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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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Anfangs-Gründe
auf einerley Art proportioniren. Dannenhero ist
es kein Wunder/ daß sie in der Proportion mit ein-
ander nicht übereinkommen. Nach dem Scamozzi
verhält sich AB zu CD auf das höchste wie 4 zu 5/
wenigstens wie 6 zu 7/ bey Thürmen wie 1 zu 3;
nach dem Palladio wie 1 zu 2; nach dem de Lorme
wie 2 zu 3.

Die 2. Anmerckung.

248. Eine schief aufgeführete Grundmaure kan
auch dem Erdreiche besser wiederstehen/ als eine an-
dere/ wenn es entweder von der Kälte aus einan-
der getrieben/ oder von dem Regen aufgeschwellet
wird.

Der 3. Lehrsatz.

249. Der Grund-Graben muß wohl
geebenet werden/ ehe die Grundmaure
aufgefuhret wird.

Tab.
XXIV.Fig.
46.

Beweiß.

Denn weil alle schweere Cörper nach
Perpendicular-Linien auf den Horizont dru-
cken/ so muß das gantze Gebäude recht auf-
gerichtet stehen und folgends die obere Brei-
te der Grund-Maure AB Horizontal/ die
untere CD mit ihr Parallel/ folgends der
Boden im Grund-Graben wohl geebenet
seyn. W. Z. E.

Zusatz.

250. Derowegen wenn der Boden durch
hinein getriebene Pfähle befestiget worden/ in-
sonderheit so er morastig ist/ sollet ihr den
Raum zwieschen den Pfählen mit Kohlen/
Wolle/ Haaren/ Kiesel und andern Sachen/

die

Anfangs-Gruͤnde
auf einerley Art proportioniren. Dannenhero iſt
es kein Wunder/ daß ſie in der Proportion mit ein-
ander nicht uͤbereinkommen. Nach dem Scamozzi
verhaͤlt ſich AB zu CD auf das hoͤchſte wie 4 zu 5/
wenigſtens wie 6 zu 7/ bey Thuͤrmen wie 1 zu 3;
nach dem Palladio wie 1 zu 2; nach dem de Lorme
wie 2 zu 3.

Die 2. Anmerckung.

248. Eine ſchief aufgefuͤhrete Grundmaure kan
auch dem Erdreiche beſſer wiederſtehen/ als eine an-
dere/ wenn es entweder von der Kaͤlte aus einan-
der getrieben/ oder von dem Regen aufgeſchwellet
wird.

Der 3. Lehrſatz.

249. Der Grund-Graben muß wohl
geebenet werden/ ehe die Grundmaure
aufgefůhret wird.

Tab.
XXIV.Fig.
46.

Beweiß.

Denn weil alle ſchweere Coͤrper nach
Perpendicular-Linien auf den Horizont dru-
cken/ ſo muß das gantze Gebaͤude recht auf-
gerichtet ſtehen und folgends die obere Brei-
te der Grund-Maure AB Horizontal/ die
untere CD mit ihr Parallel/ folgends der
Boden im Grund-Graben wohl geebenet
ſeyn. W. Z. E.

Zuſatz.

250. Derowegen wenn der Boden durch
hinein getriebene Pfaͤhle befeſtiget worden/ in-
ſonderheit ſo er moraſtig iſt/ ſollet ihr den
Raum zwieſchen den Pfaͤhlen mit Kohlen/
Wolle/ Haaren/ Kieſel und andern Sachen/

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[382/0514] Anfangs-Gruͤnde auf einerley Art proportioniren. Dannenhero iſt es kein Wunder/ daß ſie in der Proportion mit ein- ander nicht uͤbereinkommen. Nach dem Scamozzi verhaͤlt ſich AB zu CD auf das hoͤchſte wie 4 zu 5/ wenigſtens wie 6 zu 7/ bey Thuͤrmen wie 1 zu 3; nach dem Palladio wie 1 zu 2; nach dem de Lorme wie 2 zu 3. Die 2. Anmerckung. 248. Eine ſchief aufgefuͤhrete Grundmaure kan auch dem Erdreiche beſſer wiederſtehen/ als eine an- dere/ wenn es entweder von der Kaͤlte aus einan- der getrieben/ oder von dem Regen aufgeſchwellet wird. Der 3. Lehrſatz. 249. Der Grund-Graben muß wohl geebenet werden/ ehe die Grundmaure aufgefůhret wird. Beweiß. Denn weil alle ſchweere Coͤrper nach Perpendicular-Linien auf den Horizont dru- cken/ ſo muß das gantze Gebaͤude recht auf- gerichtet ſtehen und folgends die obere Brei- te der Grund-Maure AB Horizontal/ die untere CD mit ihr Parallel/ folgends der Boden im Grund-Graben wohl geebenet ſeyn. W. Z. E. Zuſatz. 250. Derowegen wenn der Boden durch hinein getriebene Pfaͤhle befeſtiget worden/ in- ſonderheit ſo er moraſtig iſt/ ſollet ihr den Raum zwieſchen den Pfaͤhlen mit Kohlen/ Wolle/ Haaren/ Kieſel und andern Sachen/ die

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/514>, abgerufen am 21.11.2024.