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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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von der Mathemat. Methode.
z. E. Jch setze/ ihr habet auf mehr gemeldete
Weise den Begrief eines Dreyeckes bekom-
men/ daß es ein Raum sey/ der in drey Lini-
en eingeschlossen ist. Lasset den besondern
Umbstand/ daß drey derselben Linien seyn
sollen/ weg; so bleibt der Begrief einer Fi-
gur übrig/ daß sie sey ein Raum/ der in Linien
eingeschlossen ist.

§. 19. Wenn man Erklährungen/ sie mö-Die drit-
te Art.

gen gefunden worden seyn wie sie wollen/ der-
gestalt überleget/ daß man auf die besonderen
Umstände/ dadurch die Sache in ihrer Art
determiniret wird/ acht hat; so kan man
durch Nachahmung andere ähnliche Umb-
stände erdencken/ und dadurch andere Sa-
chen in ihrer Art determiniren. Und sol-
cher gestalt findet ihr abermals neue Erkläh-
rungen. z. E. Wenn ihr bedencket/ daß ei-
ne Figur ein Dreyecke sey/ rühre von dem be-
sonderen Umbstande her/ daß sie drey Sei-
ten hat; so könnet ihr denselben in einen an-
dern verwandeln und z. E. setzen/ der Raum
sey in vier/ oder in 5. oder in 6. Seiten u.s.w.
eingeschlossen. Alsdenn habt ihr neue Er-
klährungen der Vier-Ecke/ Fünf-Ecke/
Sechs-Ecke u. s. w.

§. 20. Ja wie ihr in der andern Art eini-Die
vierdte
Art.

ge Umbstände weglasset/ so könnet ihr im
Widerspiele auch neue hinzusetzen/ welche die
Sache in denen Dingen determiniren/ so
in der vorgegebenen Erklährung noch unde-

ter-
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von der Mathemat. Methode.
z. E. Jch ſetze/ ihr habet auf mehr gemeldete
Weiſe den Begrief eines Dreyeckes bekom-
men/ daß es ein Raum ſey/ der in drey Lini-
en eingeſchloſſen iſt. Laſſet den beſondern
Umbſtand/ daß drey derſelben Linien ſeyn
ſollen/ weg; ſo bleibt der Begrief einer Fi-
gur uͤbrig/ daß ſie ſey ein Raum/ der in Linien
eingeſchloſſen iſt.

§. 19. Wenn man Erklaͤhrungen/ ſie moͤ-Die drit-
te Art.

gen gefunden worden ſeyn wie ſie wollen/ der-
geſtalt uͤberleget/ daß man auf die beſonderen
Umſtaͤnde/ dadurch die Sache in ihrer Art
determiniret wird/ acht hat; ſo kan man
durch Nachahmung andere aͤhnliche Umb-
ſtaͤnde erdencken/ und dadurch andere Sa-
chen in ihrer Art determiniren. Und ſol-
cher geſtalt findet ihr abermals neue Erklaͤh-
rungen. z. E. Wenn ihr bedencket/ daß ei-
ne Figur ein Dreyecke ſey/ ruͤhre von dem be-
ſonderen Umbſtande her/ daß ſie drey Sei-
ten hat; ſo koͤnnet ihr denſelben in einen an-
dern verwandeln und z. E. ſetzen/ der Raum
ſey in vier/ oder in 5. oder in 6. Seiten u.ſ.w.
eingeſchloſſen. Alsdenn habt ihr neue Er-
klaͤhrungen der Vier-Ecke/ Fuͤnf-Ecke/
Sechs-Ecke u. ſ. w.

§. 20. Ja wie ihr in der andern Art eini-Die
vierdte
Art.

ge Umbſtaͤnde weglaſſet/ ſo koͤnnet ihr im
Widerſpiele auch neue hinzuſetzen/ welche die
Sache in denen Dingen determiniren/ ſo
in der vorgegebenen Erklaͤhrung noch unde-

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[9/0029] von der Mathemat. Methode. z. E. Jch ſetze/ ihr habet auf mehr gemeldete Weiſe den Begrief eines Dreyeckes bekom- men/ daß es ein Raum ſey/ der in drey Lini- en eingeſchloſſen iſt. Laſſet den beſondern Umbſtand/ daß drey derſelben Linien ſeyn ſollen/ weg; ſo bleibt der Begrief einer Fi- gur uͤbrig/ daß ſie ſey ein Raum/ der in Linien eingeſchloſſen iſt. §. 19. Wenn man Erklaͤhrungen/ ſie moͤ- gen gefunden worden ſeyn wie ſie wollen/ der- geſtalt uͤberleget/ daß man auf die beſonderen Umſtaͤnde/ dadurch die Sache in ihrer Art determiniret wird/ acht hat; ſo kan man durch Nachahmung andere aͤhnliche Umb- ſtaͤnde erdencken/ und dadurch andere Sa- chen in ihrer Art determiniren. Und ſol- cher geſtalt findet ihr abermals neue Erklaͤh- rungen. z. E. Wenn ihr bedencket/ daß ei- ne Figur ein Dreyecke ſey/ ruͤhre von dem be- ſonderen Umbſtande her/ daß ſie drey Sei- ten hat; ſo koͤnnet ihr denſelben in einen an- dern verwandeln und z. E. ſetzen/ der Raum ſey in vier/ oder in 5. oder in 6. Seiten u.ſ.w. eingeſchloſſen. Alsdenn habt ihr neue Er- klaͤhrungen der Vier-Ecke/ Fuͤnf-Ecke/ Sechs-Ecke u. ſ. w. Die drit- te Art. §. 20. Ja wie ihr in der andern Art eini- ge Umbſtaͤnde weglaſſet/ ſo koͤnnet ihr im Widerſpiele auch neue hinzuſetzen/ welche die Sache in denen Dingen determiniren/ ſo in der vorgegebenen Erklaͤhrung noch unde- ter- Die vierdte Art. A 5

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/29>, abgerufen am 21.11.2024.