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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Cap. 2. Von den verschiedenen
seyn Un-
tertha-
nen glück
seelig zu
machen.
ner Vollkommenheit zur andern bestehet (§.
213), und also das höchste Gut ist, wel-
ches die Menschen auf dieser Erde erreichen
können (§. 44. Mor.); das höchste Gut a-
ber mit der Glückseeligkeit verbunden ist (§
52 Mor.); so trachten diejenigen, welche
für die gemeine Wohlfahrt sorgen, die ü-
brigen im gemeinen Wesen glückseelig zu
machen. Und demnach sind regierende Per-
sonen, die thun, was ihres Ambts ist, sie
mögen Namen haben wie sie wollen, be-
gierig die Unterthanen glückseelig zu ma-
chen.

Sie auf-
richtig
lieben.
§. 246.

Wer nach der Unterthanen
Glückseeligkeit begierig ist, oder dieselbe
will, der stellet sie sich als gut vor (§. 434.
496. Met.), und hat also Lust oder Ver-
gnügen daran (§. 423. 432 Met.). De-
rowegen da die Obrigkeiten nach der Unter-
thanen Glückseeligkeit begierig seyn sollen (§.
245); so müssen sie auch eine aufrichtige
Liebe gegen sie haben (§. 449 Met.). Je
grösser nun die Liebe gegen die Unterthanen
ist, je besser stehet es umb ihre Glücksee-
ligkeit, wenn Verstand dazu kommet (§.
241).

Wenn ei-
ne Mo-
narchie
möglich
ist.
§. 247.

Weil nun eine Regierungs-
Forme möglich ist, wenn dadurch die ge-
meine Wohlfahrt befördert werden kan (§.
239), dieses aber geschiehet, wenn Obrig-
keiten oder regierende Personen Verstand

und

Cap. 2. Von den verſchiedenen
ſeyn Un-
tertha-
nen gluͤck
ſeelig zu
machen.
ner Vollkommenheit zur andern beſtehet (§.
213), und alſo das hoͤchſte Gut iſt, wel-
ches die Menſchen auf dieſer Erde erreichen
koͤnnen (§. 44. Mor.); das hoͤchſte Gut a-
ber mit der Gluͤckſeeligkeit verbunden iſt (§
52 Mor.); ſo trachten diejenigen, welche
fuͤr die gemeine Wohlfahrt ſorgen, die uͤ-
brigen im gemeinen Weſen gluͤckſeelig zu
machen. Und demnach ſind regierende Per-
ſonen, die thun, was ihres Ambts iſt, ſie
moͤgen Namen haben wie ſie wollen, be-
gierig die Unterthanen gluͤckſeelig zu ma-
chen.

Sie auf-
richtig
lieben.
§. 246.

Wer nach der Unterthanen
Gluͤckſeeligkeit begierig iſt, oder dieſelbe
will, der ſtellet ſie ſich als gut vor (§. 434.
496. Met.), und hat alſo Luſt oder Ver-
gnuͤgen daran (§. 423. 432 Met.). De-
rowegen da die Obrigkeiten nach der Unter-
thanen Gluͤckſeeligkeit begierig ſeyn ſollen (§.
245); ſo muͤſſen ſie auch eine aufrichtige
Liebe gegen ſie haben (§. 449 Met.). Je
groͤſſer nun die Liebe gegen die Unterthanen
iſt, je beſſer ſtehet es umb ihre Gluͤckſee-
ligkeit, wenn Verſtand dazu kommet (§.
241).

Wenn ei-
ne Mo-
narchie
moͤglich
iſt.
§. 247.

Weil nun eine Regierungs-
Forme moͤglich iſt, wenn dadurch die ge-
meine Wohlfahrt befoͤrdert werden kan (§.
239), dieſes aber geſchiehet, wenn Obrig-
keiten oder regierende Perſonen Verſtand

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[178/0196] Cap. 2. Von den verſchiedenen ner Vollkommenheit zur andern beſtehet (§. 213), und alſo das hoͤchſte Gut iſt, wel- ches die Menſchen auf dieſer Erde erreichen koͤnnen (§. 44. Mor.); das hoͤchſte Gut a- ber mit der Gluͤckſeeligkeit verbunden iſt (§ 52 Mor.); ſo trachten diejenigen, welche fuͤr die gemeine Wohlfahrt ſorgen, die uͤ- brigen im gemeinen Weſen gluͤckſeelig zu machen. Und demnach ſind regierende Per- ſonen, die thun, was ihres Ambts iſt, ſie moͤgen Namen haben wie ſie wollen, be- gierig die Unterthanen gluͤckſeelig zu ma- chen. ſeyn Un- tertha- nen gluͤck ſeelig zu machen. §. 246.Wer nach der Unterthanen Gluͤckſeeligkeit begierig iſt, oder dieſelbe will, der ſtellet ſie ſich als gut vor (§. 434. 496. Met.), und hat alſo Luſt oder Ver- gnuͤgen daran (§. 423. 432 Met.). De- rowegen da die Obrigkeiten nach der Unter- thanen Gluͤckſeeligkeit begierig ſeyn ſollen (§. 245); ſo muͤſſen ſie auch eine aufrichtige Liebe gegen ſie haben (§. 449 Met.). Je groͤſſer nun die Liebe gegen die Unterthanen iſt, je beſſer ſtehet es umb ihre Gluͤckſee- ligkeit, wenn Verſtand dazu kommet (§. 241). §. 247.Weil nun eine Regierungs- Forme moͤglich iſt, wenn dadurch die ge- meine Wohlfahrt befoͤrdert werden kan (§. 239), dieſes aber geſchiehet, wenn Obrig- keiten oder regierende Perſonen Verſtand und

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/196>, abgerufen am 24.11.2024.