Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 2. Von den verschiedenen
und Aristocratie mehr Aenlichkeit mit der
väterlichen Gesellschafft und dem Hause,
als die Politie (§. 264. 266. 234. & seq. Polit.
& §. 18 Met.
). Und demnach lässet sich
nicht alles auf die Politie ziehen, was auf
die Monarchie und Aristocratie sich deuten
lässet (§. 265. 267). Jch sage mit Fleiß:
Alles. Denn da man auch in der Politie
Obrigkeiten hat, die im Nahmen der übri-
gen die Bewerckstelligung desjenigen beob-
achten, was einmahl mit aller Einwilligung
durch Gesetze fest gestellet oder sonst beschlos-
sen worden; so verstehet fichs vor sich, daß
auch bey diesen Obrigkeiten gielt, was ü-
berhaupt von allen (§. 265. 267) erwiesen
worden.

Zweisfel
wird ge-
hoben.
§. 269.

Vielleicht werden einige ver-
meinen, man könne regierende Personen,
am allerwenigsten aber Monarchen, mit
Vätern und Hausvätern vergleichen: Denn
Väter und Hausväter könnten kein Ge-
setze geben, sondern nur Rath ertheilen und
vermahnen. Allein wer die Sache genauer
einsiehet, derselbe wird besinden, daß Väter
und Hausväter eben so wohl Gewalt und
Macht haben, die Kinder und andere Haus-
genossen zu gewissen Handlungen zu ver-
binden, auch sie solches auf eben die Wei-
se thun, wie Obrigkeiten ihre Unterthanen
zuverbinden pflegen. Wer bedencket, was
verbinden überhaupt ist (§. 8. Mor.),

und

Cap. 2. Von den verſchiedenen
und Ariſtocratie mehr Aenlichkeit mit der
vaͤterlichen Geſellſchafft und dem Hauſe,
als die Politie (§. 264. 266. 234. & ſeq. Polit.
& §. 18 Met.
). Und demnach laͤſſet ſich
nicht alles auf die Politie ziehen, was auf
die Monarchie und Ariſtocratie ſich deuten
laͤſſet (§. 265. 267). Jch ſage mit Fleiß:
Alles. Denn da man auch in der Politie
Obrigkeiten hat, die im Nahmen der uͤbri-
gen die Bewerckſtelligung desjenigen beob-
achten, was einmahl mit aller Einwilligung
durch Geſetze feſt geſtellet oder ſonſt beſchloſ-
ſen worden; ſo verſtehet fichs vor ſich, daß
auch bey dieſen Obrigkeiten gielt, was uͤ-
berhaupt von allen (§. 265. 267) erwieſen
worden.

Zweiſfel
wird ge-
hoben.
§. 269.

Vielleicht werden einige ver-
meinen, man koͤnne regierende Perſonen,
am allerwenigſten aber Monarchen, mit
Vaͤtern und Hausvaͤtern vergleichen: Denn
Vaͤter und Hausvaͤter koͤnnten kein Ge-
ſetze geben, ſondern nur Rath ertheilen und
vermahnen. Allein wer die Sache genauer
einſiehet, derſelbe wird beſinden, daß Vaͤter
und Hausvaͤter eben ſo wohl Gewalt und
Macht haben, die Kinder und andere Haus-
genoſſen zu gewiſſen Handlungen zu ver-
binden, auch ſie ſolches auf eben die Wei-
ſe thun, wie Obrigkeiten ihre Unterthanen
zuverbinden pflegen. Wer bedencket, was
verbinden uͤberhaupt iſt (§. 8. Mor.),

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0216" n="198"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 2. Von den ver&#x017F;chiedenen</hi></fw><lb/>
und Ari&#x017F;tocratie mehr Aenlichkeit mit der<lb/>
va&#x0364;terlichen Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft und dem Hau&#x017F;e,<lb/>
als die Politie (§. 264. 266. 234. <hi rendition="#aq">&amp; &#x017F;eq. Polit.<lb/>
&amp; §. 18 Met.</hi>). Und demnach la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich<lb/>
nicht alles auf die Politie ziehen, was auf<lb/>
die Monarchie und Ari&#x017F;tocratie &#x017F;ich deuten<lb/>
la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et (§. 265. 267). Jch &#x017F;age mit Fleiß:<lb/>
Alles. Denn da man auch in der Politie<lb/>
Obrigkeiten hat, die im Nahmen der u&#x0364;bri-<lb/>
gen die Bewerck&#x017F;telligung desjenigen beob-<lb/>
achten, was einmahl mit aller Einwilligung<lb/>
durch Ge&#x017F;etze fe&#x017F;t ge&#x017F;tellet oder &#x017F;on&#x017F;t be&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en worden; &#x017F;o ver&#x017F;tehet fichs vor &#x017F;ich, daß<lb/>
auch bey die&#x017F;en Obrigkeiten gielt, was u&#x0364;-<lb/>
berhaupt von allen (§. 265. 267) erwie&#x017F;en<lb/>
worden.</p><lb/>
              <note place="left">Zwei&#x017F;fel<lb/>
wird ge-<lb/>
hoben.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 269.</head>
              <p>Vielleicht werden einige ver-<lb/>
meinen, man ko&#x0364;nne regierende Per&#x017F;onen,<lb/>
am allerwenig&#x017F;ten aber Monarchen, mit<lb/>
Va&#x0364;tern und Hausva&#x0364;tern vergleichen: Denn<lb/>
Va&#x0364;ter und Hausva&#x0364;ter ko&#x0364;nnten kein Ge-<lb/>
&#x017F;etze geben, &#x017F;ondern nur Rath ertheilen und<lb/>
vermahnen. Allein wer die Sache genauer<lb/>
ein&#x017F;iehet, der&#x017F;elbe wird be&#x017F;inden, daß Va&#x0364;ter<lb/>
und Hausva&#x0364;ter eben &#x017F;o wohl Gewalt und<lb/>
Macht haben, die Kinder und andere Haus-<lb/>
geno&#x017F;&#x017F;en zu gewi&#x017F;&#x017F;en Handlungen zu ver-<lb/>
binden, auch &#x017F;ie &#x017F;olches auf eben die Wei-<lb/>
&#x017F;e thun, wie Obrigkeiten ihre Unterthanen<lb/>
zuverbinden pflegen. Wer bedencket, was<lb/>
verbinden u&#x0364;berhaupt i&#x017F;t (§. 8. <hi rendition="#aq">Mor.</hi>),<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0216] Cap. 2. Von den verſchiedenen und Ariſtocratie mehr Aenlichkeit mit der vaͤterlichen Geſellſchafft und dem Hauſe, als die Politie (§. 264. 266. 234. & ſeq. Polit. & §. 18 Met.). Und demnach laͤſſet ſich nicht alles auf die Politie ziehen, was auf die Monarchie und Ariſtocratie ſich deuten laͤſſet (§. 265. 267). Jch ſage mit Fleiß: Alles. Denn da man auch in der Politie Obrigkeiten hat, die im Nahmen der uͤbri- gen die Bewerckſtelligung desjenigen beob- achten, was einmahl mit aller Einwilligung durch Geſetze feſt geſtellet oder ſonſt beſchloſ- ſen worden; ſo verſtehet fichs vor ſich, daß auch bey dieſen Obrigkeiten gielt, was uͤ- berhaupt von allen (§. 265. 267) erwieſen worden. §. 269.Vielleicht werden einige ver- meinen, man koͤnne regierende Perſonen, am allerwenigſten aber Monarchen, mit Vaͤtern und Hausvaͤtern vergleichen: Denn Vaͤter und Hausvaͤter koͤnnten kein Ge- ſetze geben, ſondern nur Rath ertheilen und vermahnen. Allein wer die Sache genauer einſiehet, derſelbe wird beſinden, daß Vaͤter und Hausvaͤter eben ſo wohl Gewalt und Macht haben, die Kinder und andere Haus- genoſſen zu gewiſſen Handlungen zu ver- binden, auch ſie ſolches auf eben die Wei- ſe thun, wie Obrigkeiten ihre Unterthanen zuverbinden pflegen. Wer bedencket, was verbinden uͤberhaupt iſt (§. 8. Mor.), und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/216
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/216>, abgerufen am 22.11.2024.