Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite

Anfangs-Gründe
nach den Linien des Haupt-Feldes richten.
Wenn nemlich das Haupt-Feld einen erha-
benen Bogen hat/ muß das Neben-Feld ei-
nen ausgehöleten ihm entgegen kehren. Jst
das Haupt-Feld ausgehölet/ so muß das
Neben-Feld gegen seine Aushölung erha-
ben seyn. Sind die Linien im Haupt-Fel-
de zu rücke gezogen/ so ziehet man sie im Ne-
ben-Felde heraus: sind sie aber in jenem
heraus geführet/ so ziehet man sie in diesem
zu rücke. u. s. w. Eben dieses verstehet sich
von den Ecken-Feldern und den Neben-Fel-
dern in der mitten der Seiten. Die Ecken-
Felder aber werden gegen die Ecken des Zim-
mers mit zwey auf einander perpendicular
stehenden geraden Linien geschlossen.

Der 4. Zusatz.

25. Endlich daß die Decke an den Wän-
den nicht so platt abfället/ welches dem Auge
unangenehm vorkommet/ indem es von den
Verzierungen der Decke noch eingenommen;
führet man unten an der Decke umb das
gantze Zimmer ein Gesimse.

Anmerckung.

326. Aus diesen Regeln werdet ihr nicht allein alle
vorkommende Felder-Decken und alle Riße von den-
selben vernünftig beurtheilen; sondern auch selbst ei-
ne vorgegebene Decke in geschieckte Felder eintheilen
können. Die Richtigkeit derselben beruhet auf den
allgemeinen Maximen der Baukunst/ daß alle Wer-
cke des Baumeisters so wol in ihren Theilen/ als ge-
gen andere Wercke/ neben welchen sie ihre Lage ha-

ben/

Anfangs-Gruͤnde
nach den Linien des Haupt-Feldes richten.
Wenn nemlich das Haupt-Feld einen erha-
benen Bogen hat/ muß das Neben-Feld ei-
nen ausgehoͤleten ihm entgegen kehren. Jſt
das Haupt-Feld ausgehoͤlet/ ſo muß das
Neben-Feld gegen ſeine Aushoͤlung erha-
ben ſeyn. Sind die Linien im Haupt-Fel-
de zu ruͤcke gezogen/ ſo ziehet man ſie im Ne-
ben-Felde heraus: ſind ſie aber in jenem
heraus gefuͤhret/ ſo ziehet man ſie in dieſem
zu ruͤcke. u. ſ. w. Eben dieſes verſtehet ſich
von den Ecken-Feldern und den Neben-Fel-
dern in der mitten der Seiten. Die Ecken-
Felder aber werden gegen die Ecken des Zim-
mers mit zwey auf einander perpendicular
ſtehenden geraden Linien geſchloſſen.

Der 4. Zuſatz.

25. Endlich daß die Decke an den Waͤn-
den nicht ſo platt abfaͤllet/ welches dem Auge
unangenehm vorkommet/ indem es von den
Verzierungen der Decke noch eingenommen;
fuͤhret man unten an der Decke umb das
gantze Zimmer ein Geſimſe.

Anmerckung.

326. Aus dieſen Regeln werdet ihr nicht allein alle
vorkommende Felder-Decken und alle Riße von den-
ſelben vernuͤnftig beurtheilen; ſondern auch ſelbſt ei-
ne vorgegebene Decke in geſchieckte Felder eintheilen
koͤnnen. Die Richtigkeit derſelben beruhet auf den
allgemeinen Maximen der Baukunſt/ daß alle Wer-
cke des Baumeiſters ſo wol in ihren Theilen/ als ge-
gen andere Wercke/ neben welchen ſie ihre Lage ha-

ben/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0556" n="424"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anfangs-Gru&#x0364;nde</hi></fw><lb/>
nach den Linien des Haupt-Feldes richten.<lb/>
Wenn nemlich das Haupt-Feld einen erha-<lb/>
benen Bogen hat/ muß das Neben-Feld ei-<lb/>
nen ausgeho&#x0364;leten ihm entgegen kehren. J&#x017F;t<lb/>
das Haupt-Feld ausgeho&#x0364;let/ &#x017F;o muß das<lb/>
Neben-Feld gegen &#x017F;eine Ausho&#x0364;lung erha-<lb/>
ben &#x017F;eyn. Sind die Linien im Haupt-Fel-<lb/>
de zu ru&#x0364;cke gezogen/ &#x017F;o ziehet man &#x017F;ie im Ne-<lb/>
ben-Felde heraus: &#x017F;ind &#x017F;ie aber in jenem<lb/>
heraus gefu&#x0364;hret/ &#x017F;o ziehet man &#x017F;ie in die&#x017F;em<lb/>
zu ru&#x0364;cke. u. &#x017F;. w. Eben die&#x017F;es ver&#x017F;tehet &#x017F;ich<lb/>
von den Ecken-Feldern und den Neben-Fel-<lb/>
dern in der mitten der Seiten. Die Ecken-<lb/>
Felder aber werden gegen die Ecken des Zim-<lb/>
mers mit zwey auf einander perpendicular<lb/>
&#x017F;tehenden geraden Linien ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Der 4. Zu&#x017F;atz.</hi> </head><lb/>
                <p>25. Endlich daß die Decke an den Wa&#x0364;n-<lb/>
den nicht &#x017F;o platt abfa&#x0364;llet/ welches dem Auge<lb/>
unangenehm vorkommet/ indem es von den<lb/>
Verzierungen der Decke noch eingenommen;<lb/>
fu&#x0364;hret man unten an der Decke umb das<lb/>
gantze Zimmer ein Ge&#x017F;im&#x017F;e.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/>
                <p>326. Aus die&#x017F;en Regeln werdet ihr nicht allein alle<lb/>
vorkommende Felder-Decken und alle Riße von den-<lb/>
&#x017F;elben vernu&#x0364;nftig beurtheilen; &#x017F;ondern auch &#x017F;elb&#x017F;t ei-<lb/>
ne vorgegebene Decke in ge&#x017F;chieckte Felder eintheilen<lb/>
ko&#x0364;nnen. Die Richtigkeit der&#x017F;elben beruhet auf den<lb/>
allgemeinen Maximen der Baukun&#x017F;t/ daß alle Wer-<lb/>
cke des Baumei&#x017F;ters &#x017F;o wol in ihren Theilen/ als ge-<lb/>
gen andere Wercke/ neben welchen &#x017F;ie ihre Lage ha-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ben/</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[424/0556] Anfangs-Gruͤnde nach den Linien des Haupt-Feldes richten. Wenn nemlich das Haupt-Feld einen erha- benen Bogen hat/ muß das Neben-Feld ei- nen ausgehoͤleten ihm entgegen kehren. Jſt das Haupt-Feld ausgehoͤlet/ ſo muß das Neben-Feld gegen ſeine Aushoͤlung erha- ben ſeyn. Sind die Linien im Haupt-Fel- de zu ruͤcke gezogen/ ſo ziehet man ſie im Ne- ben-Felde heraus: ſind ſie aber in jenem heraus gefuͤhret/ ſo ziehet man ſie in dieſem zu ruͤcke. u. ſ. w. Eben dieſes verſtehet ſich von den Ecken-Feldern und den Neben-Fel- dern in der mitten der Seiten. Die Ecken- Felder aber werden gegen die Ecken des Zim- mers mit zwey auf einander perpendicular ſtehenden geraden Linien geſchloſſen. Der 4. Zuſatz. 25. Endlich daß die Decke an den Waͤn- den nicht ſo platt abfaͤllet/ welches dem Auge unangenehm vorkommet/ indem es von den Verzierungen der Decke noch eingenommen; fuͤhret man unten an der Decke umb das gantze Zimmer ein Geſimſe. Anmerckung. 326. Aus dieſen Regeln werdet ihr nicht allein alle vorkommende Felder-Decken und alle Riße von den- ſelben vernuͤnftig beurtheilen; ſondern auch ſelbſt ei- ne vorgegebene Decke in geſchieckte Felder eintheilen koͤnnen. Die Richtigkeit derſelben beruhet auf den allgemeinen Maximen der Baukunſt/ daß alle Wer- cke des Baumeiſters ſo wol in ihren Theilen/ als ge- gen andere Wercke/ neben welchen ſie ihre Lage ha- ben/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/556
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/556>, abgerufen am 22.12.2024.