Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.des gemeinen Wesens. nicht umzugehen wissen, unter der Gewaltihrer Vormünder lässet, die ihnen ihr Ver- mögen verwalten müssen, und ohne deren Vorbewust und Willen sie nichts ausge- ben dörffen. Wiewohl man auch darauf zn sehen hat, daß sie nicht von ihnen selbst darum betrogen werden, und zu dem En- de von ihnen jährlich Rechenschafft fordern muß, wie sie es verwaltet: wobey nicht allein die Rechnungen über Ausgabe und Einnahme abzunehmen, sondern auch die Sicherheit des Vermögens ihrer Unmün- digen zu untersuchen. Und hat man hier- über umb so viel fester zu halten, je mehr dabey versehen wird, wenn man Vormün- dern nachsiehet und nicht jährliche Rechen- schafft von ihnen fordert. Da nun aber hierbey viel zu thun vorfället; so hat man ein besonderes Vormundschaffts-Amt dazu nöthig, welches hierauf ein sorgfäl- tiges und wachsames Auge hat, und zu gehöriger Zeit zur Rechenschafft vor sich fordert, die sich nicht selbst einfinden. Es verschwenden aber die Leute ihr Vermögen entweder durch Spielen, oder durch Fres- sen und Sauffen, oder durch übermäßi- gen Kleider-Pracht, oder auch durch all- zugrosse Geschencke und Allmosen. Allein da bereit im vorhergehenden ausgeführet worden, daß man gewinnsichtige Spiele nicht allein verbiethen, auch die Auszah- lung
des gemeinen Weſens. nicht umzugehen wiſſen, unter der Gewaltihrer Vormuͤnder laͤſſet, die ihnen ihr Ver- moͤgen verwalten muͤſſen, und ohne deren Vorbewuſt und Willen ſie nichts ausge- ben doͤrffen. Wiewohl man auch darauf zn ſehen hat, daß ſie nicht von ihnen ſelbſt darum betrogen werden, und zu dem En- de von ihnen jaͤhrlich Rechenſchafft fordern muß, wie ſie es verwaltet: wobey nicht allein die Rechnungen uͤber Ausgabe und Einnahme abzunehmen, ſondern auch die Sicherheit des Vermoͤgens ihrer Unmuͤn- digen zu unterſuchen. Und hat man hier- uͤber umb ſo viel feſter zu halten, je mehr dabey verſehen wird, wenn man Vormuͤn- dern nachſiehet und nicht jaͤhrliche Rechen- ſchafft von ihnen fordert. Da nun aber hierbey viel zu thun vorfaͤllet; ſo hat man ein beſonderes Vormundſchaffts-Amt dazu noͤthig, welches hierauf ein ſorgfaͤl- tiges und wachſames Auge hat, und zu gehoͤriger Zeit zur Rechenſchafft vor ſich fordert, die ſich nicht ſelbſt einfinden. Es verſchwenden aber die Leute ihr Vermoͤgen entweder durch Spielen, oder durch Freſ- ſen und Sauffen, oder durch uͤbermaͤßi- gen Kleider-Pracht, oder auch durch all- zugroſſe Geſchencke und Allmoſen. Allein da bereit im vorhergehenden ausgefuͤhret worden, daß man gewinnſichtige Spiele nicht allein verbiethen, auch die Auszah- lung
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des gemeinen Weſens.
nicht umzugehen wiſſen, unter der Gewalt
ihrer Vormuͤnder laͤſſet, die ihnen ihr Ver-
moͤgen verwalten muͤſſen, und ohne deren
Vorbewuſt und Willen ſie nichts ausge-
ben doͤrffen. Wiewohl man auch darauf
zn ſehen hat, daß ſie nicht von ihnen ſelbſt
darum betrogen werden, und zu dem En-
de von ihnen jaͤhrlich Rechenſchafft fordern
muß, wie ſie es verwaltet: wobey nicht
allein die Rechnungen uͤber Ausgabe und
Einnahme abzunehmen, ſondern auch die
Sicherheit des Vermoͤgens ihrer Unmuͤn-
digen zu unterſuchen. Und hat man hier-
uͤber umb ſo viel feſter zu halten, je mehr
dabey verſehen wird, wenn man Vormuͤn-
dern nachſiehet und nicht jaͤhrliche Rechen-
ſchafft von ihnen fordert. Da nun aber
hierbey viel zu thun vorfaͤllet; ſo hat man
ein beſonderes Vormundſchaffts-Amt
dazu noͤthig, welches hierauf ein ſorgfaͤl-
tiges und wachſames Auge hat, und zu
gehoͤriger Zeit zur Rechenſchafft vor ſich
fordert, die ſich nicht ſelbſt einfinden. Es
verſchwenden aber die Leute ihr Vermoͤgen
entweder durch Spielen, oder durch Freſ-
ſen und Sauffen, oder durch uͤbermaͤßi-
gen Kleider-Pracht, oder auch durch all-
zugroſſe Geſchencke und Allmoſen. Allein
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