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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Herrschafftlichen Gesellschafft.
so kan er sich auch gegen einen gewissensellschafft
ist.

Lohn, der ihm zu seinem Unterhalt zurei-
chend ist, andern zu gewissen Verrichtun-
gen verdingen. Wenn nun aus dieser
Absicht Menschen bey andern auf eine ge-
wisse Zeit leben, so machen sie mit ihnen
eine Gesellschafft aus (§. 2), welche man
die herrschafftliche zu nennen pfleget.
Derjenige, dem man sich zu gewissen Ver-
richtungen auf eine Zeit verdinget, wird
der Herr genennet, oder die Frau, wenn
es eine Weibs-Person ist: hingegen die,
welche sich zu gewissen Verrichtungen auf
eine Zeit verdinget, nennet man einen
Knecht oder Diener, oder auch eine
Magd, wenn es eine Weibs-Person ist.
Und demnach ist die Herrschafftliche Ge-
sellschafft
eine Gesellschafft zwischen Herr-
schafft und Gesinde. Nemlich Herr und
Frau zusammen werden Herrschafft, Knech-
te und Mägde zusammen aber Gesinde ge-
nennet.

§. 163.

Weil man dasjenige halten sol,Pflicht
der Herr-
schafft u.
des Ge-
sindes.

was man mit Recht versprochen (§. 1005
Mor.); so muß auch das Gesinde alles wil-
lig und nach bestem Vermögen verrichten,
was es versprochen, oder wozu es sich ver-
dungen, hingegen die Herrschafft denjeni-
gen Unterhalt und Lohn unverweigert dar-
reichen, den sie dagegen versprochen. Und
demnach kommet hier alles darauf an, wie

sie
(Politick) H

Herrſchafftlichen Geſellſchafft.
ſo kan er ſich auch gegen einen gewiſſenſellſchafft
iſt.

Lohn, der ihm zu ſeinem Unterhalt zurei-
chend iſt, andern zu gewiſſen Verrichtun-
gen verdingen. Wenn nun aus dieſer
Abſicht Menſchen bey andern auf eine ge-
wiſſe Zeit leben, ſo machen ſie mit ihnen
eine Geſellſchafft aus (§. 2), welche man
die herrſchafftliche zu nennen pfleget.
Derjenige, dem man ſich zu gewiſſen Ver-
richtungen auf eine Zeit verdinget, wird
der Herr genennet, oder die Frau, wenn
es eine Weibs-Perſon iſt: hingegen die,
welche ſich zu gewiſſen Verrichtungen auf
eine Zeit verdinget, nennet man einen
Knecht oder Diener, oder auch eine
Magd, wenn es eine Weibs-Perſon iſt.
Und demnach iſt die Herrſchafftliche Ge-
ſellſchafft
eine Geſellſchafft zwiſchen Herr-
ſchafft und Geſinde. Nemlich Herr und
Frau zuſam̃en werden Herrſchafft, Knech-
te und Maͤgde zuſammen aber Geſinde ge-
nennet.

§. 163.

Weil man dasjenige halten ſol,Pflicht
deꝛ Herr-
ſchafft u.
des Ge-
ſindes.

was man mit Recht verſprochen (§. 1005
Mor.); ſo muß auch das Geſinde alles wil-
lig und nach beſtem Vermoͤgen verrichten,
was es verſprochen, oder wozu es ſich ver-
dungen, hingegen die Herrſchafft denjeni-
gen Unterhalt und Lohn unverweigert dar-
reichen, den ſie dagegen verſprochen. Und
demnach kommet hier alles darauf an, wie

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[113/0131] Herrſchafftlichen Geſellſchafft. ſo kan er ſich auch gegen einen gewiſſen Lohn, der ihm zu ſeinem Unterhalt zurei- chend iſt, andern zu gewiſſen Verrichtun- gen verdingen. Wenn nun aus dieſer Abſicht Menſchen bey andern auf eine ge- wiſſe Zeit leben, ſo machen ſie mit ihnen eine Geſellſchafft aus (§. 2), welche man die herrſchafftliche zu nennen pfleget. Derjenige, dem man ſich zu gewiſſen Ver- richtungen auf eine Zeit verdinget, wird der Herr genennet, oder die Frau, wenn es eine Weibs-Perſon iſt: hingegen die, welche ſich zu gewiſſen Verrichtungen auf eine Zeit verdinget, nennet man einen Knecht oder Diener, oder auch eine Magd, wenn es eine Weibs-Perſon iſt. Und demnach iſt die Herrſchafftliche Ge- ſellſchafft eine Geſellſchafft zwiſchen Herr- ſchafft und Geſinde. Nemlich Herr und Frau zuſam̃en werden Herrſchafft, Knech- te und Maͤgde zuſammen aber Geſinde ge- nennet. ſellſchafft iſt. §. 163.Weil man dasjenige halten ſol, was man mit Recht verſprochen (§. 1005 Mor.); ſo muß auch das Geſinde alles wil- lig und nach beſtem Vermoͤgen verrichten, was es verſprochen, oder wozu es ſich ver- dungen, hingegen die Herrſchafft denjeni- gen Unterhalt und Lohn unverweigert dar- reichen, den ſie dagegen verſprochen. Und demnach kommet hier alles darauf an, wie ſie Pflicht deꝛ Herr- ſchafft u. des Ge- ſindes. (Politick) H

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/131>, abgerufen am 25.11.2024.