Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite



"reichen Thoren gilt mehr, als die Aussprüche von
"zehn weisen Männern, welche arm sind. Es
"scheint, als wenn das Gold und Silber in unsern
"Tagen eine neue Kraft, deren es sich vor Alters
"nicht rühmen konnte, nämlich die Kraft, weise und
"verständig zu machen, von der Natur erhalten
"hätte. Bei den Römern wurde, in ihren ersten
"Jahren, der Reichthum als eine Schande angese-
"hen, und je ärmer jemand war, desto höher wurde
"er gehalten, ja, die Armuth war damahls eine
"Stufe, um zu den höchsten Ehrenstellen zu ge-
"langen."

Der Verfasser ruft aus:

o, quantum distamus ab illo!



Wenn man ein hohes Alter erlangt, ist nichts
so gewiß, als daß man erlebt, daß das Alte neu
und das Neue alt wird; nur das liebe Alter selbst
will zum Glück und zum Unglück nie neu werden. --



Wenn die Reichen ihren Reichthum von außen
zeigen, pflegt es bei den Armen von innen schlecht
auszusehen.



Nicht selten wählen die Menschen zur Verbesse-
rung ihrer Lage solche Mittel, welche gerade das



»reichen Thoren gilt mehr, als die Ausſprüche von
»zehn weiſen Männern, welche arm ſind. Es
»ſcheint, als wenn das Gold und Silber in unſern
»Tagen eine neue Kraft, deren es ſich vor Alters
»nicht rühmen konnte, nämlich die Kraft, weiſe und
»verſtändig zu machen, von der Natur erhalten
»hätte. Bei den Römern wurde, in ihren erſten
»Jahren, der Reichthum als eine Schande angeſe-
»hen, und je ärmer jemand war, deſto höher wurde
»er gehalten, ja, die Armuth war damahls eine
»Stufe, um zu den höchſten Ehrenſtellen zu ge-
»langen.«

Der Verfaſſer ruft aus:

o, quantum distamus ab illo!



Wenn man ein hohes Alter erlangt, iſt nichts
ſo gewiß, als daß man erlebt, daß das Alte neu
und das Neue alt wird; nur das liebe Alter ſelbſt
will zum Glück und zum Unglück nie neu werden. —



Wenn die Reichen ihren Reichthum von außen
zeigen, pflegt es bei den Armen von innen ſchlecht
auszuſehen.



Nicht ſelten wählen die Menſchen zur Verbeſſe-
rung ihrer Lage ſolche Mittel, welche gerade das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0107" n="91"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
»reichen Thoren gilt mehr, als die Aus&#x017F;prüche von<lb/>
»zehn wei&#x017F;en Männern, welche arm &#x017F;ind. Es<lb/>
»&#x017F;cheint, als wenn das Gold und Silber in un&#x017F;ern<lb/>
»Tagen eine neue Kraft, deren es &#x017F;ich vor Alters<lb/>
»nicht rühmen konnte, nämlich die Kraft, wei&#x017F;e und<lb/>
»ver&#x017F;tändig zu machen, von der Natur erhalten<lb/>
»hätte. Bei den Römern wurde, in ihren er&#x017F;ten<lb/>
»Jahren, der Reichthum als eine Schande ange&#x017F;e-<lb/>
»hen, und je ärmer jemand war, de&#x017F;to höher wurde<lb/>
»er gehalten, ja, die Armuth war damahls eine<lb/>
»Stufe, um zu den höch&#x017F;ten Ehren&#x017F;tellen zu ge-<lb/>
»langen.«</p><lb/>
        <p>Der Verfa&#x017F;&#x017F;er ruft aus:</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">o, quantum distamus ab illo!</hi> </hi> </p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Wenn man ein hohes Alter erlangt, i&#x017F;t nichts<lb/>
&#x017F;o gewiß, als daß man erlebt, daß das Alte neu<lb/>
und das Neue alt wird; nur das liebe Alter &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
will zum Glück und zum Unglück nie neu werden. &#x2014;</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Wenn die Reichen ihren Reichthum von außen<lb/>
zeigen, pflegt es bei den Armen von innen &#x017F;chlecht<lb/>
auszu&#x017F;ehen.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Nicht &#x017F;elten wählen die Men&#x017F;chen zur Verbe&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
rung ihrer Lage &#x017F;olche Mittel, welche gerade das<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0107] »reichen Thoren gilt mehr, als die Ausſprüche von »zehn weiſen Männern, welche arm ſind. Es »ſcheint, als wenn das Gold und Silber in unſern »Tagen eine neue Kraft, deren es ſich vor Alters »nicht rühmen konnte, nämlich die Kraft, weiſe und »verſtändig zu machen, von der Natur erhalten »hätte. Bei den Römern wurde, in ihren erſten »Jahren, der Reichthum als eine Schande angeſe- »hen, und je ärmer jemand war, deſto höher wurde »er gehalten, ja, die Armuth war damahls eine »Stufe, um zu den höchſten Ehrenſtellen zu ge- »langen.« Der Verfaſſer ruft aus: o, quantum distamus ab illo! Wenn man ein hohes Alter erlangt, iſt nichts ſo gewiß, als daß man erlebt, daß das Alte neu und das Neue alt wird; nur das liebe Alter ſelbſt will zum Glück und zum Unglück nie neu werden. — Wenn die Reichen ihren Reichthum von außen zeigen, pflegt es bei den Armen von innen ſchlecht auszuſehen. Nicht ſelten wählen die Menſchen zur Verbeſſe- rung ihrer Lage ſolche Mittel, welche gerade das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/107
Zitationshilfe: Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/107>, abgerufen am 22.11.2024.