Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 4. Halle (Saale), 1710.Kurtzer Unterricht infinitorum erweisen wil/ hätte er unendli-che derselben auf einmal durch die gemeine Algebraische Rechnung erweisen können. Jn der Algebra selbst gehet er nicht weiter als Fr. Lucas, der am ersten davon schrieb/ als noch fast nichts darinnen gethan war. Und bey den Geometrischen Constructionibus hat er das wahre Fundament derselben/ wel- ches Slusius entdecket/ und schon de la Hire und Ozanam deutlich gnung erläutert hat- ten/ gar nicht berühret. Von andern Din- gen wil ich ietzt nicht reden. Bey diesen Um- ständen wundere ich mich jetzund nicht mehr/ daß/ wie ich dieses Buch anderen deutlich er- klähren konte/ ich doch gantz ungeschickt war die Mathematischen Schrifften der neueren zu verstehen. Dieses schreibe ich nur zu dem Ende/ damit unsere Teutsche Jugend/ die zu einer gründlichen Mathematischen Wissen- schafft lust hat/ sich nicht mit diesem Buch aufhalten lasse/ so gut gewesen wäre/ wenn die Haupt-Erfindungen des verwichenen Se- culi noch nicht vorhanden wären/ und nie- mand einen leichten Weg zu ihnen gebähnet hätte. §. 17. Es haben sich auch einige gefunden/ sali
Kurtzer Unterricht infinitorum erweiſen wil/ haͤtte er unendli-che derſelben auf einmal durch die gemeine Algebraiſche Rechnung erweiſen koͤnnen. Jn der Algebra ſelbſt gehet er nicht weiter als Fr. Lucas, der am erſten davon ſchrieb/ als noch faſt nichts darinnen gethan war. Und bey den Geometriſchen Conſtructionibus hat er das wahre Fundament derſelben/ wel- ches Sluſius entdecket/ und ſchon de la Hire und Ozanam deutlich gnung erlaͤutert hat- ten/ gar nicht beruͤhret. Von andern Din- gen wil ich ietzt nicht reden. Bey dieſen Um- ſtaͤnden wundere ich mich jetzund nicht mehr/ daß/ wie ich dieſes Buch anderen deutlich er- klaͤhren konte/ ich doch gantz ungeſchickt war die Mathematiſchen Schrifften der neueren zu verſtehen. Dieſes ſchreibe ich nur zu dem Ende/ damit unſere Teutſche Jugend/ die zu einer gruͤndlichen Mathematiſchen Wiſſen- ſchafft luſt hat/ ſich nicht mit dieſem Buch aufhalten laſſe/ ſo gut geweſen waͤre/ wenn die Haupt-Erfindungen des verwichenen Se- culi noch nicht vorhanden waͤren/ und nie- mand einen leichten Weg zu ihnen gebaͤhnet haͤtte. §. 17. Es haben ſich auch einige gefunden/ ſali
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Kurtzer Unterricht
infinitorum erweiſen wil/ haͤtte er unendli-
che derſelben auf einmal durch die gemeine
Algebraiſche Rechnung erweiſen koͤnnen. Jn
der Algebra ſelbſt gehet er nicht weiter als
Fr. Lucas, der am erſten davon ſchrieb/ als
noch faſt nichts darinnen gethan war. Und
bey den Geometriſchen Conſtructionibus
hat er das wahre Fundament derſelben/ wel-
ches Sluſius entdecket/ und ſchon de la Hire
und Ozanam deutlich gnung erlaͤutert hat-
ten/ gar nicht beruͤhret. Von andern Din-
gen wil ich ietzt nicht reden. Bey dieſen Um-
ſtaͤnden wundere ich mich jetzund nicht mehr/
daß/ wie ich dieſes Buch anderen deutlich er-
klaͤhren konte/ ich doch gantz ungeſchickt war
die Mathematiſchen Schrifften der neueren
zu verſtehen. Dieſes ſchreibe ich nur zu dem
Ende/ damit unſere Teutſche Jugend/ die zu
einer gruͤndlichen Mathematiſchen Wiſſen-
ſchafft luſt hat/ ſich nicht mit dieſem Buch
aufhalten laſſe/ ſo gut geweſen waͤre/ wenn
die Haupt-Erfindungen des verwichenen Se-
culi noch nicht vorhanden waͤren/ und nie-
mand einen leichten Weg zu ihnen gebaͤhnet
haͤtte.
§. 17. Es haben ſich auch einige gefunden/
welche die Regeln der gemeinen Algebra ta-
deln wollen/ als wenn ſie nicht in allem ihre
Richtigkeit haͤtten. Hieher gehoͤret Ægi-
dius Franciſcus de Gottignes, aus Bruͤſſel
buͤrtig/ ein Jeſuit/ in ſeiner Logistica Univer-
ſali
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Zitationshilfe: | Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 4. Halle (Saale), 1710. , S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende04_1710/446>, abgerufen am 16.02.2025. |