Sclaven zu hal- ten hat.gegen Sclaven behält; so muß sie doch auch ihnen nicht mehr Arbeit zumuthen, als sie ausstehen können, ingleichen nach Nothdurfft Speise und Kleidung geben, damit sie nicht Noth leiden. Ja weil wir alle Menschen und also auch Sclaven lie- ben sollen (§. 774 Mor.), so müssen wir auch aus ihrer Glückseeligkeit Vergnügen schöpffen (§. 449 Met.), und folgends sie so halten, daß sie in ihrem Zustande ver- gnügt seyn können (§. 52 Mor.). Es ist wohl wahr, daß man insgemein glaubet, Sclaven dörffe man geringet halten als ander Gesinde, weil sie aushalten müssen, es gehe ihnen wie es wolle: allein wir re- den von der Sache, wie es die Vernunfft erfordert.
Wie un- gehorsa- me und nachläßi- ge Scla- ven zu tractiren.
§. 186.
Unterdessen wenn ein Sclave die ihm anbefohlene Dienste nicht verrich- ten wil, wie sichs gehöret, so hat die Herr- schafft Macht ihn dazu zu verbinden, und demnach so harte Straffen zu gebrauchen, als nöthig sind ihn zu zwingen (§. 8. 36 Mor.) Und dieses ist das Tractament ungehorsa- mer und nachläßiger Sclaven.
Warumb man nicht ein meh- reres hiervon beybrin- get.
§. 187.
Man könte nun leicht aus den allgemeinen Pflichten der Menschen gegen einander und der Natur eines Sclaven (§. 184) noch mehrere besondere Regeln von ihrem Bezeigen gegen die Herren und der Herren gegen sie ausführen: allein weil
bey
Das 4. Capitel Von der
Sclaven zu hal- ten hat.gegen Sclaven behaͤlt; ſo muß ſie doch auch ihnen nicht mehr Arbeit zumuthen, als ſie ausſtehen koͤnnen, ingleichen nach Nothdurfft Speiſe und Kleidung geben, damit ſie nicht Noth leiden. Ja weil wir alle Menſchen und alſo auch Sclaven lie- ben ſollen (§. 774 Mor.), ſo muͤſſen wir auch aus ihrer Gluͤckſeeligkeit Vergnuͤgen ſchoͤpffen (§. 449 Met.), und folgends ſie ſo halten, daß ſie in ihrem Zuſtande ver- gnuͤgt ſeyn koͤnnen (§. 52 Mor.). Es iſt wohl wahr, daß man insgemein glaubet, Sclaven doͤrffe man geringet halten als ander Geſinde, weil ſie aushalten muͤſſen, es gehe ihnen wie es wolle: allein wir re- den von der Sache, wie es die Vernunfft erfordert.
Wie un- gehorſa- me und nachlaͤßi- ge Scla- ven zu tractiꝛen.
§. 186.
Unterdeſſen wenn ein Sclave die ihm anbefohlene Dienſte nicht verrich- ten wil, wie ſichs gehoͤret, ſo hat die Herr- ſchafft Macht ihn dazu zu verbinden, und demnach ſo harte Straffen zu gebrauchen, als noͤthig ſind ihn zu zwingen (§. 8. 36 Mor.) Und dieſes iſt das Tractament ungehorſa- mer und nachlaͤßiger Sclaven.
Waꝛumb man nicht ein meh- reres hiervon beybrin- get.
§. 187.
Man koͤnte nun leicht aus den allgemeinen Pflichten der Menſchen gegen einander und der Natur eines Sclaven (§. 184) noch mehrere beſondere Regeln von ihrem Bezeigen gegen die Herren und der Herren gegen ſie ausfuͤhren: allein weil
bey
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Das 4. Capitel Von der
gegen Sclaven behaͤlt; ſo muß ſie doch
auch ihnen nicht mehr Arbeit zumuthen,
als ſie ausſtehen koͤnnen, ingleichen nach
Nothdurfft Speiſe und Kleidung geben,
damit ſie nicht Noth leiden. Ja weil wir
alle Menſchen und alſo auch Sclaven lie-
ben ſollen (§. 774 Mor.), ſo muͤſſen wir
auch aus ihrer Gluͤckſeeligkeit Vergnuͤgen
ſchoͤpffen (§. 449 Met.), und folgends ſie
ſo halten, daß ſie in ihrem Zuſtande ver-
gnuͤgt ſeyn koͤnnen (§. 52 Mor.). Es iſt
wohl wahr, daß man insgemein glaubet,
Sclaven doͤrffe man geringet halten als
ander Geſinde, weil ſie aushalten muͤſſen,
es gehe ihnen wie es wolle: allein wir re-
den von der Sache, wie es die Vernunfft
erfordert.
Sclaven
zu hal-
ten hat.
§. 186.Unterdeſſen wenn ein Sclave
die ihm anbefohlene Dienſte nicht verrich-
ten wil, wie ſichs gehoͤret, ſo hat die Herr-
ſchafft Macht ihn dazu zu verbinden, und
demnach ſo harte Straffen zu gebrauchen,
als noͤthig ſind ihn zu zwingen (§. 8. 36 Mor.)
Und dieſes iſt das Tractament ungehorſa-
mer und nachlaͤßiger Sclaven.
§. 187.Man koͤnte nun leicht aus den
allgemeinen Pflichten der Menſchen gegen
einander und der Natur eines Sclaven (§.
184) noch mehrere beſondere Regeln von
ihrem Bezeigen gegen die Herren und der
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/146>, abgerufen am 22.11.2024.
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