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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Das 3. Cap. Von der
Waisen
söllen
Vormün-
dern ge-
horchen.
§. 147.

Gleichwie nun die Kinder in
Ansehung der väterlichen Gewalt ihren El-
tern Gehorsam schuldig sind (§. 124); so
sind sie auch schuldig den Vormündern zu
gehorchen, die sie nach dem Tode der El-
tern als ihre Eltern anzusehen haben (§.
145). Kinder, die keine Eltern haben, son-
dern unter der Gewalt der Vormünder sind,
werden Waisen genennet.

Wie lan-
ge sie un-
ter der
Vor-
mund-
schafft
bleiben.
§. 148.

Weil die Vormünder nach dem
Tode der Eltern als die Eltern anzusehen
sind (§. 145); so bleiben sie auch so lange
in der Gewalt der Vormünder, als sie in
der Gewalt der Eltern seyn würden, nemlich
biß sie selbst mit ihrem Vermögen recht
umbgehen und sich regieren können (§. 122).

Wie der
Vor-
mund mit
dem Ver-
mögen
der Kine
der umb-
gehen
soll.
§. 149.

Ein Vormund hat über das
von den Eltern verlassene Vermögen der
Kinder kein weiteres Recht als es zu ver-
walten, und die Nutzung, so weit als nö-
thig ist, zur Versorgung seiner Unmündi-
gen anzuwenden (§. 145). Derowegen
kan er auch von ihren liegenden Gründen
nichts veräussern, ohne wenn es die Noth-
durfft der Kinder erfordert, weil nehmlich
sonst ihre Auferziehung müste verabsäumet
werden, dazu doch aber die Gütter von den
Eltern hinterlassen werden (§. 142), oder
es auch zu der unmündigen augenscheinli-
chem Besten geschiehet, hingegen zu ihrem

Scha-
Das 3. Cap. Von der
Waiſen
ſoͤllen
Voꝛmuͤn-
dern ge-
horchen.
§. 147.

Gleichwie nun die Kinder in
Anſehung der vaͤterlichen Gewalt ihren El-
tern Gehorſam ſchuldig ſind (§. 124); ſo
ſind ſie auch ſchuldig den Vormuͤndern zu
gehorchen, die ſie nach dem Tode der El-
tern als ihre Eltern anzuſehen haben (§.
145). Kinder, die keine Eltern haben, ſon-
dern unter der Gewalt der Vormuͤnder ſind,
werden Waiſen genennet.

Wie lan-
ge ſie un-
ter der
Vor-
mund-
ſchafft
bleiben.
§. 148.

Weil die Vormuͤnder nach dem
Tode der Eltern als die Eltern anzuſehen
ſind (§. 145); ſo bleiben ſie auch ſo lange
in der Gewalt der Vormuͤnder, als ſie in
der Gewalt der Eltern ſeyn wuͤrden, nemlich
biß ſie ſelbſt mit ihrem Vermoͤgen recht
umbgehen und ſich regieren koͤnnen (§. 122).

Wie der
Vor-
mund mit
dem Ver-
moͤgen
der Kine
der umb-
gehen
ſoll.
§. 149.

Ein Vormund hat uͤber das
von den Eltern verlaſſene Vermoͤgen der
Kinder kein weiteres Recht als es zu ver-
walten, und die Nutzung, ſo weit als noͤ-
thig iſt, zur Verſorgung ſeiner Unmuͤndi-
gen anzuwenden (§. 145). Derowegen
kan er auch von ihren liegenden Gruͤnden
nichts veraͤuſſern, ohne wenn es die Noth-
durfft der Kinder erfordert, weil nehmlich
ſonſt ihre Auferziehung muͤſte verabſaͤumet
werden, dazu doch aber die Guͤtter von den
Eltern hinterlaſſen werden (§. 142), oder
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[106/0124] Das 3. Cap. Von der §. 147.Gleichwie nun die Kinder in Anſehung der vaͤterlichen Gewalt ihren El- tern Gehorſam ſchuldig ſind (§. 124); ſo ſind ſie auch ſchuldig den Vormuͤndern zu gehorchen, die ſie nach dem Tode der El- tern als ihre Eltern anzuſehen haben (§. 145). Kinder, die keine Eltern haben, ſon- dern unter der Gewalt der Vormuͤnder ſind, werden Waiſen genennet. §. 148.Weil die Vormuͤnder nach dem Tode der Eltern als die Eltern anzuſehen ſind (§. 145); ſo bleiben ſie auch ſo lange in der Gewalt der Vormuͤnder, als ſie in der Gewalt der Eltern ſeyn wuͤrden, nemlich biß ſie ſelbſt mit ihrem Vermoͤgen recht umbgehen und ſich regieren koͤnnen (§. 122). §. 149.Ein Vormund hat uͤber das von den Eltern verlaſſene Vermoͤgen der Kinder kein weiteres Recht als es zu ver- walten, und die Nutzung, ſo weit als noͤ- thig iſt, zur Verſorgung ſeiner Unmuͤndi- gen anzuwenden (§. 145). Derowegen kan er auch von ihren liegenden Gruͤnden nichts veraͤuſſern, ohne wenn es die Noth- durfft der Kinder erfordert, weil nehmlich ſonſt ihre Auferziehung muͤſte verabſaͤumet werden, dazu doch aber die Guͤtter von den Eltern hinterlaſſen werden (§. 142), oder es auch zu der unmuͤndigen augenſcheinli- chem Beſten geſchiehet, hingegen zu ihrem Scha-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/124>, abgerufen am 25.11.2024.