Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Das 5. Capitel es nicht geschehe, er dieses übel nehmen undahnden werde. Hierdurch erhält sie zu- gleich ein gutes Mittel, Kinder und Gesin- de zu Beobachtung ihrer Pflicht zubrin- gen. Denn wenn sie Furcht und Scheu für dem Hausvater haben; so ist nicht nö- thig, daß sie sich erzörnet und ereiffert, son- dern sie darf sie nur damit schrecken, daß sie es dem Hausvater oder Herrn sagen wolle, wofern sie dieses nicht thun oder lassen würden, oder auch inskünfftige es noch einmahl zuthun oder zulassen sich unter- stünden. Und dergleichen Mittel ist der Haus-Mutter um soviel vorträglicher, je mehr es sowohl ihr als der Frucht im Lei- be schadet, wenn sie sich viel ärgert, indem sie schwanger gehet. Jhr schadet es an der Gesundheit, und machet öffters eine schweere Geburt, dabey sie in Lebens-Ge- fahr kommet, wie man längst aus der Er- fahrung angemercket: dem Kinde ist es nicht allein an der Gesundheit schädlich, sondern es bekommet auch zum Eiffer und Aergernis eine natürliche Neigung, wie ich künfftig in Erklärung der Natur deutlicher zeigen werde. Es sol dannenhero die Hausmutter dem Hausvater in Gegen- wart der Kinder und des Gesindes nicht wiedersprechen, und mit Macht recht ha- ben wollen, noch ihn schnöde und verächt- lich in Reden, Minen, Geberden und an- dern
Das 5. Capitel es nicht geſchehe, er dieſes uͤbel nehmen undahnden werde. Hierdurch erhaͤlt ſie zu- gleich ein gutes Mittel, Kinder und Geſin- de zu Beobachtung ihrer Pflicht zubrin- gen. Denn wenn ſie Furcht und Scheu fuͤr dem Hausvater haben; ſo iſt nicht noͤ- thig, daß ſie ſich erzoͤrnet und ereiffert, ſon- dern ſie darf ſie nur damit ſchrecken, daß ſie es dem Hausvater oder Herrn ſagen wolle, wofern ſie dieſes nicht thun oder laſſen wuͤrden, oder auch inskuͤnfftige es noch einmahl zuthun oder zulaſſen ſich unter- ſtuͤnden. Und dergleichen Mittel iſt der Haus-Mutter um ſoviel vortraͤglicher, je mehr es ſowohl ihr als der Frucht im Lei- be ſchadet, wenn ſie ſich viel aͤrgert, indem ſie ſchwanger gehet. Jhr ſchadet es an der Geſundheit, und machet oͤffters eine ſchweere Geburt, dabey ſie in Lebens-Ge- fahr kommet, wie man laͤngſt aus der Er- fahrung angemercket: dem Kinde iſt es nicht allein an der Geſundheit ſchaͤdlich, ſondern es bekommet auch zum Eiffer und Aergernis eine natuͤrliche Neigung, wie ich kuͤnfftig in Erklaͤrung der Natur deutlicher zeigen werde. Es ſol dannenhero die Hausmutter dem Hausvater in Gegen- wart der Kinder und des Geſindes nicht wiederſprechen, und mit Macht recht ha- ben wollen, noch ihn ſchnoͤde und veraͤcht- lich in Reden, Minen, Geberden und an- dern
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Das 5. Capitel
es nicht geſchehe, er dieſes uͤbel nehmen und
ahnden werde. Hierdurch erhaͤlt ſie zu-
gleich ein gutes Mittel, Kinder und Geſin-
de zu Beobachtung ihrer Pflicht zubrin-
gen. Denn wenn ſie Furcht und Scheu
fuͤr dem Hausvater haben; ſo iſt nicht noͤ-
thig, daß ſie ſich erzoͤrnet und ereiffert, ſon-
dern ſie darf ſie nur damit ſchrecken, daß
ſie es dem Hausvater oder Herrn ſagen
wolle, wofern ſie dieſes nicht thun oder
laſſen wuͤrden, oder auch inskuͤnfftige es
noch einmahl zuthun oder zulaſſen ſich unter-
ſtuͤnden. Und dergleichen Mittel iſt der
Haus-Mutter um ſoviel vortraͤglicher, je
mehr es ſowohl ihr als der Frucht im Lei-
be ſchadet, wenn ſie ſich viel aͤrgert, indem
ſie ſchwanger gehet. Jhr ſchadet es an
der Geſundheit, und machet oͤffters eine
ſchweere Geburt, dabey ſie in Lebens-Ge-
fahr kommet, wie man laͤngſt aus der Er-
fahrung angemercket: dem Kinde iſt es
nicht allein an der Geſundheit ſchaͤdlich,
ſondern es bekommet auch zum Eiffer und
Aergernis eine natuͤrliche Neigung, wie ich
kuͤnfftig in Erklaͤrung der Natur deutlicher
zeigen werde. Es ſol dannenhero die
Hausmutter dem Hausvater in Gegen-
wart der Kinder und des Geſindes nicht
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