Mensch desto bequemer denen natürlichen Pflichten ein Genügen thun kan (§. 213. Mor.); so hat man auch davor zu sorgen daß niemand den andern beleidigen darff, und, woferne er ihm einigen Schaden zu- gefüget, denselben wieder ersetzen muß. Weil nun absonderlich in Verträgen und Vergleichen einer den andern gar leichte bevortheilen und in Schaden bringen kan (§. 1008 Mor.); so hat man auch davor zu sorgen/ daß in Verträgen und Ver- gleichen alles richtig hergehe (§. 1023 Mor.) und, so jemand darunter beleidiget worden, oder daraus einen Schaden hat, ihm zu gebührender Satisfaction verholf- fen werde, das ist, man muß einem je- den zu seinem Rechte verhelffen.
§. 331.
Damit nun im Kauffen undWas bey Kauffen und Ver- kauffen zu ver- ordnen Verkauffen aller Betrug desto leichter ver- mieden werde, so müssen nicht allein die Wahren, die man zu verkauffen hat, be- sehen werden, ob sie tüchtig sind oder nicht; sondern man muß auch ihnen einen gewis- sen Preiß setzen, dabey beydes Käuffer und Verkäuffer bestehen kan. Wenn dieses nicht geschiehet, so können die jenigen, wel- che die Wahren nicht verstehen, leicht be- trogen oder doch wenigstens in dem Preis- se übersetzet werden, und die Verkäuffer können ohne Noth Theurung machen, wenn die Käuffer die Wahren nöthig haben.
§. 332.
(Politick) S
des gemeinen Weſens.
Menſch deſto bequemer denen natuͤrlichen Pflichten ein Genuͤgen thun kan (§. 213. Mor.); ſo hat man auch davor zu ſorgen daß niemand den andern beleidigen darff, und, woferne er ihm einigen Schaden zu- gefuͤget, denſelben wieder erſetzen muß. Weil nun abſonderlich in Vertraͤgen und Vergleichen einer den andern gar leichte bevortheilen und in Schaden bringen kan (§. 1008 Mor.); ſo hat man auch davor zu ſorgen/ daß in Vertraͤgen und Ver- gleichen alles richtig hergehe (§. 1023 Mor.) und, ſo jemand darunter beleidiget worden, oder daraus einen Schaden hat, ihm zu gebuͤhrender Satisfaction verholf- fen werde, das iſt, man muß einem je- den zu ſeinem Rechte verhelffen.
§. 331.
Damit nun im Kauffen undWas bey Kauffen und Ver- kauffen zu ver- ordnen Verkauffen aller Betrug deſto leichter ver- mieden werde, ſo muͤſſen nicht allein die Wahren, die man zu verkauffen hat, be- ſehen werden, ob ſie tuͤchtig ſind oder nicht; ſondern man muß auch ihnen einen gewiſ- ſen Preiß ſetzen, dabey beydes Kaͤuffer und Verkaͤuffer beſtehen kan. Wenn dieſes nicht geſchiehet, ſo koͤnnen die jenigen, wel- che die Wahren nicht verſtehen, leicht be- trogen oder doch wenigſtens in dem Preiſ- ſe uͤberſetzet werden, und die Verkaͤuffer koͤnnen ohne Noth Theurung machen, wenn die Kaͤuffer die Wahren noͤthig haben.
§. 332.
(Politick) S
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des gemeinen Weſens.
Menſch deſto bequemer denen natuͤrlichen
Pflichten ein Genuͤgen thun kan (§. 213.
Mor.); ſo hat man auch davor zu ſorgen
daß niemand den andern beleidigen darff,
und, woferne er ihm einigen Schaden zu-
gefuͤget, denſelben wieder erſetzen muß.
Weil nun abſonderlich in Vertraͤgen und
Vergleichen einer den andern gar leichte
bevortheilen und in Schaden bringen kan
(§. 1008 Mor.); ſo hat man auch davor
zu ſorgen/ daß in Vertraͤgen und Ver-
gleichen alles richtig hergehe (§. 1023
Mor.) und, ſo jemand darunter beleidiget
worden, oder daraus einen Schaden hat,
ihm zu gebuͤhrender Satisfaction verholf-
fen werde, das iſt, man muß einem je-
den zu ſeinem Rechte verhelffen.
§. 331.Damit nun im Kauffen und
Verkauffen aller Betrug deſto leichter ver-
mieden werde, ſo muͤſſen nicht allein die
Wahren, die man zu verkauffen hat, be-
ſehen werden, ob ſie tuͤchtig ſind oder nicht;
ſondern man muß auch ihnen einen gewiſ-
ſen Preiß ſetzen, dabey beydes Kaͤuffer und
Verkaͤuffer beſtehen kan. Wenn dieſes
nicht geſchiehet, ſo koͤnnen die jenigen, wel-
che die Wahren nicht verſtehen, leicht be-
trogen oder doch wenigſtens in dem Preiſ-
ſe uͤberſetzet werden, und die Verkaͤuffer
koͤnnen ohne Noth Theurung machen,
wenn die Kaͤuffer die Wahren noͤthig haben.
Was bey
Kauffen
und Ver-
kauffen
zu ver-
ordnen
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/291>, abgerufen am 22.11.2024.
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