Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Anfangs-Gründe
Anmerckung.

318. Nemlich sie ist über der Sonne/ wenn sie na-
he bey ihr mit vollem Lichte scheinet; unter ihr aber/
wenn sie nahe bey derselben nur ein wenig erleuchtet
ist. Käme sie niemals über die Sonne/ und allso
weiter von der Erde als sie ist; so würde sie niemals
volles Licht haben/ ja niemals die Helfte erleuchtet
werden. Denn ihr sehet es an dem Monden/ daß er
beynahe 90° von der Sonne stehen muß/ wenn das
erste oder letzte Viertel seyn sol/ hingegen wenn er voll
wird/ 180° von ihr entsernet ist.

Die 15. Erfahrung.

319. Eben dergleichen hat Hevel (l. c.
f. 74. & seqq.
) von dem angemercket.
Nemlich auch ihn sahe er
A. 1644. den
22. Nov. beynahe gantz voll kurtz vor
der Sonnen-Aufgang: hingegen hat er
ihn auch nach dem weniger als die Helf-
te erleuchtet angetroffen. Und ist wohl
zu mercken/ daß er grösser aussahe/ wie
er wenig Licht hatte/ als da er fast gar
voll war: dergleichen er auch von der
observiret.

Anmerckung.

320. Der kan nicht so ofte als die gesehen wer-
den/ weil er niemals über 28° und gar selten bis 28°
von der Sonne weggehet. Derowegen hat man
jetzt einen großen Vortheil/ daß man ihn bey Tage
finden kan/ welches Hevel noch nicht gewust/ da er
seine Selenographiam schrieb/ daher er das ab- und
zunehmende Licht dieses Planetens nicht so gnau wie
in der beschrieben/ die man unterweilen dengantzen
Tag über mit blossen Augen sehen kan.

Der
Anfangs-Gruͤnde
Anmerckung.

318. Nemlich ſie iſt uͤber der Sonne/ wenn ſie na-
he bey ihr mit vollem Lichte ſcheinet; unter ihr aber/
wenn ſie nahe bey derſelben nur ein wenig erleuchtet
iſt. Kaͤme ſie niemals uͤber die Sonne/ und allſo
weiter von der Erde als ſie iſt; ſo wuͤrde ſie niemals
volles Licht haben/ ja niemals die Helfte erleuchtet
werden. Denn ihr ſehet es an dem Monden/ daß er
beynahe 90° von der Sonne ſtehen muß/ wenn das
erſte oder letzte Viertel ſeyn ſol/ hingegen wenn er voll
wird/ 180° von ihr entſernet iſt.

Die 15. Erfahrung.

319. Eben dergleichen hat Hevel (l. c.
f. 74. & ſeqq.
) von dem ☿ angemercket.
Nemlich auch ihn ſahe er
A. 1644. den
22. Nov. beynahe gantz voll kurtz vor
der Sonnen-Aufgang: hingegen hat er
ihn auch nach dem weniger als die Helf-
te erleuchtet angetroffen. Und iſt wohl
zu mercken/ daß er groͤſſer ausſahe/ wie
er wenig Licht hatte/ als da er faſt gar
voll war: dergleichen er auch von der ♀
obſerviret.

Anmerckung.

320. Der ☿ kan nicht ſo ofte als die ♀ geſehen wer-
den/ weil er niemals uͤber 28° und gar ſelten bis 28°
von der Sonne weggehet. Derowegen hat man
jetzt einen großen Vortheil/ daß man ihn bey Tage
finden kan/ welches Hevel noch nicht gewuſt/ da er
ſeine Selenographiam ſchrieb/ daher er das ab- und
zunehmende Licht dieſes Planetens nicht ſo gnau wie
in der ♀ beſchrieben/ die man unterweilen dengantzen
Tag uͤber mit bloſſen Augen ſehen kan.

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0334" n="310"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Anfangs-Gru&#x0364;nde</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/>
              <p>318. Nemlich &#x017F;ie i&#x017F;t u&#x0364;ber der Sonne/ wenn &#x017F;ie na-<lb/>
he bey ihr mit vollem Lichte &#x017F;cheinet; unter ihr aber/<lb/>
wenn &#x017F;ie nahe bey der&#x017F;elben nur ein wenig erleuchtet<lb/>
i&#x017F;t. Ka&#x0364;me &#x017F;ie niemals u&#x0364;ber die Sonne/ und all&#x017F;o<lb/>
weiter von der Erde als &#x017F;ie i&#x017F;t; &#x017F;o wu&#x0364;rde &#x017F;ie niemals<lb/>
volles Licht haben/ ja niemals die Helfte erleuchtet<lb/>
werden. Denn ihr &#x017F;ehet es an dem Monden/ daß er<lb/>
beynahe 90° von der Sonne &#x017F;tehen muß/ wenn das<lb/>
er&#x017F;te oder letzte Viertel &#x017F;eyn &#x017F;ol/ hingegen wenn er voll<lb/>
wird/ 180° von ihr ent&#x017F;ernet i&#x017F;t.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die 15. Erfahrung.</hi> </head><lb/>
            <p>319. <hi rendition="#fr">Eben dergleichen hat Hevel</hi> (<hi rendition="#aq">l. c.<lb/>
f. 74. &amp; &#x017F;eqq.</hi>) <hi rendition="#fr">von dem &#x263F; angemercket.<lb/>
Nemlich auch ihn &#x017F;ahe er</hi> <hi rendition="#aq">A.</hi> 1644. <hi rendition="#fr">den</hi><lb/>
22. <hi rendition="#aq">Nov.</hi> <hi rendition="#fr">beynahe gantz voll kurtz vor<lb/>
der Sonnen-Aufgang: hingegen hat er<lb/>
ihn auch nach dem weniger als die Helf-<lb/>
te erleuchtet angetroffen. Und i&#x017F;t wohl<lb/>
zu mercken/ daß er gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er aus&#x017F;ahe/ wie<lb/>
er wenig Licht hatte/ als da er fa&#x017F;t gar<lb/>
voll war: dergleichen er auch von der &#x2640;<lb/>
ob&#x017F;erviret.</hi></p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/>
              <p>320. Der &#x263F; kan nicht &#x017F;o ofte als die &#x2640; ge&#x017F;ehen wer-<lb/>
den/ weil er niemals u&#x0364;ber 28° und gar &#x017F;elten bis 28°<lb/>
von der Sonne weggehet. Derowegen hat man<lb/>
jetzt einen großen Vortheil/ daß man ihn bey Tage<lb/>
finden kan/ welches <hi rendition="#fr">Hevel</hi> noch nicht gewu&#x017F;t/ da er<lb/>
&#x017F;eine <hi rendition="#aq">Selenographiam</hi> &#x017F;chrieb/ daher er das ab- und<lb/>
zunehmende Licht die&#x017F;es Planetens nicht &#x017F;o gnau wie<lb/>
in der &#x2640; be&#x017F;chrieben/ die man unterweilen dengantzen<lb/>
Tag u&#x0364;ber mit blo&#x017F;&#x017F;en Augen &#x017F;ehen kan.</p>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[310/0334] Anfangs-Gruͤnde Anmerckung. 318. Nemlich ſie iſt uͤber der Sonne/ wenn ſie na- he bey ihr mit vollem Lichte ſcheinet; unter ihr aber/ wenn ſie nahe bey derſelben nur ein wenig erleuchtet iſt. Kaͤme ſie niemals uͤber die Sonne/ und allſo weiter von der Erde als ſie iſt; ſo wuͤrde ſie niemals volles Licht haben/ ja niemals die Helfte erleuchtet werden. Denn ihr ſehet es an dem Monden/ daß er beynahe 90° von der Sonne ſtehen muß/ wenn das erſte oder letzte Viertel ſeyn ſol/ hingegen wenn er voll wird/ 180° von ihr entſernet iſt. Die 15. Erfahrung. 319. Eben dergleichen hat Hevel (l. c. f. 74. & ſeqq.) von dem ☿ angemercket. Nemlich auch ihn ſahe er A. 1644. den 22. Nov. beynahe gantz voll kurtz vor der Sonnen-Aufgang: hingegen hat er ihn auch nach dem weniger als die Helf- te erleuchtet angetroffen. Und iſt wohl zu mercken/ daß er groͤſſer ausſahe/ wie er wenig Licht hatte/ als da er faſt gar voll war: dergleichen er auch von der ♀ obſerviret. Anmerckung. 320. Der ☿ kan nicht ſo ofte als die ♀ geſehen wer- den/ weil er niemals uͤber 28° und gar ſelten bis 28° von der Sonne weggehet. Derowegen hat man jetzt einen großen Vortheil/ daß man ihn bey Tage finden kan/ welches Hevel noch nicht gewuſt/ da er ſeine Selenographiam ſchrieb/ daher er das ab- und zunehmende Licht dieſes Planetens nicht ſo gnau wie in der ♀ beſchrieben/ die man unterweilen dengantzen Tag uͤber mit bloſſen Augen ſehen kan. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/334
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710. , S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/334>, abgerufen am 25.11.2024.