Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite

von der Mathem. Methode.
nennet. Denn wenn mich der Beweiß von
der Richtigkeit des Satzes völlig überzeugen
soll/ so darff ich keinen Zweiffel an seinen
Gründen haben/ sondern muß vielmehr von
ihrer Richtigkeit völlig überführet seyn. Dan-
nenhero zeigen mir die citationes, was man
bey demjenigen als bekand voraussetzen muß/
den ich von der Richtigkeit eines jeden Lehr-
satzes überführen will. Und weil die Er-
klährungen die ersten Gedancken sind/ die
Grundsätze aus ihnen unmittelbahr fliessen/
hingegen die Lehrsätze entweder unmit-
telbahr oder mittelbahr aus ihnen herge-
leitet werden; so siehet man bald aus der
Anführung der Nahmen von ieder Wahr-
heit/ die zum Grunde des Beweises geleget
wird/ ob man viel oder wenig voraus
setzen muß/ und in was für einer Ordnung
man es anfängt/ damit die Uberführung stat
sinden kan. Ja weil auch besondere Kunst-
Griffe sind/ dadurch man einen von der Rich-
tigkeit der Erklährungen/ besondere wodurch
man ihn von der Richtigkeit der Grundsätze
und besondere wodurch man ihn von der
Richtigkeit der Lehrsätze überführet; so
geben mir die angeführte Nahmen der Grün-
de des Beweises zugleich Gelegenheit an die
gehörige Methode zu gedencken/ dadurch ich
einen von der Richtigkeit der angenommenen
Gründe des Beweises überzeugen kan.

§. 42. Die Art und Weise aus den ge-Art aus
den Grün

setz-
B 4

von der Mathem. Methode.
nennet. Denn wenn mich der Beweiß von
der Richtigkeit des Satzes voͤllig uͤberzeugen
ſoll/ ſo darff ich keinen Zweiffel an ſeinen
Gruͤnden haben/ ſondern muß vielmehr von
ihrer Richtigkeit voͤllig uͤberfuͤhret ſeyn. Dan-
nenhero zeigen mir die citationes, was man
bey demjenigen als bekand vorausſetzen muß/
den ich von der Richtigkeit eines jeden Lehr-
ſatzes uͤberfuͤhren will. Und weil die Er-
klaͤhrungen die erſten Gedancken ſind/ die
Grundſaͤtze aus ihnen unmittelbahr flieſſen/
hingegen die Lehrſaͤtze entweder unmit-
telbahr oder mittelbahr aus ihnen herge-
leitet werden; ſo ſiehet man bald aus der
Anfuͤhrung der Nahmen von ieder Wahr-
heit/ die zum Grunde des Beweiſes geleget
wird/ ob man viel oder wenig voraus
ſetzen muß/ und in was fuͤr einer Ordnung
man es anfaͤngt/ damit die Uberfuͤhrung ſtat
ſinden kan. Ja weil auch beſondere Kunſt-
Griffe ſind/ dadurch man einen von der Rich-
tigkeit der Erklaͤhrungen/ beſondere wodurch
man ihn von der Richtigkeit der Grundſaͤtze
und beſondere wodurch man ihn von der
Richtigkeit der Lehrſaͤtze uͤberfuͤhret; ſo
geben mir die angefuͤhrte Nahmen der Gruͤn-
de des Beweiſes zugleich Gelegenheit an die
gehoͤrige Methode zu gedencken/ dadurch ich
einen von der Richtigkeit der angenommenen
Gruͤnde des Beweiſes uͤberzeugen kan.

§. 42. Die Art und Weiſe aus den ge-Art aus
den Gruͤn

ſetz-
B 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <p><pb facs="#f0043" n="23"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von der Mathem. Methode.</hi></fw><lb/>
nennet. Denn wenn mich der Beweiß von<lb/>
der Richtigkeit des Satzes vo&#x0364;llig u&#x0364;berzeugen<lb/>
&#x017F;oll/ &#x017F;o darff ich keinen Zweiffel an &#x017F;einen<lb/>
Gru&#x0364;nden haben/ &#x017F;ondern muß vielmehr von<lb/>
ihrer Richtigkeit vo&#x0364;llig u&#x0364;berfu&#x0364;hret &#x017F;eyn. Dan-<lb/>
nenhero zeigen mir die <hi rendition="#aq">citationes,</hi> was man<lb/>
bey demjenigen als bekand voraus&#x017F;etzen muß/<lb/>
den ich von der Richtigkeit eines jeden Lehr-<lb/>
&#x017F;atzes u&#x0364;berfu&#x0364;hren will. Und weil die Er-<lb/>
kla&#x0364;hrungen die er&#x017F;ten Gedancken &#x017F;ind/ die<lb/>
Grund&#x017F;a&#x0364;tze aus ihnen unmittelbahr flie&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
hingegen die Lehr&#x017F;a&#x0364;tze entweder unmit-<lb/>
telbahr oder mittelbahr aus ihnen herge-<lb/>
leitet werden; &#x017F;o &#x017F;iehet man bald aus der<lb/>
Anfu&#x0364;hrung der Nahmen von ieder Wahr-<lb/>
heit/ die zum Grunde des Bewei&#x017F;es geleget<lb/>
wird/ ob man viel oder wenig voraus<lb/>
&#x017F;etzen muß/ und in was fu&#x0364;r einer Ordnung<lb/>
man es anfa&#x0364;ngt/ damit die Uberfu&#x0364;hrung &#x017F;tat<lb/>
&#x017F;inden kan. Ja weil auch be&#x017F;ondere Kun&#x017F;t-<lb/>
Griffe &#x017F;ind/ dadurch man einen von der Rich-<lb/>
tigkeit der Erkla&#x0364;hrungen/ be&#x017F;ondere wodurch<lb/>
man ihn von der Richtigkeit der Grund&#x017F;a&#x0364;tze<lb/>
und be&#x017F;ondere wodurch man ihn von der<lb/>
Richtigkeit der Lehr&#x017F;a&#x0364;tze u&#x0364;berfu&#x0364;hret; &#x017F;o<lb/>
geben mir die angefu&#x0364;hrte Nahmen der Gru&#x0364;n-<lb/>
de des Bewei&#x017F;es zugleich Gelegenheit an die<lb/>
geho&#x0364;rige Methode zu gedencken/ dadurch ich<lb/>
einen von der Richtigkeit der angenommenen<lb/>
Gru&#x0364;nde des Bewei&#x017F;es u&#x0364;berzeugen kan.</p><lb/>
          <p>§. 42. Die Art und Wei&#x017F;e aus den ge-<note place="right">Art aus<lb/>
den Gru&#x0364;n</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;etz-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0043] von der Mathem. Methode. nennet. Denn wenn mich der Beweiß von der Richtigkeit des Satzes voͤllig uͤberzeugen ſoll/ ſo darff ich keinen Zweiffel an ſeinen Gruͤnden haben/ ſondern muß vielmehr von ihrer Richtigkeit voͤllig uͤberfuͤhret ſeyn. Dan- nenhero zeigen mir die citationes, was man bey demjenigen als bekand vorausſetzen muß/ den ich von der Richtigkeit eines jeden Lehr- ſatzes uͤberfuͤhren will. Und weil die Er- klaͤhrungen die erſten Gedancken ſind/ die Grundſaͤtze aus ihnen unmittelbahr flieſſen/ hingegen die Lehrſaͤtze entweder unmit- telbahr oder mittelbahr aus ihnen herge- leitet werden; ſo ſiehet man bald aus der Anfuͤhrung der Nahmen von ieder Wahr- heit/ die zum Grunde des Beweiſes geleget wird/ ob man viel oder wenig voraus ſetzen muß/ und in was fuͤr einer Ordnung man es anfaͤngt/ damit die Uberfuͤhrung ſtat ſinden kan. Ja weil auch beſondere Kunſt- Griffe ſind/ dadurch man einen von der Rich- tigkeit der Erklaͤhrungen/ beſondere wodurch man ihn von der Richtigkeit der Grundſaͤtze und beſondere wodurch man ihn von der Richtigkeit der Lehrſaͤtze uͤberfuͤhret; ſo geben mir die angefuͤhrte Nahmen der Gruͤn- de des Beweiſes zugleich Gelegenheit an die gehoͤrige Methode zu gedencken/ dadurch ich einen von der Richtigkeit der angenommenen Gruͤnde des Beweiſes uͤberzeugen kan. §. 42. Die Art und Weiſe aus den ge- ſetz- Art aus den Gruͤn B 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/43
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/43>, abgerufen am 21.11.2024.