so bestraffet werden sol, nemlich Titii bey dem Maevio gewaltsam begangener Dieb- stahl. Und endlich der Hintersatz ist das Urtheil, welches über Titium gefället wird und zeiget, wie er zu bestraffen sey, nemlich daß man ihn mit dem Strange von dem Leben zum Tode bringen solle. Wor- aus nun ferner erhellet, daß, ehe das Ur- theil sowohl in Civil-als Criminal-Sa- chen ertheilet werden kan, es hauptsächlich auf den Beweis des Untersatzes ankommet, als in Civil-Sachen auf die Beschaffen- heit, bey der etwas geschehen oder nicht geschehen soll, z. E. daß Titius Vor- munde gewesen und des Unmündigen Güt- ter zu verwalten gehabt, auch die Vor- mundschafft nunmehro geendiget sey; in Criminal-Sachen auf das Verbrechen, daß es gewis begangen worden, z. E. daß Titius bey dem Maevio des Nachts einge- brochen und ihm über zwey hundert Tha- ler werth entwendet. Und demnach muß im ersten Falle der Richter den Kläger da- hin an weisen, daß er die geklagten Umb- stände erweise, woferne sie oder einige da- von der Beklagte leugnet, als in unserem Exempel, daß Titius einige Gütter des Unmündigen zu verwalten bekommen; in anderen Fällen muß der Richter den De- nuncianten erweisen lassen, daß das Ver- brechen begangen worden, als in unserem
Exem-
Cap. 6. Von der Regierung
ſo beſtraffet werden ſol, nemlich Titii bey dem Mævio gewaltſam begangener Dieb- ſtahl. Und endlich der Hinterſatz iſt das Urtheil, welches uͤber Titium gefaͤllet wird und zeiget, wie er zu beſtraffen ſey, nemlich daß man ihn mit dem Strange von dem Leben zum Tode bringen ſolle. Wor- aus nun ferner erhellet, daß, ehe das Ur- theil ſowohl in Civil-als Criminal-Sa- chen ertheilet werden kan, es hauptſaͤchlich auf den Beweis des Unterſatzes ankommet, als in Civil-Sachen auf die Beſchaffen- heit, bey der etwas geſchehen oder nicht geſchehen ſoll, z. E. daß Titius Vor- munde geweſen und des Unmuͤndigen Guͤt- ter zu verwalten gehabt, auch die Vor- mundſchafft nunmehro geendiget ſey; in Criminal-Sachen auf das Verbrechen, daß es gewis begangen worden, z. E. daß Titius bey dem Mævio des Nachts einge- brochen und ihm uͤber zwey hundert Tha- ler werth entwendet. Und demnach muß im erſten Falle der Richter den Klaͤger da- hin an weiſen, daß er die geklagten Umb- ſtaͤnde erweiſe, woferne ſie oder einige da- von der Beklagte leugnet, als in unſerem Exempel, daß Titius einige Guͤtter des Unmuͤndigen zu verwalten bekommen; in anderen Faͤllen muß der Richter den De- nuncianten erweiſen laſſen, daß das Ver- brechen begangen worden, als in unſerem
Exem-
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Cap. 6. Von der Regierung
ſo beſtraffet werden ſol, nemlich Titii bey
dem Mævio gewaltſam begangener Dieb-
ſtahl. Und endlich der Hinterſatz iſt das
Urtheil, welches uͤber Titium gefaͤllet
wird und zeiget, wie er zu beſtraffen ſey,
nemlich daß man ihn mit dem Strange von
dem Leben zum Tode bringen ſolle. Wor-
aus nun ferner erhellet, daß, ehe das Ur-
theil ſowohl in Civil-als Criminal-Sa-
chen ertheilet werden kan, es hauptſaͤchlich
auf den Beweis des Unterſatzes ankommet,
als in Civil-Sachen auf die Beſchaffen-
heit, bey der etwas geſchehen oder nicht
geſchehen ſoll, z. E. daß Titius Vor-
munde geweſen und des Unmuͤndigen Guͤt-
ter zu verwalten gehabt, auch die Vor-
mundſchafft nunmehro geendiget ſey; in
Criminal-Sachen auf das Verbrechen,
daß es gewis begangen worden, z. E. daß
Titius bey dem Mævio des Nachts einge-
brochen und ihm uͤber zwey hundert Tha-
ler werth entwendet. Und demnach muß
im erſten Falle der Richter den Klaͤger da-
hin an weiſen, daß er die geklagten Umb-
ſtaͤnde erweiſe, woferne ſie oder einige da-
von der Beklagte leugnet, als in unſerem
Exempel, daß Titius einige Guͤtter des
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/536>, abgerufen am 16.02.2025.
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