damit nicht auskommen könte, solches zu nachdrücklicher Verordnung an die hohe Obrigkeit, die allein Gesetze geben kan, ge- langen lassen, damit durch ein Gesetze zu der Zeit, wenn es nöthig ist, allem Unhei- le vorgebeuget werde. Ob nun zwar nicht nöthig scheinen dörffte, was mehreres von der Materie der Gesetze hinzu zu setzen, auch nicht möglich ist, daß wir hier an diesem Orte alle Arten der Gesetze durchgehen kön- nen; so wird doch nicht undienlich seyn, dasjenige, was überhaupt gesaget worden, absonderlich zur Erläuterung der Noth- wendigkeit der bürgerlichen Gesetze (§. 401) in einigen besonderen Fällen zu zeigen. Denn hierdurch wird man nicht allein das allgemeine besser verstehen, sondern auch in besonderen Fällen beqvemer an- bringen lernen.
§. 421.
Der Mensch ist verbundenGrund der bür- gerlichen Gesetze wegen des Got- tesdien- stes. GOtt zu dienen (§. 757. & sqq. Mor.): Da nun hierzu gewisse Zusammenkünffte zu gewissen Zeiten müssen angestellet wer- den (§. 763. Mor.), dieses aber auf vieler- ley Weise geschehen kan; so muß die O- brigkeit die Feyertage bestimmen und die Zusammenkünffte der Zeit und dem Ort nach anordnen, auch befehlen, daß nie- mand ohne Noth dieselben versäume. Nun wäre es freylich unmöglich, daß man je- derzeit an Orten, wo grosse Gemeinen sind,
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Geſetzen.
damit nicht auskommen koͤnte, ſolches zu nachdruͤcklicher Verordnung an die hohe Obrigkeit, die allein Geſetze geben kan, ge- langen laſſen, damit durch ein Geſetze zu der Zeit, wenn es noͤthig iſt, allem Unhei- le vorgebeuget werde. Ob nun zwar nicht noͤthig ſcheinen doͤrffte, was mehreres von der Materie der Geſetze hinzu zu ſetzen, auch nicht moͤglich iſt, daß wir hier an dieſem Orte alle Arten der Geſetze durchgehen koͤn- nen; ſo wird doch nicht undienlich ſeyn, dasjenige, was uͤberhaupt geſaget worden, abſonderlich zur Erlaͤuterung der Noth- wendigkeit der buͤrgerlichen Geſetze (§. 401) in einigen beſonderen Faͤllen zu zeigen. Denn hierdurch wird man nicht allein das allgemeine beſſer verſtehen, ſondern auch in beſonderen Faͤllen beqvemer an- bringen lernen.
§. 421.
Der Menſch iſt verbundenGrund der buͤr- gerlichen Geſetze wegen des Got- tesdien- ſtes. GOtt zu dienen (§. 757. & ſqq. Mor.): Da nun hierzu gewiſſe Zuſammenkuͤnffte zu gewiſſen Zeiten muͤſſen angeſtellet wer- den (§. 763. Mor.), dieſes aber auf vieler- ley Weiſe geſchehen kan; ſo muß die O- brigkeit die Feyertage beſtimmen und die Zuſammenkuͤnffte der Zeit und dem Ort nach anordnen, auch befehlen, daß nie- mand ohne Noth dieſelben verſaͤume. Nun waͤre es freylich unmoͤglich, daß man je- derzeit an Orten, wo groſſe Gemeinen ſind,
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Geſetzen.
damit nicht auskommen koͤnte, ſolches zu
nachdruͤcklicher Verordnung an die hohe
Obrigkeit, die allein Geſetze geben kan, ge-
langen laſſen, damit durch ein Geſetze zu
der Zeit, wenn es noͤthig iſt, allem Unhei-
le vorgebeuget werde. Ob nun zwar nicht
noͤthig ſcheinen doͤrffte, was mehreres von
der Materie der Geſetze hinzu zu ſetzen, auch
nicht moͤglich iſt, daß wir hier an dieſem
Orte alle Arten der Geſetze durchgehen koͤn-
nen; ſo wird doch nicht undienlich ſeyn,
dasjenige, was uͤberhaupt geſaget worden,
abſonderlich zur Erlaͤuterung der Noth-
wendigkeit der buͤrgerlichen Geſetze (§. 401)
in einigen beſonderen Faͤllen zu zeigen.
Denn hierdurch wird man nicht allein
das allgemeine beſſer verſtehen, ſondern
auch in beſonderen Faͤllen beqvemer an-
bringen lernen.
§. 421.Der Menſch iſt verbunden
GOtt zu dienen (§. 757. & ſqq. Mor.):
Da nun hierzu gewiſſe Zuſammenkuͤnffte
zu gewiſſen Zeiten muͤſſen angeſtellet wer-
den (§. 763. Mor.), dieſes aber auf vieler-
ley Weiſe geſchehen kan; ſo muß die O-
brigkeit die Feyertage beſtimmen und die
Zuſammenkuͤnffte der Zeit und dem Ort
nach anordnen, auch befehlen, daß nie-
mand ohne Noth dieſelben verſaͤume. Nun
waͤre es freylich unmoͤglich, daß man je-
derzeit an Orten, wo groſſe Gemeinen ſind,
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Grund
der buͤr-
gerlichen
Geſetze
wegen
des Got-
tesdien-
ſtes.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/449>, abgerufen am 25.11.2024.
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