schafftlichen Frau heißet, die Haus-Mut- ter. Die übrigen Personen werden Haus- genossen genennet.
Grund der Pflich ten in einem Hause.
§. 193.
Da jede von den einfachen Ge- sellschafften ihre besondere Absichten hat, die man zu erreichen suchet (§. 4.); so hat man in einem Hause alles dergestalt ein- zurichten, daß keine von den einfachen Ge- sellschafften die Absicht der andern stöhre, sondern vielmehr eine jede das ihre mit dazu beyträget, daß die andere ihre Absicht desto bequemer erreichen kan.
Arten derselben
§. 194.
Und demnach entstehen hieraus besondere Pflichten, die man sonst in den einfachen Gesellschafften in acht zunehmen nicht nöthig hat, welche die Pflichten des Haus-Vaters gegen die Haus-Mutter, der Haus-Mutter gegen den Haus-Va- ter, beyde gegen die Hausgenossen, und der Hausgenossen gegen sie ausmachen: wo- von wir diejenigen untersuchen wollen, dar- aus sich die übrigen bey sich ereignender Gelegenheit herleiten lassen.
Der Hausva- ter hat die Herr- schafft im gantzen Hause.
§. 195.
Weil der Mann die Herrschafft über die Frau (§. 58), die Kinder (§. 120) und das Gesinde (§. 171) hat; das Haus aber aus den Eheleuten, Kindern und Ge- sinde bestehet (§. 201.): so hat er die Herr- schafft im gantzen Hause. Denn unerach- tet das Weib auch als Mutter den Kin- dern (§. 120) und als Frau dem Gesin-
de
Das 5. Capitel
ſchafftlichen Frau heißet, die Haus-Mut- ter. Die uͤbrigen Perſonen werden Haus- genoſſen genennet.
Grund der Pflich ten in einem Hauſe.
§. 193.
Da jede von den einfachen Ge- ſellſchafften ihre beſondere Abſichten hat, die man zu erreichen ſuchet (§. 4.); ſo hat man in einem Hauſe alles dergeſtalt ein- zurichten, daß keine von den einfachen Ge- ſellſchafften die Abſicht der andern ſtoͤhre, ſondern vielmehr eine jede das ihre mit dazu beytraͤget, daß die andere ihre Abſicht deſto bequemer erreichen kan.
Arten derſelben
§. 194.
Und demnach entſtehen hieraus beſondere Pflichten, die man ſonſt in den einfachen Geſellſchafften in acht zunehmen nicht noͤthig hat, welche die Pflichten des Haus-Vaters gegen die Haus-Mutter, deꝛ Haus-Mutter gegen den Haus-Va- ter, beyde gegen die Hausgenoſſen, und der Hausgenoſſen gegen ſie ausmachen: wo- von wir diejenigen unterſuchen wollen, dar- aus ſich die uͤbrigen bey ſich ereignender Gelegenheit herleiten laſſen.
Deꝛ Hausva- ter hat die Herr- ſchafft im gantzen Hauſe.
§. 195.
Weil der Mann die Herrſchafft uͤber die Frau (§. 58), die Kinder (§. 120) und das Geſinde (§. 171) hat; das Haus aber aus den Eheleuten, Kindern und Ge- ſinde beſtehet (§. 201.): ſo hat er die Herr- ſchafft im gantzen Hauſe. Denn unerach- tet das Weib auch als Mutter den Kin- dern (§. 120) und als Frau dem Geſin-
de
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Das 5. Capitel
ſchafftlichen Frau heißet, die Haus-Mut-
ter. Die uͤbrigen Perſonen werden Haus-
genoſſen genennet.
§. 193.Da jede von den einfachen Ge-
ſellſchafften ihre beſondere Abſichten hat,
die man zu erreichen ſuchet (§. 4.); ſo hat
man in einem Hauſe alles dergeſtalt ein-
zurichten, daß keine von den einfachen Ge-
ſellſchafften die Abſicht der andern ſtoͤhre,
ſondern vielmehr eine jede das ihre mit
dazu beytraͤget, daß die andere ihre Abſicht
deſto bequemer erreichen kan.
§. 194.Und demnach entſtehen hieraus
beſondere Pflichten, die man ſonſt in den
einfachen Geſellſchafften in acht zunehmen
nicht noͤthig hat, welche die Pflichten des
Haus-Vaters gegen die Haus-Mutter,
deꝛ Haus-Mutter gegen den Haus-Va-
ter, beyde gegen die Hausgenoſſen, und der
Hausgenoſſen gegen ſie ausmachen: wo-
von wir diejenigen unterſuchen wollen, dar-
aus ſich die uͤbrigen bey ſich ereignender
Gelegenheit herleiten laſſen.
§. 195.Weil der Mann die Herrſchafft
uͤber die Frau (§. 58), die Kinder (§. 120)
und das Geſinde (§. 171) hat; das Haus
aber aus den Eheleuten, Kindern und Ge-
ſinde beſtehet (§. 201.): ſo hat er die Herr-
ſchafft im gantzen Hauſe. Denn unerach-
tet das Weib auch als Mutter den Kin-
dern (§. 120) und als Frau dem Geſin-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/150>, abgerufen am 25.11.2024.
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