liche Mittel anzuwenden, die sich aus den besonderen Umständen geben müssen. De- rowegen muß man sogleich, als eine Ubel- that erfahren wird, sich nach den besonde- ren Umständen erkundigen, dieselben flei- ßig erwegen und zusehen, ob sich nicht et- wan daraus einige Spuren hervor thun, hinter den Thäter zu kommen. Und in diesem Falle stehet alles frey, was man ohne Vöses zu thun als ein Mittel ge- brauchen kan. Z. E. Wenn Titius Wis- senschafft von der Sache hätte und es wä- re zu besorgen, daß er davon gienge, oder man wüste es nicht gewiß, ob er bleiben würde, wo man ihn als Zeugen verneh- men wolte; so geschähe ihm nicht zu viel, wenn er so lange in Verhafft genommen würde, bis man von ihm erfahren, was zu wissen nöthig, oder sich auf eine ande- re Weise, als durch genugsame Caution, seiner Person, so weit man sie nöthig hat, versicherte. Es ist freylich etwas hartes ohne Schuld ins Gefängniß zu gehen, o- der auch entweder mit baarem Gelde, o- der durch Pfand, oder auch einen Bür- gen, oder endlich durch einen Eyd Si- cherheit seiner Person wegen zu verschaffen: allein es ist ein Unglück, das man nicht vermeiden können (§. 1002 Mor.), und das man dem gemeinen Besten zu gefallen über sich nehmen muß (§. 218). Da man
nun
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des gemeinen Weſens.
liche Mittel anzuwenden, die ſich aus den beſonderen Umſtaͤnden geben muͤſſen. De- rowegen muß man ſogleich, als eine Ubel- that erfahren wird, ſich nach den beſonde- ren Umſtaͤnden erkundigen, dieſelben flei- ßig erwegen und zuſehen, ob ſich nicht et- wan daraus einige Spuren hervor thun, hinter den Thaͤter zu kommen. Und in dieſem Falle ſtehet alles frey, was man ohne Voͤſes zu thun als ein Mittel ge- brauchen kan. Z. E. Wenn Titius Wiſ- ſenſchafft von der Sache haͤtte und es waͤ- re zu beſorgen, daß er davon gienge, oder man wuͤſte es nicht gewiß, ob er bleiben wuͤrde, wo man ihn als Zeugen verneh- men wolte; ſo geſchaͤhe ihm nicht zu viel, wenn er ſo lange in Verhafft genommen wuͤrde, bis man von ihm erfahren, was zu wiſſen noͤthig, oder ſich auf eine ande- re Weiſe, als durch genugſame Caution, ſeiner Perſon, ſo weit man ſie noͤthig hat, verſicherte. Es iſt freylich etwas hartes ohne Schuld ins Gefaͤngniß zu gehen, o- der auch entweder mit baarem Gelde, o- der durch Pfand, oder auch einen Buͤr- gen, oder endlich durch einen Eyd Si- cherheit ſeiner Perſon wegen zu verſchaffen: allein es iſt ein Ungluͤck, das man nicht vermeiden koͤnnen (§. 1002 Mor.), und das man dem gemeinen Beſten zu gefallen uͤber ſich nehmen muß (§. 218). Da man
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des gemeinen Weſens.
liche Mittel anzuwenden, die ſich aus den
beſonderen Umſtaͤnden geben muͤſſen. De-
rowegen muß man ſogleich, als eine Ubel-
that erfahren wird, ſich nach den beſonde-
ren Umſtaͤnden erkundigen, dieſelben flei-
ßig erwegen und zuſehen, ob ſich nicht et-
wan daraus einige Spuren hervor thun,
hinter den Thaͤter zu kommen. Und in
dieſem Falle ſtehet alles frey, was man
ohne Voͤſes zu thun als ein Mittel ge-
brauchen kan. Z. E. Wenn Titius Wiſ-
ſenſchafft von der Sache haͤtte und es waͤ-
re zu beſorgen, daß er davon gienge, oder
man wuͤſte es nicht gewiß, ob er bleiben
wuͤrde, wo man ihn als Zeugen verneh-
men wolte; ſo geſchaͤhe ihm nicht zu viel,
wenn er ſo lange in Verhafft genommen
wuͤrde, bis man von ihm erfahren, was
zu wiſſen noͤthig, oder ſich auf eine ande-
re Weiſe, als durch genugſame Caution,
ſeiner Perſon, ſo weit man ſie noͤthig hat,
verſicherte. Es iſt freylich etwas hartes
ohne Schuld ins Gefaͤngniß zu gehen, o-
der auch entweder mit baarem Gelde, o-
der durch Pfand, oder auch einen Buͤr-
gen, oder endlich durch einen Eyd Si-
cherheit ſeiner Perſon wegen zu verſchaffen:
allein es iſt ein Ungluͤck, das man nicht
vermeiden koͤnnen (§. 1002 Mor.), und
das man dem gemeinen Beſten zu gefallen
uͤber ſich nehmen muß (§. 218). Da man
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/327>, abgerufen am 16.02.2025.
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