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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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der Bau-Kunst.
weichen aber einen Kalck geben/ der gleich-
sam in Asche zerfällt/ wenn er aus dem Ofen
getragen wird. Und wenn die Steine un-
reine sind/ so wird auch der Kalck unrein.
Weil aber weder der Kalck/ welcher bald
zerfället/ noch auch der unreine eine feste
Speise giebt; wird keiner von beyden in
der Bau-Kunst gebilliget (§. 13). Und dan-
nenhero ziehet man den aus harten und rei-
nen Steinen demselben vor. W. Z. E.

Die 1. Anmerckung.

59. Vitravius (lib. 2. c. 5) und Alberti (lib. 2. c. 11)
verwerfen auch nicht den Kalck/ der aus schwamlöche-
richten Steinen gebrannt wird. Und der letztere
hält den Kalck zu allem Gebrauch dienlich/ den man
aus Mühlsteinen/ in welchen kein Saltz zufinden/ zu
bereitet. Er ziehet über dieses die gebrochenen Stei-
ne den zusammen geklaubeten vor und hält die vor
besser/ welche in einem schattichten und feuchten/ als
die in einem trockenen Bruche gefunden werden. Pal-
ladius
aber erinnert/ daß die Steine aus den fliessen-
den Wässern und Bächen einen saubern und weissen;
Kalck geben (lib. 1. c. 5).

Die 2. Anmerckung.

60. Wo man Mangel an Steinen hat/ brennet
man den Kalck aus Muscheln/ wie in Holland/ und wer-
den dazu die rundten weissen Muscheln genommen/ wel-
che man an dem Ufer der See findet. Es erinnert aber
Goldmann (lib. 1. c. 17 f. 62) daß er die Feuch-
tigkeit sehr an sich ziehet und/ wenn er zum Tünch
gebrauchet wird/ der Regen ihn von den Wänden
abschälet. Hingegen Dieussart (lib. 1. c. 7. f. 18)
giebt ihn für den besten aus.

Die 3. Anmerckung.

61. Es ist auch eine Art Kalck/ welcher aus den Kalck
gruben gegraben/ in Ziegel-Formen gestriechen/ hier

auf
T 4

der Bau-Kunſt.
weichen aber einen Kalck geben/ der gleich-
ſam in Aſche zerfaͤllt/ wenn er aus dem Ofen
getragen wird. Und wenn die Steine un-
reine ſind/ ſo wird auch der Kalck unrein.
Weil aber weder der Kalck/ welcher bald
zerfaͤllet/ noch auch der unreine eine feſte
Speiſe giebt; wird keiner von beyden in
der Bau-Kunſt gebilliget (§. 13). Und dan-
nenhero ziehet man den aus harten und rei-
nen Steinen demſelben vor. W. Z. E.

Die 1. Anmerckung.

59. Vitravius (lib. 2. c. 5) und Alberti (lib. 2. c. 11)
verwerfen auch nicht den Kalck/ der aus ſchwamloͤche-
richten Steinen gebrannt wird. Und der letztere
haͤlt den Kalck zu allem Gebrauch dienlich/ den man
aus Muͤhlſteinen/ in welchen kein Saltz zufinden/ zu
bereitet. Er ziehet uͤber dieſes die gebrochenen Stei-
ne den zuſammen geklaubeten vor und haͤlt die vor
beſſer/ welche in einem ſchattichten und feuchten/ als
die in einem trockenen Bruche gefunden werden. Pal-
ladius
aber erinnert/ daß die Steine aus den flieſſen-
den Waͤſſern und Baͤchen einen ſaubern und weiſſen;
Kalck geben (lib. 1. c. 5).

Die 2. Anmerckung.

60. Wo man Mangel an Steinen hat/ brennet
man den Kalck aus Muſcheln/ wie in Holland/ und wer-
den dazu die rundten weiſſen Muſcheln genommen/ wel-
che man an dem Ufer der See findet. Es erinnert aber
Goldmann (lib. 1. c. 17 f. 62) daß er die Feuch-
tigkeit ſehr an ſich ziehet und/ wenn er zum Tuͤnch
gebrauchet wird/ der Regen ihn von den Waͤnden
abſchaͤlet. Hingegen Dieuſſart (lib. 1. c. 7. f. 18)
giebt ihn fuͤr den beſten aus.

Die 3. Anmerckung.

61. Es iſt auch eine Art Kalck/ welcher aus den Kalck
gruben gegraben/ in Ziegel-Formen geſtriechen/ hier

auf
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[295/0427] der Bau-Kunſt. weichen aber einen Kalck geben/ der gleich- ſam in Aſche zerfaͤllt/ wenn er aus dem Ofen getragen wird. Und wenn die Steine un- reine ſind/ ſo wird auch der Kalck unrein. Weil aber weder der Kalck/ welcher bald zerfaͤllet/ noch auch der unreine eine feſte Speiſe giebt; wird keiner von beyden in der Bau-Kunſt gebilliget (§. 13). Und dan- nenhero ziehet man den aus harten und rei- nen Steinen demſelben vor. W. Z. E. Die 1. Anmerckung. 59. Vitravius (lib. 2. c. 5) und Alberti (lib. 2. c. 11) verwerfen auch nicht den Kalck/ der aus ſchwamloͤche- richten Steinen gebrannt wird. Und der letztere haͤlt den Kalck zu allem Gebrauch dienlich/ den man aus Muͤhlſteinen/ in welchen kein Saltz zufinden/ zu bereitet. Er ziehet uͤber dieſes die gebrochenen Stei- ne den zuſammen geklaubeten vor und haͤlt die vor beſſer/ welche in einem ſchattichten und feuchten/ als die in einem trockenen Bruche gefunden werden. Pal- ladius aber erinnert/ daß die Steine aus den flieſſen- den Waͤſſern und Baͤchen einen ſaubern und weiſſen; Kalck geben (lib. 1. c. 5). Die 2. Anmerckung. 60. Wo man Mangel an Steinen hat/ brennet man den Kalck aus Muſcheln/ wie in Holland/ und wer- den dazu die rundten weiſſen Muſcheln genommen/ wel- che man an dem Ufer der See findet. Es erinnert aber Goldmann (lib. 1. c. 17 f. 62) daß er die Feuch- tigkeit ſehr an ſich ziehet und/ wenn er zum Tuͤnch gebrauchet wird/ der Regen ihn von den Waͤnden abſchaͤlet. Hingegen Dieuſſart (lib. 1. c. 7. f. 18) giebt ihn fuͤr den beſten aus. Die 3. Anmerckung. 61. Es iſt auch eine Art Kalck/ welcher aus den Kalck gruben gegraben/ in Ziegel-Formen geſtriechen/ hier auf T 4

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/427>, abgerufen am 21.11.2024.