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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Von dem Hause.
§. 206.

Da in einer jeden GesellschafftDaß die
Wohl-
fahrt des
gantzen
Hauses
der be-
sonderen
der Haus-
genossen
vorzu-
ziehen.

die gemeine Wohlfahrt der besonderen vor-
zuziehen (§. 12); so muß auch die gemei-
ne Wohlfahrt des gantzen Hauses der be-
sonderen eines Hausgenossen vorgezogen
werden (§. 191). Derowegen wenn es
die Wohlfahrt des Hauses erfordert, daß
er mit Schärffe etwas ahndet, ob es gleich
sonst bey der Person, die etwas verbro-
chen, leichter zu ändern stünde; so muß er
die Schärffe wieder sie gebrauchen. Glei-
chergestalt wenn man einem von den Haus-
genossen nicht helffen kan, ohne daß dar-
über die gemeine Wohlfarth des gantzen
Hauses in Gefahr gesetzet wird; so muß
man es unterlassen. Und so verhält sichs
in vielen anderen Fällen.

§. 207.

Wiederum weil diejenigen, dieDaß er
die Haus-
genossen
freinden
vorzu-
ziehen.

mit uns in einer Gesellschafft leben, frem-
den vorzuziehen sind (§. 13); so ist auch
ein Haus-Vater nicht verbunden frem-
den zu helffen, wenn es mit Nachtheil sei-
ner Hausgenossen geschehen soll. Hinge-
gen wenn ihnen nichts abgehet an dem,
was ihnen gebühret; so ist er verbunden
mit dem übrigen denen zu helffen, die sei-
ner Hülffe nöthig haben (§. 771 Mor.). Z.
E. wenn es bey dem Hausvater stehet eine
Bedienung zu vergeben, oder einem darzu
behülfflich zu seyn, und er findet unter sei-
nen Hausgenossen einen, der dazu geschickt

ist;
K 3
Von dem Hauſe.
§. 206.

Da in einer jeden GeſellſchafftDaß die
Wohl-
fahꝛt des
gantzen
Hauſes
der be-
ſonderen
deꝛ Haus-
genoſſen
vorzu-
ziehen.

die gemeine Wohlfahrt der beſonderen vor-
zuziehen (§. 12); ſo muß auch die gemei-
ne Wohlfahrt des gantzen Hauſes der be-
ſonderen eines Hausgenoſſen vorgezogen
werden (§. 191). Derowegen wenn es
die Wohlfahrt des Hauſes erfordert, daß
er mit Schaͤrffe etwas ahndet, ob es gleich
ſonſt bey der Perſon, die etwas verbro-
chen, leichter zu aͤndern ſtuͤnde; ſo muß er
die Schaͤrffe wieder ſie gebrauchen. Glei-
chergeſtalt wenn man einem von den Haus-
genoſſen nicht helffen kan, ohne daß dar-
uͤber die gemeine Wohlfarth des gantzen
Hauſes in Gefahr geſetzet wird; ſo muß
man es unterlaſſen. Und ſo verhaͤlt ſichs
in vielen anderen Faͤllen.

§. 207.

Wiederum weil diejenigen, dieDaß er
die Haus-
genoſſen
freinden
vorzu-
ziehen.

mit uns in einer Geſellſchafft leben, frem-
den vorzuziehen ſind (§. 13); ſo iſt auch
ein Haus-Vater nicht verbunden frem-
den zu helffen, wenn es mit Nachtheil ſei-
ner Hausgenoſſen geſchehen ſoll. Hinge-
gen wenn ihnen nichts abgehet an dem,
was ihnen gebuͤhret; ſo iſt er verbunden
mit dem uͤbrigen denen zu helffen, die ſei-
ner Huͤlffe noͤthig haben (§. 771 Mor.). Z.
E. wenn es bey dem Hausvater ſtehet eine
Bedienung zu vergeben, oder einem darzu
behuͤlfflich zu ſeyn, und er findet unter ſei-
nen Hausgenoſſen einen, der dazu geſchickt

iſt;
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[149/0167] Von dem Hauſe. §. 206.Da in einer jeden Geſellſchafft die gemeine Wohlfahrt der beſonderen vor- zuziehen (§. 12); ſo muß auch die gemei- ne Wohlfahrt des gantzen Hauſes der be- ſonderen eines Hausgenoſſen vorgezogen werden (§. 191). Derowegen wenn es die Wohlfahrt des Hauſes erfordert, daß er mit Schaͤrffe etwas ahndet, ob es gleich ſonſt bey der Perſon, die etwas verbro- chen, leichter zu aͤndern ſtuͤnde; ſo muß er die Schaͤrffe wieder ſie gebrauchen. Glei- chergeſtalt wenn man einem von den Haus- genoſſen nicht helffen kan, ohne daß dar- uͤber die gemeine Wohlfarth des gantzen Hauſes in Gefahr geſetzet wird; ſo muß man es unterlaſſen. Und ſo verhaͤlt ſichs in vielen anderen Faͤllen. Daß die Wohl- fahꝛt des gantzen Hauſes der be- ſonderen deꝛ Haus- genoſſen vorzu- ziehen. §. 207.Wiederum weil diejenigen, die mit uns in einer Geſellſchafft leben, frem- den vorzuziehen ſind (§. 13); ſo iſt auch ein Haus-Vater nicht verbunden frem- den zu helffen, wenn es mit Nachtheil ſei- ner Hausgenoſſen geſchehen ſoll. Hinge- gen wenn ihnen nichts abgehet an dem, was ihnen gebuͤhret; ſo iſt er verbunden mit dem uͤbrigen denen zu helffen, die ſei- ner Huͤlffe noͤthig haben (§. 771 Mor.). Z. E. wenn es bey dem Hausvater ſtehet eine Bedienung zu vergeben, oder einem darzu behuͤlfflich zu ſeyn, und er findet unter ſei- nen Hausgenoſſen einen, der dazu geſchickt iſt; Daß er die Haus- genoſſen freinden vorzu- ziehen. K 3

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/167>, abgerufen am 22.11.2024.