nen Wohlfahrt, oder auch der Sicherheit ihren Ursprung nehmen, leichter als in an- deren Regierungs-Formen können abge- wendet werden. Zudem hat man in der Aristocratie auch nicht diejenigen Zufälle zu besorgen, die sich in der Monarchie wegen der Nachfolge im Regimente unterweilen ereignen, es mag die Nachfolge auf die Ge- burt, oder auf die freye Wahl gegründet seyn, wodurch öfters viele innerliche Unru- he und auswertige schweere Kriege entste- hen; welches alles hier umständlicher aus- zuführen unnöthig ist. Man siehet aber oh- ne mein Errinnern, daß dieser Vortheil auch in der Politie zu finden.
§. 261.
Wenn in einer Aristocratie wie-Unge- mach in der Ari- stocratie. drige Partheyen sind, so pfleget öffters ei- ne der andern in heilsamen Anschlägen zu- wieder zu seyn, nur darum nicht geschehen sol, was die andere haben wil. Daher wird die Wohlfahrt des Landes bloß aus ihrem besonderen Hasse, den sie gegen ein- ander haben, gehindert, auch wohl aus blossem Muthwillen der ändern Parthey entgegen zu seyn. Und dieses Ungemach ist auch in der Politie zu besorgen. Hierzu kommet, daß dadurch auch die Gemüther der Unterthanen zerrüttet werden, wodurch das Band der Einigkeit unter ihnen getren- net, und zu vielen Wiederwärtigkeiten und Verdruß Anlaß gegeben wird. Von die-
ser
Arten des gemeinen Weſens.
nen Wohlfahrt, oder auch der Sicherheit ihren Urſprung nehmen, leichter als in an- deren Regierungs-Formen koͤnnen abge- wendet werden. Zudem hat man in der Ariſtocratie auch nicht diejenigen Zufaͤlle zu beſorgen, die ſich in der Monarchie wegen der Nachfolge im Regimente unterweilen ereignen, es mag die Nachfolge auf die Ge- burt, oder auf die freye Wahl gegruͤndet ſeyn, wodurch oͤfters viele innerliche Unru- he und auswertige ſchweere Kriege entſte- hen; welches alles hier umſtaͤndlicher aus- zufuͤhren unnoͤthig iſt. Man ſiehet aber oh- ne mein Errinnern, daß dieſer Vortheil auch in der Politie zu finden.
§. 261.
Wenn in einer Ariſtocratie wie-Unge- mach in der Ari- ſtocratie. drige Partheyen ſind, ſo pfleget oͤffters ei- ne der andern in heilſamen Anſchlaͤgen zu- wieder zu ſeyn, nur darum nicht geſchehen ſol, was die andere haben wil. Daher wird die Wohlfahrt des Landes bloß aus ihrem beſonderen Haſſe, den ſie gegen ein- ander haben, gehindert, auch wohl aus bloſſem Muthwillen der aͤndern Parthey entgegen zu ſeyn. Und dieſes Ungemach iſt auch in der Politie zu beſorgen. Hierzu kommet, daß dadurch auch die Gemuͤther der Unterthanen zerruͤttet werden, wodurch das Band der Einigkeit unter ihnen getren- net, und zu vielen Wiederwaͤrtigkeiten und Verdruß Anlaß gegeben wird. Von die-
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Arten des gemeinen Weſens.
nen Wohlfahrt, oder auch der Sicherheit
ihren Urſprung nehmen, leichter als in an-
deren Regierungs-Formen koͤnnen abge-
wendet werden. Zudem hat man in der
Ariſtocratie auch nicht diejenigen Zufaͤlle zu
beſorgen, die ſich in der Monarchie wegen
der Nachfolge im Regimente unterweilen
ereignen, es mag die Nachfolge auf die Ge-
burt, oder auf die freye Wahl gegruͤndet
ſeyn, wodurch oͤfters viele innerliche Unru-
he und auswertige ſchweere Kriege entſte-
hen; welches alles hier umſtaͤndlicher aus-
zufuͤhren unnoͤthig iſt. Man ſiehet aber oh-
ne mein Errinnern, daß dieſer Vortheil auch
in der Politie zu finden.
§. 261.Wenn in einer Ariſtocratie wie-
drige Partheyen ſind, ſo pfleget oͤffters ei-
ne der andern in heilſamen Anſchlaͤgen zu-
wieder zu ſeyn, nur darum nicht geſchehen
ſol, was die andere haben wil. Daher
wird die Wohlfahrt des Landes bloß aus
ihrem beſonderen Haſſe, den ſie gegen ein-
ander haben, gehindert, auch wohl aus
bloſſem Muthwillen der aͤndern Parthey
entgegen zu ſeyn. Und dieſes Ungemach iſt
auch in der Politie zu beſorgen. Hierzu
kommet, daß dadurch auch die Gemuͤther
der Unterthanen zerruͤttet werden, wodurch
das Band der Einigkeit unter ihnen getren-
net, und zu vielen Wiederwaͤrtigkeiten und
Verdruß Anlaß gegeben wird. Von die-
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Unge-
mach in
der Ari-
ſtocratie.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/209>, abgerufen am 24.11.2024.
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