Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.des gemeinen Wesens. dicin in diesem Stücke zu mehrerer Gewiß-heit brächte: welches eine Arbeit ist, die mit für die Academie der Wiffenschafft gehöret (§. 300). Es können auch die Kinder öffters in Mutter-Leibe verwahr- loset werden, und zu einigen Kranckheiten einen Ansatz bekommen, theils wenn die Mutter wehrender Schwangerschafft da- mit behafftet, theils wenn sie sich zur sel- ben Zeit nicht gebührend verhält: welches an seinem Orte deutlicher wird gezeiget werden. Und also geben die Schwange- ren eine neue Sorge an die Hand, wo man nichts verabsäumen wil, was in un- serer Gewalt stehet. Es dörfften vielleicht einige meinen, man erfordere gar zu viel von denen, welche die Aufsicht für die ge- meine Wohlfahrt haben; andere werden es gar verlachen, weil sie täglich erfah- ren, daß man hierauf nicht siehet. Al- lein ich scheue mich nicht zu behaupten, wozu ich guten Grund habe, es mag üb- lich seyn, oder nicht, Jch gebe ietzt kei- nen Geschicht-Schreiber ab, der bloß er- zehlet, was im Brauch ist; sondern viel- mehr einen Weltweisen, der nach der Vernunfft untersuchet, wie alles beschaffen feyn sol, und von jedem, was er antrifft, den Grund suchet, warum es bestehen kan. Was ich hier in einem besonderen Falle er- innere, gilt durchgehends in allen übri- gen.
des gemeinen Weſens. dicin in dieſem Stuͤcke zu mehrerer Gewiß-heit braͤchte: welches eine Arbeit iſt, die mit fuͤr die Academie der Wiffenſchafft gehoͤret (§. 300). Es koͤnnen auch die Kinder oͤffters in Mutter-Leibe verwahr- loſet werden, und zu einigen Kranckheiten einen Anſatz bekommen, theils wenn die Mutter wehrender Schwangerſchafft da- mit behafftet, theils wenn ſie ſich zur ſel- ben Zeit nicht gebuͤhrend verhaͤlt: welches an ſeinem Orte deutlicher wird gezeiget werden. Und alſo geben die Schwange- ren eine neue Sorge an die Hand, wo man nichts verabſaͤumen wil, was in un- ſerer Gewalt ſtehet. Es doͤrfften vielleicht einige meinen, man erfordere gar zu viel von denen, welche die Aufſicht fuͤr die ge- meine Wohlfahrt haben; andere werden es gar verlachen, weil ſie taͤglich erfah- ren, daß man hierauf nicht ſiehet. Al- lein ich ſcheue mich nicht zu behaupten, wozu ich guten Grund habe, es mag uͤb- lich ſeyn, oder nicht, Jch gebe ietzt kei- nen Geſchicht-Schreiber ab, der bloß er- zehlet, was im Brauch iſt; ſondern viel- mehr einen Weltweiſen, der nach der Vernunfft unterſuchet, wie alles beſchaffen feyn ſol, und von jedem, was er antrifft, den Grund ſuchet, warum es beſtehen kan. Was ich hier in einem beſonderen Falle er- innere, gilt durchgehends in allen uͤbri- gen.
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des gemeinen Weſens.
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heit braͤchte: welches eine Arbeit iſt, die
mit fuͤr die Academie der Wiffenſchafft
gehoͤret (§. 300). Es koͤnnen auch die
Kinder oͤffters in Mutter-Leibe verwahr-
loſet werden, und zu einigen Kranckheiten
einen Anſatz bekommen, theils wenn die
Mutter wehrender Schwangerſchafft da-
mit behafftet, theils wenn ſie ſich zur ſel-
ben Zeit nicht gebuͤhrend verhaͤlt: welches
an ſeinem Orte deutlicher wird gezeiget
werden. Und alſo geben die Schwange-
ren eine neue Sorge an die Hand, wo
man nichts verabſaͤumen wil, was in un-
ſerer Gewalt ſtehet. Es doͤrfften vielleicht
einige meinen, man erfordere gar zu viel
von denen, welche die Aufſicht fuͤr die ge-
meine Wohlfahrt haben; andere werden
es gar verlachen, weil ſie taͤglich erfah-
ren, daß man hierauf nicht ſiehet. Al-
lein ich ſcheue mich nicht zu behaupten,
wozu ich guten Grund habe, es mag uͤb-
lich ſeyn, oder nicht, Jch gebe ietzt kei-
nen Geſchicht-Schreiber ab, der bloß er-
zehlet, was im Brauch iſt; ſondern viel-
mehr einen Weltweiſen, der nach der
Vernunfft unterſuchet, wie alles beſchaffen
feyn ſol, und von jedem, was er antrifft,
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