondern alles
auf das ſorgfaͤltigſte uͤberlegen, ehe man
einen feſten Schluß faſſete.

Wie es
mit Rei-
ſen jun-
ger Leute
in frem-
de Laͤnder zu halten.
§. 478.

Das Geld wird aus dem Lan-
de gebracht, ohne daß anderes dagegen
hinein kommet, wenn viele in fremde Laͤn-
der reiſen und auf den Reiſen, auch in
fremden Orten, wo ſie ſich eine Zeit auf-
halten, viel Geld durchbringen. Es
iſt wohl wahr, daß ein Landes-Herr die-
ſem Ubel gar leichte abhelffen kan, wenn
er das Reiſen in frembde Laͤnder verbeut,
wie auch unterweilen zu geſchehen pfleget.
Alleine dieſes iſt ohne Unterſcheid gleich-
falls dem Lande nicht vortraͤglich. Z. E.
Wenn einer ſtudirens wegen auf einer aus-
waͤrtigen Univerſitaͤt ſich aufhaͤlt, ſo traͤ-
get er das Geld aus dem Lande. Jedoch
iſt in dieſem Falle nicht allezeit rathſam
ſelbſt eine Univerſitaͤt anzulegen, oder,
wo man dergleichen ſchon hat, zu verbie-
then, daß die Landes-Kinder auf fremde
reiſen doͤrffen, oder wenigſtens zubefeh-
len, daß ſie einige Jahre auf der Einhei-
miſchen zu bringen muͤſſen. Wir wiſſen,
daß viel daran gelegen iſt, daß alle Bedie-
nungen im Lande mit verſtaͤndigen und tu-
gendhafften Leuten beſetzet werden (§.
475). Und demnach muß man einen, der
auf eine Univerſitaͤt ſtudirens wegen reiſen
wil, auf diejenige ziehen laſſen, wo er das-

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[550/0568] Cap. 6. Von der Regierung Stuͤcke ſich nicht uͤbereilen, ſondern alles auf das ſorgfaͤltigſte uͤberlegen, ehe man einen feſten Schluß faſſete. §. 478.Das Geld wird aus dem Lan- de gebracht, ohne daß anderes dagegen hinein kommet, wenn viele in fremde Laͤn- der reiſen und auf den Reiſen, auch in fremden Orten, wo ſie ſich eine Zeit auf- halten, viel Geld durchbringen. Es iſt wohl wahr, daß ein Landes-Herr die- ſem Ubel gar leichte abhelffen kan, wenn er das Reiſen in frembde Laͤnder verbeut, wie auch unterweilen zu geſchehen pfleget. Alleine dieſes iſt ohne Unterſcheid gleich- falls dem Lande nicht vortraͤglich. Z. E. Wenn einer ſtudirens wegen auf einer aus- waͤrtigen Univerſitaͤt ſich aufhaͤlt, ſo traͤ- get er das Geld aus dem Lande. Jedoch iſt in dieſem Falle nicht allezeit rathſam ſelbſt eine Univerſitaͤt anzulegen, oder, wo man dergleichen ſchon hat, zu verbie- then, daß die Landes-Kinder auf fremde reiſen doͤrffen, oder wenigſtens zubefeh- len, daß ſie einige Jahre auf der Einhei- miſchen zu bringen muͤſſen. Wir wiſſen, daß viel daran gelegen iſt, daß alle Bedie- nungen im Lande mit verſtaͤndigen und tu- gendhafften Leuten beſetzet werden (§. 475). Und demnach muß man einen, der auf eine Univerſitaͤt ſtudirens wegen reiſen wil, auf diejenige ziehen laſſen, wo er das- jeni-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/568>, abgerufen am 24.11.2024.