Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 2. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite

Anfangs-Gründe
Winckel/ der unter 60° ist/ durch das feind-
liche Canoniren leichte eingeschossen werden
kan; so sol der Bollwercks-Winckel nicht
allzu spietzig/ und dannenhero nicht unter 60°
seyn. W. Z. E.

Anmerckung.

111. Uber dieses bekommen auch die Bollwercke
mehr Raum und werden zu der Defension geschieck-
[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]r/ wenn der Winckel nicht allzu spietzig ist.

Der 20. Lehrsatz.

112. Die Flanqve sol mit der bestän-
digen Defens-Linie einen rechten Win-
ckel machen.

Beweiß.

Man sol die Flanqve dergestalt anlegen/
daß man die stärckste Defension daraus
nehmen kan. Nun kan die Defension nicht
stärcker seyn/ als wenn die Flanqve auf der
Defens-Linie perpendicular stehet (§. 33)
und über dieses sind die geraden Schüsse
auch gewiesser als die schiefen. Derowe-
gen sol die Flanqve auf der Defens-Linie
perpendicular stehen. W. Z. E.

Anmerckung.

113. Hierinnen sind fast alle Ingenieures unserer
Zeiten mit einander einig. Jn der alten Manier
zu fortificiren setzete man die Flanqve auf die Corti-
ne perpendicular/ damit sie nicht dem Feinde zu sehr
in den Augen läge. Allein man hat andere Mittel
sie ihm noch besser aus den Augen zurücken: von wel-
chen wir bald reden wollen.

Der

Anfangs-Gruͤnde
Winckel/ der unter 60° iſt/ durch das feind-
liche Canoniren leichte eingeſchoſſen werden
kan; ſo ſol der Bollwercks-Winckel nicht
allzu ſpietzig/ und dannenhero nicht unter 60°
ſeyn. W. Z. E.

Anmerckung.

111. Uber dieſes bekommen auch die Bollwercke
mehr Raum und werden zu der Defenſion geſchieck-
[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]r/ wenn der Winckel nicht allzu ſpietzig iſt.

Der 20. Lehrſatz.

112. Die Flanqve ſol mit der beſtaͤn-
digen Defens-Linie einen rechten Win-
ckel machen.

Beweiß.

Man ſol die Flanqve dergeſtalt anlegen/
daß man die ſtaͤrckſte Defenſion daraus
nehmen kan. Nun kan die Defenſion nicht
ſtaͤrcker ſeyn/ als wenn die Flanqve auf der
Defens-Linie perpendicular ſtehet (§. 33)
und uͤber dieſes ſind die geraden Schuͤſſe
auch gewieſſer als die ſchiefen. Derowe-
gen ſol die Flanqve auf der Defens-Linie
perpendicular ſtehen. W. Z. E.

Anmerckung.

113. Hierinnen ſind faſt alle Ingenieures unſerer
Zeiten mit einander einig. Jn der alten Manier
zu fortificiren ſetzete man die Flanqve auf die Corti-
ne perpendicular/ damit ſie nicht dem Feinde zu ſehr
in den Augen laͤge. Allein man hat andere Mittel
ſie ihm noch beſſer aus den Augen zuruͤcken: von wel-
chen wir bald reden wollen.

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0124" n="114"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anfangs-Gru&#x0364;nde</hi></fw><lb/>
Winckel/ der unter 60° i&#x017F;t/ durch das feind-<lb/>
liche Canoniren leichte einge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en werden<lb/>
kan; &#x017F;o &#x017F;ol der Bollwercks-Winckel nicht<lb/>
allzu &#x017F;pietzig/ und dannenhero nicht unter 60°<lb/>
&#x017F;eyn. W. Z. E.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/>
              <p>111. Uber die&#x017F;es bekommen auch die Bollwercke<lb/>
mehr Raum und werden zu der Defen&#x017F;ion ge&#x017F;chieck-<lb/><gap reason="lost" unit="chars" quantity="1"/>r/ wenn der Winckel nicht allzu &#x017F;pietzig i&#x017F;t.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Der 20. Lehr&#x017F;atz.</hi> </head><lb/>
            <p>112. <hi rendition="#fr">Die Flanqve &#x017F;ol mit der be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
digen Defens-Linie einen rechten Win-<lb/>
ckel machen.</hi></p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Beweiß.</hi> </head><lb/>
              <p>Man &#x017F;ol die Flanqve derge&#x017F;talt anlegen/<lb/>
daß man die &#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;te Defen&#x017F;ion daraus<lb/>
nehmen kan. Nun kan die Defen&#x017F;ion nicht<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcker &#x017F;eyn/ als wenn die Flanqve auf der<lb/>
Defens-Linie perpendicular &#x017F;tehet (§. 33)<lb/>
und u&#x0364;ber die&#x017F;es &#x017F;ind die geraden Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
auch gewie&#x017F;&#x017F;er als die &#x017F;chiefen. Derowe-<lb/>
gen &#x017F;ol die Flanqve auf der Defens-Linie<lb/>
perpendicular &#x017F;tehen. W. Z. E.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/>
              <p>113. Hierinnen &#x017F;ind fa&#x017F;t alle <hi rendition="#aq">Ingenieures</hi> un&#x017F;erer<lb/>
Zeiten mit einander einig. Jn der alten Manier<lb/>
zu fortificiren &#x017F;etzete man die Flanqve auf die Corti-<lb/>
ne perpendicular/ damit &#x017F;ie nicht dem Feinde zu &#x017F;ehr<lb/>
in den Augen la&#x0364;ge. Allein man hat andere Mittel<lb/>
&#x017F;ie ihm noch be&#x017F;&#x017F;er aus den Augen zuru&#x0364;cken: von wel-<lb/>
chen wir bald reden wollen.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Der</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0124] Anfangs-Gruͤnde Winckel/ der unter 60° iſt/ durch das feind- liche Canoniren leichte eingeſchoſſen werden kan; ſo ſol der Bollwercks-Winckel nicht allzu ſpietzig/ und dannenhero nicht unter 60° ſeyn. W. Z. E. Anmerckung. 111. Uber dieſes bekommen auch die Bollwercke mehr Raum und werden zu der Defenſion geſchieck- _r/ wenn der Winckel nicht allzu ſpietzig iſt. Der 20. Lehrſatz. 112. Die Flanqve ſol mit der beſtaͤn- digen Defens-Linie einen rechten Win- ckel machen. Beweiß. Man ſol die Flanqve dergeſtalt anlegen/ daß man die ſtaͤrckſte Defenſion daraus nehmen kan. Nun kan die Defenſion nicht ſtaͤrcker ſeyn/ als wenn die Flanqve auf der Defens-Linie perpendicular ſtehet (§. 33) und uͤber dieſes ſind die geraden Schuͤſſe auch gewieſſer als die ſchiefen. Derowe- gen ſol die Flanqve auf der Defens-Linie perpendicular ſtehen. W. Z. E. Anmerckung. 113. Hierinnen ſind faſt alle Ingenieures unſerer Zeiten mit einander einig. Jn der alten Manier zu fortificiren ſetzete man die Flanqve auf die Corti- ne perpendicular/ damit ſie nicht dem Feinde zu ſehr in den Augen laͤge. Allein man hat andere Mittel ſie ihm noch beſſer aus den Augen zuruͤcken: von wel- chen wir bald reden wollen. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende02_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende02_1710/124
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 2. Halle (Saale), 1710. , S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende02_1710/124>, abgerufen am 22.12.2024.