Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wissenschafften. Bd. 1. Halle (Saale), 1710.Vorrede. Wiederspiel klährlich erhellen/ wennwir in den übriegen Theilen der Ma- thematick die Geometrie appliciren werden. Jch hatte mir zwar vorge- nommen die application der Geome- trischen Sätze in der Natur und Kunst hin und wieder zuzeigen; al- lein weil dieses für einen kurtzen Be- grief/ den ich beyzubringen vorha- bens bin/ zu weitläuftig fallen wür- de/ auch nicht allen einerley Exempel nöthig und angenehm sind; so habe solches im Wercke selbst unterlassen wollen und behalte mir die völlige Freyheit in meinen Discursen nach der Beschaffenheit meiner Zuhörer Exempel zuerwehlen. Hier habe ich nur erinnern wollen/ daß man durch Geome- trische Auflösungen verschiedener Aufgaben östers leichte finden kan/ was man durch Rechnung weitläuftig und nicht ohne Ver- druß suchen müste. Und das war die Ab- sicht der Alten/ die zu erst auf die Geometri- schen Auflösungen gedacht haben/ welche die Unverständigen heute zu Tage für ein leeres Spiel-Werck ansehen. Jch wünsche allen/ die dieses lesen werden/ Lust zur Geometrie; so werden sie erfahren/ daß ich mir nicht im geringsten vorgenommen habe eine Lob-Rede derselben zuhalten. Vorrede. Wiederſpiel klaͤhrlich erhellen/ weñwir in den uͤbriegen Theilen der Ma- thematick die Geometrie appliciren werden. Jch hatte mir zwar vorge- nommen die application der Geome- triſchen Saͤtze in der Natur und Kunſt hin und wieder zuzeigen; al- lein weil dieſes fuͤr einen kurtzen Be- grief/ den ich beyzubringen vorha- bens bin/ zu weitlaͤuftig fallen wuͤr- de/ auch nicht allen einerley Exempel noͤthig und angenehm ſind; ſo habe ſolches im Wercke ſelbſt unterlaſſen wollen und behalte mir die voͤllige Freyheit in meinen Diſcurſen nach der Beſchaffenheit meiner Zuhoͤrer Exempel zuerwehlen. Hier habe ich nur erinnern wollen/ daß man durch Geome- triſche Aufloͤſungen verſchiedener Aufgaben oͤſters leichte finden kan/ was man durch Rechnung weitlaͤuftig und nicht ohne Ver- druß ſuchen muͤſte. Und das war die Ab- ſicht der Alten/ die zu erſt auf die Geometri- ſchen Aufloͤſungen gedacht haben/ welche die Unverſtaͤndigen heute zu Tage fuͤr ein leeres Spiel-Werck anſehen. Jch wuͤnſche allen/ die dieſes leſen werden/ Luſt zur Geometrie; ſo werden ſie erfahren/ daß ich mir nicht im geringſten vorgenommen habe eine Lob-Rede derſelben zuhalten. <TEI> <text> <body> <div> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0122" n="102"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Wiederſpiel klaͤhrlich erhellen/ weñ<lb/> wir in den uͤbriegen Theilen der Ma-<lb/> thematick die</hi><hi rendition="#aq">Geometrie applicir</hi><hi rendition="#fr">en<lb/> werden. Jch hatte mir zwar vorge-<lb/> nommen die</hi><hi rendition="#aq">application</hi><hi rendition="#fr">der Geome-<lb/> triſchen Saͤtze in der Natur und<lb/> Kunſt hin und wieder zuzeigen; al-<lb/> lein weil dieſes fuͤr einen kurtzen Be-<lb/> grief/ den ich beyzubringen vorha-<lb/> bens bin/ zu weitlaͤuftig fallen wuͤr-<lb/> de/ auch nicht allen einerley Exempel<lb/> noͤthig und angenehm ſind; ſo habe<lb/> ſolches im Wercke ſelbſt unterlaſſen<lb/> wollen und behalte mir die voͤllige<lb/> Freyheit in meinen Diſcurſen nach<lb/> der Beſchaffenheit meiner Zuhoͤrer<lb/> Exempel zuerwehlen. Hier habe ich</hi><lb/> nur erinnern wollen/ daß man durch Geome-<lb/> triſche Aufloͤſungen verſchiedener Aufgaben<lb/> oͤſters leichte finden kan/ was man durch<lb/> Rechnung weitlaͤuftig und nicht ohne Ver-<lb/> druß ſuchen muͤſte. Und das war die Ab-<lb/> ſicht der Alten/ die zu erſt auf die Geometri-<lb/> ſchen Aufloͤſungen gedacht haben/ welche die<lb/> Unverſtaͤndigen heute zu Tage fuͤr ein leeres<lb/> Spiel-Werck anſehen. Jch wuͤnſche allen/<lb/> die dieſes leſen werden/ Luſt zur Geometrie;<lb/> ſo werden ſie erfahren/ daß ich mir nicht im<lb/> geringſten vorgenommen habe eine Lob-Rede<lb/> derſelben zuhalten.</p> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [102/0122]
Vorrede.
Wiederſpiel klaͤhrlich erhellen/ weñ
wir in den uͤbriegen Theilen der Ma-
thematick die Geometrie appliciren
werden. Jch hatte mir zwar vorge-
nommen die application der Geome-
triſchen Saͤtze in der Natur und
Kunſt hin und wieder zuzeigen; al-
lein weil dieſes fuͤr einen kurtzen Be-
grief/ den ich beyzubringen vorha-
bens bin/ zu weitlaͤuftig fallen wuͤr-
de/ auch nicht allen einerley Exempel
noͤthig und angenehm ſind; ſo habe
ſolches im Wercke ſelbſt unterlaſſen
wollen und behalte mir die voͤllige
Freyheit in meinen Diſcurſen nach
der Beſchaffenheit meiner Zuhoͤrer
Exempel zuerwehlen. Hier habe ich
nur erinnern wollen/ daß man durch Geome-
triſche Aufloͤſungen verſchiedener Aufgaben
oͤſters leichte finden kan/ was man durch
Rechnung weitlaͤuftig und nicht ohne Ver-
druß ſuchen muͤſte. Und das war die Ab-
ſicht der Alten/ die zu erſt auf die Geometri-
ſchen Aufloͤſungen gedacht haben/ welche die
Unverſtaͤndigen heute zu Tage fuͤr ein leeres
Spiel-Werck anſehen. Jch wuͤnſche allen/
die dieſes leſen werden/ Luſt zur Geometrie;
ſo werden ſie erfahren/ daß ich mir nicht im
geringſten vorgenommen habe eine Lob-Rede
derſelben zuhalten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |