Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite

Anfangs-Gründe
chet; werdet ihr auch selbst auf viele Erfindungen
kommen. Fället es euch zu schweer dieselben Geome-
trisch zu untersuchen; so könnet ihr euch mit den Erfah-
rungen begnügen/ die ihr mit geschliessenen Gläsern
und Spiegeln anstellet. Z. E. wenn ihr ein erhabe-
nes Glaß auf einen platten Spiegel leget; so werdet
ihr finden/ daß es die Eigenschaften eines Hohl-Spie-
gels an sich nimmet. Daher könnet ihr ein Glaß auf
der erhabenen Seite wie einen Spiegel überlegen/ und
die andere Seite platt laßen; so wird es die Unwießen-
den befremden/ wie ein platter Spiegel brennen/ ver-
größern und die Sachen umbgekehret vorstellen kan.
Haltet ein erhabenes Glaß vor einen platten Spiegel
und etwas zwieschen das Glaß und eurem Auge; so
werdet ihr es in dem Spiegel vergrößert sehen. u.
s. w.

Die 12. Aufgabe.

94. Durch ein vieleckichtes Glaß er-
scheinet eine jede Sache so viel mal als
das Glaß Ecken hat.

Beweiß.

Denn von C fallen auf jede Seite DA/
AB
und BE Strahlen. Weil sie nun ge-
Tab. II.
Fig.
11.
gen das Auge O gebrochen werden; so sie-
het es nicht allein durch den Strahl CO die
Sache in C/ sondern auch durch die Strah-
len FO und GO in c und c/ folgends so
vielmal als das Glaß Ecken hat, W. Z.
E.

Die 1. Anmerckung.

95. Wenn ihr die wahre Sache greiffen wollet/ so
haltet den Finger dergestalt/ daß ihr gegen iedes Bild
einen Finger gerichtet sehet. Denn wenn ihr alsdenn

ge-

Anfangs-Gruͤnde
chet; werdet ihr auch ſelbſt auf viele Erfindungen
kommen. Faͤllet es euch zu ſchweer dieſelben Geome-
triſch zu unterſuchen; ſo koͤnnet ihr euch mit den Erfah-
rungen begnuͤgen/ die ihr mit geſchlieſſenen Glaͤſern
und Spiegeln anſtellet. Z. E. wenn ihr ein erhabe-
nes Glaß auf einen platten Spiegel leget; ſo werdet
ihr finden/ daß es die Eigenſchaften eines Hohl-Spie-
gels an ſich nimmet. Daher koͤnnet ihr ein Glaß auf
der erhabenen Seite wie einen Spiegel uͤberlegen/ und
die andere Seite platt laßen; ſo wird es die Unwießen-
den befremden/ wie ein platter Spiegel brennen/ ver-
groͤßern und die Sachen umbgekehret vorſtellen kan.
Haltet ein erhabenes Glaß vor einen platten Spiegel
und etwas zwieſchen das Glaß und eurem Auge; ſo
werdet ihr es in dem Spiegel vergroͤßert ſehen. u.
ſ. w.

Die 12. Aufgabe.

94. Durch ein vieleckichtes Glaß er-
ſcheinet eine jede Sache ſo viel mal als
das Glaß Ecken hat.

Beweiß.

Denn von C fallen auf jede Seite DA/
AB
und BE Strahlen. Weil ſie nun ge-
Tab. II.
Fig.
11.
gen das Auge O gebrochen werden; ſo ſie-
het es nicht allein durch den Strahl CO die
Sache in C/ ſondern auch durch die Strah-
len FO und GO in c und c/ folgends ſo
vielmal als das Glaß Ecken hat, W. Z.
E.

Die 1. Anmerckung.

95. Wenn ihr die wahre Sache greiffen wollet/ ſo
haltet den Finger dergeſtalt/ daß ihr gegen iedes Bild
einen Finger gerichtet ſehet. Denn wenn ihr alsdenn

ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0122" n="110"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anfangs-Gru&#x0364;nde</hi></fw><lb/>
chet; werdet ihr auch &#x017F;elb&#x017F;t auf viele Erfindungen<lb/>
kommen. Fa&#x0364;llet es euch zu &#x017F;chweer die&#x017F;elben Geome-<lb/>
tri&#x017F;ch zu unter&#x017F;uchen; &#x017F;o ko&#x0364;nnet ihr euch mit den Erfah-<lb/>
rungen begnu&#x0364;gen/ die ihr mit ge&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;enen Gla&#x0364;&#x017F;ern<lb/>
und Spiegeln an&#x017F;tellet. Z. E. wenn ihr ein erhabe-<lb/>
nes Glaß auf einen platten Spiegel leget; &#x017F;o werdet<lb/>
ihr finden/ daß es die Eigen&#x017F;chaften eines Hohl-Spie-<lb/>
gels an &#x017F;ich nimmet. Daher ko&#x0364;nnet ihr ein Glaß auf<lb/>
der erhabenen Seite wie einen Spiegel u&#x0364;berlegen/ und<lb/>
die andere Seite platt laßen; &#x017F;o wird es die Unwießen-<lb/>
den befremden/ wie ein platter Spiegel brennen/ ver-<lb/>
gro&#x0364;ßern und die Sachen umbgekehret vor&#x017F;tellen kan.<lb/>
Haltet ein erhabenes Glaß vor einen platten Spiegel<lb/>
und etwas zwie&#x017F;chen das Glaß und eurem Auge; &#x017F;o<lb/>
werdet ihr es in dem Spiegel vergro&#x0364;ßert &#x017F;ehen. u.<lb/>
&#x017F;. w.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die 12. Aufgabe.</hi> </head><lb/>
            <p>94. <hi rendition="#fr">Durch ein vieleckichtes Glaß er-<lb/>
&#x017F;cheinet eine jede Sache &#x017F;o viel mal als<lb/>
das Glaß Ecken hat.</hi></p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Beweiß.</hi> </head><lb/>
              <p>Denn von <hi rendition="#aq">C</hi> fallen auf jede Seite <hi rendition="#aq">DA/<lb/>
AB</hi> und <hi rendition="#aq">BE</hi> Strahlen. Weil &#x017F;ie nun ge-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Tab. II.<lb/>
Fig.</hi> 11.</note>gen das Auge <hi rendition="#aq">O</hi> gebrochen werden; &#x017F;o &#x017F;ie-<lb/>
het es nicht allein durch den Strahl <hi rendition="#aq">CO</hi> die<lb/>
Sache in <hi rendition="#aq">C/</hi> &#x017F;ondern auch durch die Strah-<lb/>
len <hi rendition="#aq">FO</hi> und <hi rendition="#aq">GO</hi> in <hi rendition="#aq">c</hi> und <hi rendition="#aq">c/</hi> folgends &#x017F;o<lb/>
vielmal als das Glaß Ecken hat, W. Z.<lb/>
E.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Die 1. Anmerckung.</hi> </head><lb/>
              <p>95. Wenn ihr die wahre Sache greiffen wollet/ &#x017F;o<lb/>
haltet den Finger derge&#x017F;talt/ daß ihr gegen iedes Bild<lb/>
einen Finger gerichtet &#x017F;ehet. Denn wenn ihr alsdenn<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0122] Anfangs-Gruͤnde chet; werdet ihr auch ſelbſt auf viele Erfindungen kommen. Faͤllet es euch zu ſchweer dieſelben Geome- triſch zu unterſuchen; ſo koͤnnet ihr euch mit den Erfah- rungen begnuͤgen/ die ihr mit geſchlieſſenen Glaͤſern und Spiegeln anſtellet. Z. E. wenn ihr ein erhabe- nes Glaß auf einen platten Spiegel leget; ſo werdet ihr finden/ daß es die Eigenſchaften eines Hohl-Spie- gels an ſich nimmet. Daher koͤnnet ihr ein Glaß auf der erhabenen Seite wie einen Spiegel uͤberlegen/ und die andere Seite platt laßen; ſo wird es die Unwießen- den befremden/ wie ein platter Spiegel brennen/ ver- groͤßern und die Sachen umbgekehret vorſtellen kan. Haltet ein erhabenes Glaß vor einen platten Spiegel und etwas zwieſchen das Glaß und eurem Auge; ſo werdet ihr es in dem Spiegel vergroͤßert ſehen. u. ſ. w. Die 12. Aufgabe. 94. Durch ein vieleckichtes Glaß er- ſcheinet eine jede Sache ſo viel mal als das Glaß Ecken hat. Beweiß. Denn von C fallen auf jede Seite DA/ AB und BE Strahlen. Weil ſie nun ge- gen das Auge O gebrochen werden; ſo ſie- het es nicht allein durch den Strahl CO die Sache in C/ ſondern auch durch die Strah- len FO und GO in c und c/ folgends ſo vielmal als das Glaß Ecken hat, W. Z. E. Tab. II. Fig. 11. Die 1. Anmerckung. 95. Wenn ihr die wahre Sache greiffen wollet/ ſo haltet den Finger dergeſtalt/ daß ihr gegen iedes Bild einen Finger gerichtet ſehet. Denn wenn ihr alsdenn ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/122
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710. , S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/122>, abgerufen am 23.11.2024.