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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.

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Vorrede.
die unveränderl. Gesetze des Sehens in den Opti-
schen Wissenschafften heraus gebracht/ u. dadurch
die wahre Beschaffenheit aller Empfindung deutlich
erläutert/ auch die Natur so glücklich beherrschet/
daß sie uns muß sehen lassen/ was sie für uns ver-
steckt hatte? Hat man nicht durch die Mathematick
in der Mechanick und Hydraulick die Gesetze der Be-
wegung; in der Hydrostatick die Gesetze der Schwee-
re ersonnen? Und wer ist in den Schrifften der Phy-
sicorum
so wenig erfahren/ daß er nicht wüste/ was
diese Wissenschafften zu Erkäntnis der natürlichen
Dinge beytragen/ und wie sie es unvermerckt lichte
machen/ da andere in einer Egyptischen Finsternis
sitzen? Habe ich nicht in meinen Elementis Aero-
metriae
gewiesen/ mit was für Nutzen man die
Mathematick auf die Experimente applicire/ und
wie daher allein die völlige Gewißheit in der Phy-
sick komme? Mit einem Worte/ es wird niemand
leugnen/ daß die Mathematick der Schlüssel zu
den fest verwahreten Schätzen der Natur sey/ als
der noch nichts damit auffgeschlossen.

Fraget einer nach Wissenschafften/ welche in
dem menschlichen Leben grossen Nutzen haben; so
trage ich kein Bedencken die Mathematischen zu
nennen. Wäre mir vergönnet weitläufftig zu seyn/
so wolte ich zeigen/ wie die Rechnung Haus-halten
hilfft/ und mit der Geometrie viele Vortheile zei-
get/ die man in der Haushaltung öffters übersehen
würde; wie die Arithmetick/ Geometrie/ Baukunst/
Mechanick und Hydraulick einen jeden Haus-Va-
ter vorsichtig macht; wie die meisten Mathemati-

schen

Vorrede.
die unveraͤnderl. Geſetze des Sehens in den Opti-
ſchen Wiſſenſchafften heraus gebracht/ u. dadurch
die wahre Beſchaffenheit aller Empfindung deutlich
erlaͤutert/ auch die Natur ſo gluͤcklich beherrſchet/
daß ſie uns muß ſehen laſſen/ was ſie fuͤr uns ver-
ſteckt hatte? Hat man nicht durch die Mathematick
in der Mechanick und Hydraulick die Geſetze der Be-
wegung; in der Hydroſtatick die Geſetze der Schwee-
re erſonnen? Und wer iſt in den Schrifften der Phy-
ſicorum
ſo wenig erfahren/ daß er nicht wuͤſte/ was
dieſe Wiſſenſchafften zu Erkaͤntnis der natuͤrlichen
Dinge beytragen/ und wie ſie es unvermerckt lichte
machen/ da andere in einer Egyptiſchen Finſternis
ſitzen? Habe ich nicht in meinen Elementis Aëro-
metriæ
gewieſen/ mit was fuͤr Nutzen man die
Mathematick auf die Experimente applicire/ und
wie daher allein die voͤllige Gewißheit in der Phy-
ſick komme? Mit einem Worte/ es wird niemand
leugnen/ daß die Mathematick der Schluͤſſel zu
den feſt verwahreten Schaͤtzen der Natur ſey/ als
der noch nichts damit auffgeſchloſſen.

Fraget einer nach Wiſſenſchafften/ welche in
dem menſchlichen Leben groſſen Nutzen haben; ſo
trage ich kein Bedencken die Mathematiſchen zu
nennen. Waͤre mir vergoͤnnet weitlaͤufftig zu ſeyn/
ſo wolte ich zeigen/ wie die Rechnung Haus-halten
hilfft/ und mit der Geometrie viele Vortheile zei-
get/ die man in der Haushaltung oͤffters uͤberſehen
wuͤrde; wie die Arithmetick/ Geometrie/ Baukunſt/
Mechanick und Hydraulick einen jeden Haus-Va-
ter vorſichtig macht; wie die meiſten Mathemati-

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[0017] Vorrede. die unveraͤnderl. Geſetze des Sehens in den Opti- ſchen Wiſſenſchafften heraus gebracht/ u. dadurch die wahre Beſchaffenheit aller Empfindung deutlich erlaͤutert/ auch die Natur ſo gluͤcklich beherrſchet/ daß ſie uns muß ſehen laſſen/ was ſie fuͤr uns ver- ſteckt hatte? Hat man nicht durch die Mathematick in der Mechanick und Hydraulick die Geſetze der Be- wegung; in der Hydroſtatick die Geſetze der Schwee- re erſonnen? Und wer iſt in den Schrifften der Phy- ſicorum ſo wenig erfahren/ daß er nicht wuͤſte/ was dieſe Wiſſenſchafften zu Erkaͤntnis der natuͤrlichen Dinge beytragen/ und wie ſie es unvermerckt lichte machen/ da andere in einer Egyptiſchen Finſternis ſitzen? Habe ich nicht in meinen Elementis Aëro- metriæ gewieſen/ mit was fuͤr Nutzen man die Mathematick auf die Experimente applicire/ und wie daher allein die voͤllige Gewißheit in der Phy- ſick komme? Mit einem Worte/ es wird niemand leugnen/ daß die Mathematick der Schluͤſſel zu den feſt verwahreten Schaͤtzen der Natur ſey/ als der noch nichts damit auffgeſchloſſen. Fraget einer nach Wiſſenſchafften/ welche in dem menſchlichen Leben groſſen Nutzen haben; ſo trage ich kein Bedencken die Mathematiſchen zu nennen. Waͤre mir vergoͤnnet weitlaͤufftig zu ſeyn/ ſo wolte ich zeigen/ wie die Rechnung Haus-halten hilfft/ und mit der Geometrie viele Vortheile zei- get/ die man in der Haushaltung oͤffters uͤberſehen wuͤrde; wie die Arithmetick/ Geometrie/ Baukunſt/ Mechanick und Hydraulick einen jeden Haus-Va- ter vorſichtig macht; wie die meiſten Mathemati- ſchen

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710. , S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende01_1710/17>, abgerufen am 24.11.2024.