Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite

Kurtzer Unterricht
tur und Beschaffenheit der Sachen. Und
derowegen müsset ihr aus dieser dieselbe zu er-
weisen euch bemühen: Wollet ihr auch diese
Erklährung als unwiedersprechliche Gründe
der Erkäntnis annehmen. Dannenhero
als Euclides die Erklährung des gleichseiti-
gen Dreyeckes nach der vierdten Methode
gefunden hatte; zeigte er bald in der ersten
Aufgabe/ wie ein gleichseitiges Dreyeck auf
einer jeden gegebenen Linie construiret wer-
de/ umb die Möglichkeit desselben unter an-
dern mit darzuthun.

Was bey
den Er-
klährun-
gen der
Sachen
zu beden-
cken.

§. 23. Was die Erklährung der Sachen
betrifft/ so zeigen dieselbigen/ wie eine Sache
möglich ist/ das ist/ auf was für Art und
Weise sie entstehen kan (§. 4.) Und derowe-
gen hat man bey denselben auf zweyerley zu se-
hen/ nemlich auf diejenigen Dinge/ welche zu
ihrer Möglichkeit etwas beytragen/ und auf
dasjenige/ was sie dazu beytragen. Z. E.
wenn ein Circul erklähret wird/ daß er entste-
he/ wenn sich eine gerade Linie umb einen fe-
sten Punct herumb beweget; so erfordert man
zu seiner Möglichkeit einen Punct und eine
gerade Linie/ der Punct soll unbeweglich
seyn/ und also die Bewegung der Linie regu-
lir
en/ die gerade Linie aber soll sich dergestalt
bewegen/ daß sie wieder an den Ort kömt/ wo
die Bewegung sich angefangen.

Wie ihre
Möglich-
keit zu

§. 24. Wenn nun die Erklährungen der
Sachen ihre Richtigkeit haben/ oder möglich

seyn

Kurtzer Unterricht
tur und Beſchaffenheit der Sachen. Und
derowegen muͤſſet ihr aus dieſer dieſelbe zu er-
weiſen euch bemuͤhen: Wollet ihr auch dieſe
Erklaͤhrung als unwiederſprechliche Gruͤnde
der Erkaͤntnis annehmen. Dannenhero
als Euclides die Erklaͤhrung des gleichſeiti-
gen Dreyeckes nach der vierdten Methode
gefunden hatte; zeigte er bald in der erſten
Aufgabe/ wie ein gleichſeitiges Dreyeck auf
einer jeden gegebenen Linie conſtruiret wer-
de/ umb die Moͤglichkeit deſſelben unter an-
dern mit darzuthun.

Was bey
den Er-
klaͤhrun-
gen der
Sachen
zu beden-
cken.

§. 23. Was die Erklaͤhrung der Sachen
betrifft/ ſo zeigen dieſelbigen/ wie eine Sache
moͤglich iſt/ das iſt/ auf was fuͤr Art und
Weiſe ſie entſtehen kan (§. 4.) Und derowe-
gen hat man bey denſelbẽ auf zweyeꝛley zu ſe-
hen/ nemlich auf diejenigen Dinge/ welche zu
ihrer Moͤglichkeit etwas beytragen/ und auf
dasjenige/ was ſie dazu beytragen. Z. E.
wenn ein Circul erklaͤhret wird/ daß er entſte-
he/ wenn ſich eine gerade Linie umb einen fe-
ſten Punct herumb beweget; ſo erfordert man
zu ſeiner Moͤglichkeit einen Punct und eine
gerade Linie/ der Punct ſoll unbeweglich
ſeyn/ und alſo die Bewegung der Linie regu-
lir
en/ die gerade Linie aber ſoll ſich dergeſtalt
bewegen/ daß ſie wieder an den Ort koͤmt/ wo
die Bewegung ſich angefangen.

Wie ihre
Moͤglich-
keit zu

§. 24. Wenn nun die Erklaͤhrungen der
Sachen ihre Richtigkeit haben/ oder moͤglich

ſeyn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <p><pb facs="#f0032" n="12"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kurtzer Unterricht</hi></fw><lb/>
tur und Be&#x017F;chaffenheit der Sachen. Und<lb/>
derowegen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihr aus die&#x017F;er die&#x017F;elbe zu er-<lb/>
wei&#x017F;en euch bemu&#x0364;hen: Wollet ihr auch die&#x017F;e<lb/>
Erkla&#x0364;hrung als unwieder&#x017F;prechliche Gru&#x0364;nde<lb/>
der Erka&#x0364;ntnis annehmen. Dannenhero<lb/>
als <hi rendition="#aq">Euclides</hi> die Erkla&#x0364;hrung des gleich&#x017F;eiti-<lb/>
gen Dreyeckes nach der vierdten Methode<lb/>
gefunden hatte; zeigte er bald in der er&#x017F;ten<lb/>
Aufgabe/ wie ein gleich&#x017F;eitiges Dreyeck auf<lb/>
einer jeden gegebenen Linie <hi rendition="#aq">con&#x017F;truir</hi>et wer-<lb/>
de/ umb die Mo&#x0364;glichkeit de&#x017F;&#x017F;elben unter an-<lb/>
dern mit darzuthun.</p><lb/>
          <note place="left">Was bey<lb/>
den Er-<lb/>
kla&#x0364;hrun-<lb/>
gen der<lb/>
Sachen<lb/>
zu beden-<lb/>
cken.</note>
          <p>§. 23. Was die Erkla&#x0364;hrung der Sachen<lb/>
betrifft/ &#x017F;o zeigen die&#x017F;elbigen/ wie eine Sache<lb/>
mo&#x0364;glich i&#x017F;t/ das i&#x017F;t/ auf was fu&#x0364;r Art und<lb/>
Wei&#x017F;e &#x017F;ie ent&#x017F;tehen kan (§. 4.) Und derowe-<lb/>
gen hat man bey den&#x017F;elbe&#x0303; auf zweye&#xA75B;ley zu &#x017F;e-<lb/>
hen/ nemlich auf diejenigen Dinge/ welche zu<lb/>
ihrer Mo&#x0364;glichkeit etwas beytragen/ und auf<lb/>
dasjenige/ was &#x017F;ie dazu beytragen. Z. E.<lb/>
wenn ein Circul erkla&#x0364;hret wird/ daß er ent&#x017F;te-<lb/>
he/ wenn &#x017F;ich eine gerade Linie umb einen fe-<lb/>
&#x017F;ten Punct herumb beweget; &#x017F;o erfordert man<lb/>
zu &#x017F;einer Mo&#x0364;glichkeit einen Punct und eine<lb/>
gerade Linie/ der Punct &#x017F;oll unbeweglich<lb/>
&#x017F;eyn/ und al&#x017F;o die Bewegung der Linie <hi rendition="#aq">regu-<lb/>
lir</hi>en/ die gerade Linie aber &#x017F;oll &#x017F;ich derge&#x017F;talt<lb/>
bewegen/ daß &#x017F;ie wieder an den Ort ko&#x0364;mt/ wo<lb/>
die Bewegung &#x017F;ich angefangen.</p><lb/>
          <note place="left">Wie ihre<lb/>
Mo&#x0364;glich-<lb/>
keit zu</note>
          <p>§. 24. Wenn nun die Erkla&#x0364;hrungen der<lb/>
Sachen ihre Richtigkeit haben/ oder mo&#x0364;glich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eyn</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0032] Kurtzer Unterricht tur und Beſchaffenheit der Sachen. Und derowegen muͤſſet ihr aus dieſer dieſelbe zu er- weiſen euch bemuͤhen: Wollet ihr auch dieſe Erklaͤhrung als unwiederſprechliche Gruͤnde der Erkaͤntnis annehmen. Dannenhero als Euclides die Erklaͤhrung des gleichſeiti- gen Dreyeckes nach der vierdten Methode gefunden hatte; zeigte er bald in der erſten Aufgabe/ wie ein gleichſeitiges Dreyeck auf einer jeden gegebenen Linie conſtruiret wer- de/ umb die Moͤglichkeit deſſelben unter an- dern mit darzuthun. §. 23. Was die Erklaͤhrung der Sachen betrifft/ ſo zeigen dieſelbigen/ wie eine Sache moͤglich iſt/ das iſt/ auf was fuͤr Art und Weiſe ſie entſtehen kan (§. 4.) Und derowe- gen hat man bey denſelbẽ auf zweyeꝛley zu ſe- hen/ nemlich auf diejenigen Dinge/ welche zu ihrer Moͤglichkeit etwas beytragen/ und auf dasjenige/ was ſie dazu beytragen. Z. E. wenn ein Circul erklaͤhret wird/ daß er entſte- he/ wenn ſich eine gerade Linie umb einen fe- ſten Punct herumb beweget; ſo erfordert man zu ſeiner Moͤglichkeit einen Punct und eine gerade Linie/ der Punct ſoll unbeweglich ſeyn/ und alſo die Bewegung der Linie regu- liren/ die gerade Linie aber ſoll ſich dergeſtalt bewegen/ daß ſie wieder an den Ort koͤmt/ wo die Bewegung ſich angefangen. §. 24. Wenn nun die Erklaͤhrungen der Sachen ihre Richtigkeit haben/ oder moͤglich ſeyn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/32
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/32>, abgerufen am 18.12.2024.