Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 3. Von der Einrichtung mehr nöthig, wo nicht andere Ursachenvon aussen verhanden, dadurch der Mensch zu dem innern geleitet wird. Und dem- nach sind die Regeln der Schönheit, wel- che in der Baukunst vorgeschrieben wer- den, absonderlich bey den Kirchen, auf das sorgfältigste in acht zu nehmen. Wollte man aber ins besondere fragen, wie man die Kirchen so wohl in-als aus-wendig aus- zieren solle: so siehet man leicht, daß diese Auszierung mit unter die Ceremonien zu rechnen ist (§. 176 Mor.). Da uns nun durch diese Zierrathen ins Gedächtniß ge- bracht werden sol, was wir bey dem öf- fentlichen Gottes-Dienste zu bedencken haben (§. 177 Mor.): so müssen wir abermahls die Beschaffenheit des Gottes- dienstes für allen Dingen recht einsehen, e- he wir mit Vernunfft die Kirchen auszieren können. Jch weiß wohl: es wird dieses einigen seltsam vorkommen. Allein das ist nicht genung es zu verwerffen: man muß zeigen, daß ich es ohne Grund behaupte, da- von ich aber schon das Gegeniheil erwie- sen. Festtage zu ord- nen und zu feyren. §. 324. Was die Zeit betrifft, da man Ta-
Cap. 3. Von der Einrichtung mehr noͤthig, wo nicht andere Urſachenvon auſſen verhanden, dadurch der Menſch zu dem innern geleitet wird. Und dem- nach ſind die Regeln der Schoͤnheit, wel- che in der Baukunſt vorgeſchrieben wer- den, abſonderlich bey den Kirchen, auf das ſorgfaͤltigſte in acht zu nehmen. Wollte man aber ins beſondere fragen, wie man die Kirchen ſo wohl in-als aus-wendig aus- zieren ſolle: ſo ſiehet man leicht, daß dieſe Auszierung mit unter die Ceremonien zu rechnen iſt (§. 176 Mor.). Da uns nun durch dieſe Zierrathen ins Gedaͤchtniß ge- bracht werden ſol, was wir bey dem oͤf- fentlichen Gottes-Dienſte zu bedencken haben (§. 177 Mor.): ſo muͤſſen wir abermahls die Beſchaffenheit des Gottes- dienſtes fuͤr allen Dingen recht einſehen, e- he wir mit Vernunfft die Kirchen auszieren koͤnnen. Jch weiß wohl: es wird dieſes einigen ſeltſam vorkommen. Allein das iſt nicht genung es zu verwerffen: man muß zeigen, daß ich es ohne Grund behaupte, da- von ich aber ſchon das Gegeniheil erwie- ſen. Feſttage zu ord- nen und zu feyren. §. 324. Was die Zeit betrifft, da man Ta-
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Cap. 3. Von der Einrichtung
mehr noͤthig, wo nicht andere Urſachen
von auſſen verhanden, dadurch der Menſch
zu dem innern geleitet wird. Und dem-
nach ſind die Regeln der Schoͤnheit, wel-
che in der Baukunſt vorgeſchrieben wer-
den, abſonderlich bey den Kirchen, auf das
ſorgfaͤltigſte in acht zu nehmen. Wollte
man aber ins beſondere fragen, wie man
die Kirchen ſo wohl in-als aus-wendig aus-
zieren ſolle: ſo ſiehet man leicht, daß dieſe
Auszierung mit unter die Ceremonien zu
rechnen iſt (§. 176 Mor.). Da uns nun
durch dieſe Zierrathen ins Gedaͤchtniß ge-
bracht werden ſol, was wir bey dem oͤf-
fentlichen Gottes-Dienſte zu bedencken
haben (§. 177 Mor.): ſo muͤſſen wir
abermahls die Beſchaffenheit des Gottes-
dienſtes fuͤr allen Dingen recht einſehen, e-
he wir mit Vernunfft die Kirchen auszieren
koͤnnen. Jch weiß wohl: es wird dieſes
einigen ſeltſam vorkommen. Allein das
iſt nicht genung es zu verwerffen: man muß
zeigen, daß ich es ohne Grund behaupte, da-
von ich aber ſchon das Gegeniheil erwie-
ſen.
§. 324.Was die Zeit betrifft, da man
des Gottes-Dienſtes wegen zuſammen
kommen ſoll; ſo entſtehet die Frage, ob es
beſſer ſey gantze Tage dazu auszuſetzen,
darinnen man von der gewoͤhnlichen Ar-
beit feyret, oder nur einige Stunden in
Ta-
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