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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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der Bau-Kunst.
Breite eine geschieckte Verhältnis habe/ so
machet sie entweder wie 1 zu 1/ das ist ein völ-
liges Qvadrat/ oder wie 2 zu 3/ oder wie 2 zu
2/ in grossen Säalen wie 1 zu 3 (§. 21).

Anmerckung.

312. Weil man nach Erforderung der Umbstände
in Kleinigkeiten von diesen Verhältnissen abwei-
cheichen darf (§. 22); so kan man ohne Tadel etwas
darüber und darunter nehmen. Blondell (Cours
d' Architecture part. 3. c. 8. f
266-268) hat noch an-
dere Verhältnisse angegeben/ nemlich wie 3 zu 4/ wie
3 zu 5/ wie 4 zu 5/ wie 4 zu 7/ wie 8 zu 9.

Der 14. Lehrsatz.

313. Die Zimmer sollen weder allzu-
hoch/ noch allzu niedrieg seyn.

Beweiß.

Denn allzuhohe Zimmer sind im Winter
schweer zu heitzen/ und allso dem Beutel be-
schweerlich/ wo das Holtz theuer ist. Allzu
niedrige Zimmer werden ungesund befunden/
weil die Ausdünstungen aus den Cörpern
der Menschen und anderer in ihnen sich be-
findlichen Sachen sich nicht gnung zertheilen
können.

Der 1. Zusatz.

314. Weil bloß die Kosten ein Zimmer zu
heitzen die sehr hohen Zimmer verwerflich
machen; so hat man sich an diesen Lehrsatz
nicht zu kehren/ wo man auf selbige nicht zu
sehen hat.

Anmerckung.

315. Doch kan in einem Falle noch eine andere Ur-

sache

der Bau-Kunſt.
Breite eine geſchieckte Verhaͤltnis habe/ ſo
machet ſie entweder wie 1 zu 1/ das iſt ein voͤl-
liges Qvadrat/ oder wie 2 zu 3/ oder wie 2 zu
2/ in groſſen Saͤalen wie 1 zu 3 (§. 21).

Anmerckung.

312. Weil man nach Erforderung der Umbſtaͤnde
in Kleinigkeiten von dieſen Verhaͤltniſſen abwei-
cheichen darf (§. 22); ſo kan man ohne Tadel etwas
daruͤber und darunter nehmen. Blondell (Cours
d’ Architecture part. 3. c. 8. f
266-268) hat noch an-
dere Verhaͤltniſſe angegeben/ nemlich wie 3 zu 4/ wie
3 zu 5/ wie 4 zu 5/ wie 4 zu 7/ wie 8 zu 9.

Der 14. Lehrſatz.

313. Die Zimmer ſollen weder allzu-
hoch/ noch allzu niedrieg ſeyn.

Beweiß.

Denn allzuhohe Zimmer ſind im Winter
ſchweer zu heitzen/ und allſo dem Beutel be-
ſchweerlich/ wo das Holtz theuer iſt. Allzu
niedrige Zimmer werden ungeſund befunden/
weil die Ausduͤnſtungen aus den Coͤrpern
der Menſchen und anderer in ihnen ſich be-
findlichen Sachen ſich nicht gnung zertheilen
koͤnnen.

Der 1. Zuſatz.

314. Weil bloß die Koſten ein Zimmer zu
heitzen die ſehr hohen Zimmer verwerflich
machen; ſo hat man ſich an dieſen Lehrſatz
nicht zu kehren/ wo man auf ſelbige nicht zu
ſehen hat.

Anmerckung.

315. Doch kan in einem Falle noch eine andere Ur-

ſache
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[415/0547] der Bau-Kunſt. Breite eine geſchieckte Verhaͤltnis habe/ ſo machet ſie entweder wie 1 zu 1/ das iſt ein voͤl- liges Qvadrat/ oder wie 2 zu 3/ oder wie 2 zu 2/ in groſſen Saͤalen wie 1 zu 3 (§. 21). Anmerckung. 312. Weil man nach Erforderung der Umbſtaͤnde in Kleinigkeiten von dieſen Verhaͤltniſſen abwei- cheichen darf (§. 22); ſo kan man ohne Tadel etwas daruͤber und darunter nehmen. Blondell (Cours d’ Architecture part. 3. c. 8. f 266-268) hat noch an- dere Verhaͤltniſſe angegeben/ nemlich wie 3 zu 4/ wie 3 zu 5/ wie 4 zu 5/ wie 4 zu 7/ wie 8 zu 9. Der 14. Lehrſatz. 313. Die Zimmer ſollen weder allzu- hoch/ noch allzu niedrieg ſeyn. Beweiß. Denn allzuhohe Zimmer ſind im Winter ſchweer zu heitzen/ und allſo dem Beutel be- ſchweerlich/ wo das Holtz theuer iſt. Allzu niedrige Zimmer werden ungeſund befunden/ weil die Ausduͤnſtungen aus den Coͤrpern der Menſchen und anderer in ihnen ſich be- findlichen Sachen ſich nicht gnung zertheilen koͤnnen. Der 1. Zuſatz. 314. Weil bloß die Koſten ein Zimmer zu heitzen die ſehr hohen Zimmer verwerflich machen; ſo hat man ſich an dieſen Lehrſatz nicht zu kehren/ wo man auf ſelbige nicht zu ſehen hat. Anmerckung. 315. Doch kan in einem Falle noch eine andere Ur- ſache

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/547>, abgerufen am 21.11.2024.