Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 3. Von der Einrichtung ber von rechter Einrichtung der Hand-wercks-Schulen alsdenn erst reden lassen, wenn man von allen Künsten und Hand- wercken tüchtige Beschreibungen haben wird, und wenn sie in Form der Wis- senschafften werden gebracht worden seyn. Denn man kan nicht eher sagen, was für Lehren aus den Wissenschaften eine Kunst oder Handthierung zu erlernen nöthig sind, ehe man dieselbe vollständig begreiffet, und den Grund von allem, was dabey vorkommet, verstehet. Uber die- ses ist wohl zu mercken, daß auch einige Handthierungen sind, die aus Wissen- schaften gar nichts erfordern. Die sich nun darauf legen, haben Handwercks- Schulen zu besuchen nicht nöthig. Weil es ein Werck ist, welches für die Acade- mie der Wissenschaften gehöret, Künste und Handwercke zu beschreiben und in Form der Wissenschaften zu bringen (§. 305); so wird auch die Enrichtung der Handwercks-Schulen ihr zu überlassen seyn, wenn sie erst dem ersten Stücke ein Gnügen gethan. Unterdessen könnte man leicht mit einem und dem andern einen Versuch thun. Z. E. Wenn die Rechen- meister dabey die Mathematick lerneten, welches heut zu Tage, da der Weg dazu gebähnet, gar leichte geschehen kan; so könnten bey ihnen zugleich diejenigen Un- ter-
Cap. 3. Von der Einrichtung ber von rechter Einrichtung der Hand-wercks-Schulen alsdenn erſt reden laſſen, wenn man von allen Kuͤnſten und Hand- wercken tuͤchtige Beſchreibungen haben wird, und wenn ſie in Form der Wiſ- ſenſchafften werden gebracht worden ſeyn. Denn man kan nicht eher ſagen, was fuͤr Lehren aus den Wiſſenſchaften eine Kunſt oder Handthierung zu erlernen noͤthig ſind, ehe man dieſelbe vollſtaͤndig begreiffet, und den Grund von allem, was dabey vorkommet, verſtehet. Uber die- ſes iſt wohl zu mercken, daß auch einige Handthierungen ſind, die aus Wiſſen- ſchaften gar nichts erfordern. Die ſich nun darauf legen, haben Handwercks- Schulen zu beſuchen nicht noͤthig. Weil es ein Werck iſt, welches fuͤr die Acade- mie der Wiſſenſchaften gehoͤret, Kuͤnſte und Handwercke zu beſchreiben und in Form der Wiſſenſchaften zu bringen (§. 305); ſo wird auch die Enrichtung der Handwercks-Schulen ihr zu uͤberlaſſen ſeyn, wenn ſie erſt dem erſten Stuͤcke ein Gnuͤgen gethan. Unterdeſſen koͤnnte man leicht mit einem und dem andern einen Verſuch thun. Z. E. Wenn die Rechen- meiſter dabey die Mathematick lerneten, welches heut zu Tage, da der Weg dazu gebaͤhnet, gar leichte geſchehen kan; ſo koͤnnten bey ihnen zugleich diejenigen Un- ter-
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Cap. 3. Von der Einrichtung
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wercks-Schulen alsdenn erſt reden laſſen,
wenn man von allen Kuͤnſten und Hand-
wercken tuͤchtige Beſchreibungen haben
wird, und wenn ſie in Form der Wiſ-
ſenſchafften werden gebracht worden ſeyn.
Denn man kan nicht eher ſagen, was
fuͤr Lehren aus den Wiſſenſchaften eine
Kunſt oder Handthierung zu erlernen
noͤthig ſind, ehe man dieſelbe vollſtaͤndig
begreiffet, und den Grund von allem, was
dabey vorkommet, verſtehet. Uber die-
ſes iſt wohl zu mercken, daß auch einige
Handthierungen ſind, die aus Wiſſen-
ſchaften gar nichts erfordern. Die ſich
nun darauf legen, haben Handwercks-
Schulen zu beſuchen nicht noͤthig. Weil
es ein Werck iſt, welches fuͤr die Acade-
mie der Wiſſenſchaften gehoͤret, Kuͤnſte
und Handwercke zu beſchreiben und in
Form der Wiſſenſchaften zu bringen (§.
305); ſo wird auch die Enrichtung der
Handwercks-Schulen ihr zu uͤberlaſſen
ſeyn, wenn ſie erſt dem erſten Stuͤcke ein
Gnuͤgen gethan. Unterdeſſen koͤnnte man
leicht mit einem und dem andern einen
Verſuch thun. Z. E. Wenn die Rechen-
meiſter dabey die Mathematick lerneten,
welches heut zu Tage, da der Weg dazu
gebaͤhnet, gar leichte geſchehen kan; ſo
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