Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Arten des gemeinen Wesens.
verstande oder Untugenden und Lastern, o-
der auch wohl aus beyden Quellen herge-
flossen.

§. 244.

Man siehet aber, daß VerstandWo sie
abson-
derlich
nöthig
sind.

und Tugend absonderlich nöthig sind, wo
man etwas neues anordnen, oder von dem,
was bisher üblich gewesen, eines und das
andere ändern sol. Denn da es hier ent-
weder auf neue Erfindungen ankommet, o-
der zum wenigsten auf eine vernünfftige Be-
urtheilung, ob die jenigen Mittel, die von
andern erfunden, auch etwan schon mit
Vortheil gebrauchet worden, sich bey uns
unter denen Umständen, darinnen wir uns
befinden, anbringen lassen; so hat man
auch entweder die Kunst zu erfinden nöthig,
welche der höchste Grad ist, den der Ver-
stand des Menschen erreichen kan (§. 304.
Mor), oder man muß die Erwartung anlicher
Fälle vernunfftmäßig machen (§. 375 Met.),
worzu abermahls nicht ein geringer Grad
des Verstandes erfordert wird (§. 277 Met.)
Jn beyden Fällen darf es auch an der Tu-
gend nicht fehlen, damit man die Wohl-
fahrt und Sicherheit des gemeinen We-
sens, und nicht bloß ein besonderes Inter-
esse
vor Augen hat, wie es aus dem, was
vorhin (§. 241) ausgeführet worden, satt-
sam abzunehmen.

§. 245.

Weil die gemeine WohlfahriObrig-
keiten
sollen be-
gierig

in einem ungehinderten Fortgange von ei-

ner
(Politick) M

Arten des gemeinen Weſens.
verſtande oder Untugenden und Laſtern, o-
der auch wohl aus beyden Quellen herge-
floſſen.

§. 244.

Man ſiehet aber, daß VerſtandWo ſie
abſon-
derlich
noͤthig
ſind.

und Tugend abſonderlich noͤthig ſind, wo
man etwas neues anordnen, oder von dem,
was bisher uͤblich geweſen, eines und das
andere aͤndern ſol. Denn da es hier ent-
weder auf neue Erfindungen ankommet, o-
der zum wenigſten auf eine vernuͤnfftige Be-
urtheilung, ob die jenigen Mittel, die von
andern erfunden, auch etwan ſchon mit
Vortheil gebrauchet worden, ſich bey uns
unter denen Umſtaͤnden, darinnen wir uns
befinden, anbringen laſſen; ſo hat man
auch entweder die Kunſt zu erfinden noͤthig,
welche der hoͤchſte Grad iſt, den der Ver-
ſtand des Menſchen erreichen kan (§. 304.
Mor), odeꝛ man muß die Eꝛwartung anlicheꝛ
Faͤlle vernunfftmaͤßig machen (§. 375 Met.),
worzu abermahls nicht ein geringer Grad
des Verſtandes erfordert wird (§. 277 Met.)
Jn beyden Faͤllen darf es auch an der Tu-
gend nicht fehlen, damit man die Wohl-
fahrt und Sicherheit des gemeinen We-
ſens, und nicht bloß ein beſonderes Inter-
eſſe
vor Augen hat, wie es aus dem, was
vorhin (§. 241) ausgefuͤhret worden, ſatt-
ſam abzunehmen.

§. 245.

Weil die gemeine WohlfahriObrig-
keiten
ſollen be-
gierig

in einem ungehinderten Fortgange von ei-

ner
(Politick) M
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0195" n="177"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arten des gemeinen We&#x017F;ens.</hi></fw><lb/>
ver&#x017F;tande oder Untugenden und La&#x017F;tern, o-<lb/>
der auch wohl aus beyden Quellen herge-<lb/>
flo&#x017F;&#x017F;en.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 244.</head>
              <p>Man &#x017F;iehet aber, daß Ver&#x017F;tand<note place="right">Wo &#x017F;ie<lb/>
ab&#x017F;on-<lb/>
derlich<lb/>
no&#x0364;thig<lb/>
&#x017F;ind.</note><lb/>
und Tugend ab&#x017F;onderlich no&#x0364;thig &#x017F;ind, wo<lb/>
man etwas neues anordnen, oder von dem,<lb/>
was bisher u&#x0364;blich gewe&#x017F;en, eines und das<lb/>
andere a&#x0364;ndern &#x017F;ol. Denn da es hier ent-<lb/>
weder auf neue Erfindungen ankommet, o-<lb/>
der zum wenig&#x017F;ten auf eine vernu&#x0364;nfftige Be-<lb/>
urtheilung, ob die jenigen Mittel, die von<lb/>
andern erfunden, auch etwan &#x017F;chon mit<lb/>
Vortheil gebrauchet worden, &#x017F;ich bey uns<lb/>
unter denen Um&#x017F;ta&#x0364;nden, darinnen wir uns<lb/>
befinden, anbringen la&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;o hat man<lb/>
auch entweder die Kun&#x017F;t zu erfinden no&#x0364;thig,<lb/>
welche der ho&#x0364;ch&#x017F;te Grad i&#x017F;t, den der Ver-<lb/>
&#x017F;tand des Men&#x017F;chen erreichen kan (§. 304.<lb/><hi rendition="#aq">Mor</hi>), ode&#xA75B; man muß die E&#xA75B;wartung anliche&#xA75B;<lb/>
Fa&#x0364;lle vernunfftma&#x0364;ßig machen (§. 375 <hi rendition="#aq">Met.</hi>),<lb/>
worzu abermahls nicht ein geringer Grad<lb/>
des Ver&#x017F;tandes erfordert wird (§. 277 <hi rendition="#aq">Met.</hi>)<lb/>
Jn beyden Fa&#x0364;llen darf es auch an der Tu-<lb/>
gend nicht fehlen, damit man die Wohl-<lb/>
fahrt und Sicherheit des gemeinen We-<lb/>
&#x017F;ens, und nicht bloß ein be&#x017F;onderes <hi rendition="#aq">Inter-<lb/>
e&#x017F;&#x017F;e</hi> vor Augen hat, wie es aus dem, was<lb/>
vorhin (§. 241) ausgefu&#x0364;hret worden, &#x017F;att-<lb/>
&#x017F;am abzunehmen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 245.</head>
              <p>Weil die gemeine Wohlfahri<note place="right">Obrig-<lb/>
keiten<lb/>
&#x017F;ollen be-<lb/>
gierig</note><lb/>
in einem ungehinderten Fortgange von ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Politick</hi></hi>) M</fw><fw place="bottom" type="catch">ner</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0195] Arten des gemeinen Weſens. verſtande oder Untugenden und Laſtern, o- der auch wohl aus beyden Quellen herge- floſſen. §. 244.Man ſiehet aber, daß Verſtand und Tugend abſonderlich noͤthig ſind, wo man etwas neues anordnen, oder von dem, was bisher uͤblich geweſen, eines und das andere aͤndern ſol. Denn da es hier ent- weder auf neue Erfindungen ankommet, o- der zum wenigſten auf eine vernuͤnfftige Be- urtheilung, ob die jenigen Mittel, die von andern erfunden, auch etwan ſchon mit Vortheil gebrauchet worden, ſich bey uns unter denen Umſtaͤnden, darinnen wir uns befinden, anbringen laſſen; ſo hat man auch entweder die Kunſt zu erfinden noͤthig, welche der hoͤchſte Grad iſt, den der Ver- ſtand des Menſchen erreichen kan (§. 304. Mor), odeꝛ man muß die Eꝛwartung anlicheꝛ Faͤlle vernunfftmaͤßig machen (§. 375 Met.), worzu abermahls nicht ein geringer Grad des Verſtandes erfordert wird (§. 277 Met.) Jn beyden Faͤllen darf es auch an der Tu- gend nicht fehlen, damit man die Wohl- fahrt und Sicherheit des gemeinen We- ſens, und nicht bloß ein beſonderes Inter- eſſe vor Augen hat, wie es aus dem, was vorhin (§. 241) ausgefuͤhret worden, ſatt- ſam abzunehmen. Wo ſie abſon- derlich noͤthig ſind. §. 245.Weil die gemeine Wohlfahri in einem ungehinderten Fortgange von ei- ner Obrig- keiten ſollen be- gierig (Politick) M

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/195
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/195>, abgerufen am 24.11.2024.