Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite

der Bau-Kunst.
Gebäudes nach/ und alsdenn sencket sich das
Gebäude/ springet hin und wieder/ und fället
wol gar ein. Derowegen muß es einen
Grund haben/ welcher der Last des Gebäu-
des nicht nachgiebt. W. Z. E.

Der 1. Zusatz.

228. Wenn der Boden/ darauf man bauet/
selsicht ist/ oder auch die Last des Gebäudes
geringe/ und das Erdreich feste gnung für sie;
so hat die Natur schon den Grund geleget/
und darf sich in diesem Falle der Baumeister
k[e]ine Mühe geben.

Der 2. Zusatz.

229. Man sol auf kein altes Gemäure/ es
sey [a]bgebrochen oder eingefallen/ ein neues
Geläude aufführen/ wenn man nicht gnung
versthert/ ob es starck gnung sey den Bau zu
tragen.

Anmerckung.

230. Dem Fehler/ der bey dem Grunde begangen
worden/ ist nicht leicht wieder abzuhelfen/ und er macht
öfters den übriegen gantzen Bau zu nichte. Derowe-
gen muß man sich mit desto grösserem Fleiße bey dem-
selben v[o]rsehen.

Der 3. Zusatz.

231. Und weil der Erdboden nicht überall
von einerley Beschaffenheit ist/ müsset ihr
euch desselben erst wohl erkundigen/ ehe ihr
auf den Grundbau gedencket.

Der 4. Zusatz.

232. Aus gleichmäßiger Ursache müsset ihr
erforschen/ ob das Erdreich immer in einem so
fort gehet/ wie ihr es oben gefunden.

Die
A a 4

der Bau-Kunſt.
Gebaͤudes nach/ und alsdenn ſencket ſich das
Gebaͤude/ ſpringet hin und wieder/ und faͤllet
wol gar ein. Derowegen muß es einen
Grund haben/ welcher der Laſt des Gebaͤu-
des nicht nachgiebt. W. Z. E.

Der 1. Zuſatz.

228. Wenn der Boden/ darauf man bauet/
ſelſicht iſt/ oder auch die Laſt des Gebaͤudes
geringe/ und das Erdreich feſte gnung fuͤr ſie;
ſo hat die Natur ſchon den Grund geleget/
und darf ſich in dieſem Falle der Baumeiſter
k[e]ine Muͤhe geben.

Der 2. Zuſatz.

229. Man ſol auf kein altes Gemaͤure/ es
ſey [a]bgebrochen oder eingefallen/ ein neues
Gelaͤude auffuͤhren/ wenn man nicht gnung
verſthert/ ob es ſtarck gnung ſey den Bau zu
tragen.

Anmerckung.

230. Dem Fehler/ der bey dem Grunde begangen
worden/ iſt nicht leicht wieder abzuhelfẽ/ und er macht
oͤfters den uͤbriegen gantzen Bau zu nichte. Derowe-
gen muß man ſich mit deſto groͤſſerem Fleiße bey dem-
ſelben v[o]rſehen.

Der 3. Zuſatz.

231. Und weil der Erdboden nicht uͤberall
von einerley Beſchaffenheit iſt/ muͤſſet ihr
euch deſſelben erſt wohl erkundigen/ ehe ihr
auf den Grundbau gedencket.

Der 4. Zuſatz.

232. Aus gleichmaͤßiger Urſache muͤſſet ihr
erforſchen/ ob das Erdreich immer in einem ſo
fort gehet/ wie ihr es oben gefunden.

Die
A a 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0507" n="375"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Bau-Kun&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
Geba&#x0364;udes nach/ und alsdenn &#x017F;encket &#x017F;ich das<lb/>
Geba&#x0364;ude/ &#x017F;pringet hin und wieder/ und fa&#x0364;llet<lb/>
wol gar ein. Derowegen muß es einen<lb/>
Grund haben/ welcher der La&#x017F;t des Geba&#x0364;u-<lb/>
des nicht nachgiebt. W. Z. E.</p><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Der 1. Zu&#x017F;atz.</hi> </head><lb/>
                <p>228. Wenn der Boden/ darauf man bauet/<lb/>
&#x017F;el&#x017F;icht i&#x017F;t/ oder auch die La&#x017F;t des Geba&#x0364;udes<lb/>
geringe/ und das Erdreich fe&#x017F;te gnung fu&#x0364;r &#x017F;ie;<lb/>
&#x017F;o hat die Natur &#x017F;chon den Grund geleget/<lb/>
und darf &#x017F;ich in die&#x017F;em Falle der Baumei&#x017F;ter<lb/>
k<supplied>e</supplied>ine Mu&#x0364;he geben.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Der 2. Zu&#x017F;atz.</hi> </head><lb/>
                <p>229. Man &#x017F;ol auf kein altes Gema&#x0364;ure/ es<lb/>
&#x017F;ey <supplied>a</supplied>bgebrochen oder eingefallen/ ein neues<lb/>
Gela&#x0364;ude auffu&#x0364;hren/ wenn man nicht gnung<lb/>
ver&#x017F;thert/ ob es &#x017F;tarck gnung &#x017F;ey den Bau zu<lb/>
tragen.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Anmerckung.</hi> </head><lb/>
                <p>230. Dem Fehler/ der bey dem Grunde begangen<lb/>
worden/ i&#x017F;t nicht leicht wieder abzuhelfe&#x0303;/ und er macht<lb/>
o&#x0364;fters den u&#x0364;briegen gantzen Bau zu nichte. Derowe-<lb/>
gen muß man &#x017F;ich mit de&#x017F;to gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erem Fleiße bey dem-<lb/>
&#x017F;elben v<supplied>o</supplied>r&#x017F;ehen.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Der 3. Zu&#x017F;atz.</hi> </head><lb/>
                <p>231. Und weil der Erdboden nicht u&#x0364;berall<lb/>
von einerley Be&#x017F;chaffenheit i&#x017F;t/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihr<lb/>
euch de&#x017F;&#x017F;elben er&#x017F;t wohl erkundigen/ ehe ihr<lb/>
auf den Grundbau gedencket.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Der 4. Zu&#x017F;atz.</hi> </head><lb/>
                <p>232. Aus gleichma&#x0364;ßiger Ur&#x017F;ache mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihr<lb/>
erfor&#x017F;chen/ ob das Erdreich immer in einem &#x017F;o<lb/>
fort gehet/ wie ihr es oben gefunden.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">A a 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[375/0507] der Bau-Kunſt. Gebaͤudes nach/ und alsdenn ſencket ſich das Gebaͤude/ ſpringet hin und wieder/ und faͤllet wol gar ein. Derowegen muß es einen Grund haben/ welcher der Laſt des Gebaͤu- des nicht nachgiebt. W. Z. E. Der 1. Zuſatz. 228. Wenn der Boden/ darauf man bauet/ ſelſicht iſt/ oder auch die Laſt des Gebaͤudes geringe/ und das Erdreich feſte gnung fuͤr ſie; ſo hat die Natur ſchon den Grund geleget/ und darf ſich in dieſem Falle der Baumeiſter keine Muͤhe geben. Der 2. Zuſatz. 229. Man ſol auf kein altes Gemaͤure/ es ſey abgebrochen oder eingefallen/ ein neues Gelaͤude auffuͤhren/ wenn man nicht gnung verſthert/ ob es ſtarck gnung ſey den Bau zu tragen. Anmerckung. 230. Dem Fehler/ der bey dem Grunde begangen worden/ iſt nicht leicht wieder abzuhelfẽ/ und er macht oͤfters den uͤbriegen gantzen Bau zu nichte. Derowe- gen muß man ſich mit deſto groͤſſerem Fleiße bey dem- ſelben vorſehen. Der 3. Zuſatz. 231. Und weil der Erdboden nicht uͤberall von einerley Beſchaffenheit iſt/ muͤſſet ihr euch deſſelben erſt wohl erkundigen/ ehe ihr auf den Grundbau gedencket. Der 4. Zuſatz. 232. Aus gleichmaͤßiger Urſache muͤſſet ihr erforſchen/ ob das Erdreich immer in einem ſo fort gehet/ wie ihr es oben gefunden. Die A a 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/507
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/507>, abgerufen am 22.12.2024.