bleibt der Acker verschiedene Jahre unter seiner grünen Decke ruhig liegen, bedarf keiner Be- stellung, liefert ein reichliches Viehfutter, und erhält ohne Dünger neue Kräfte zum Korn- bau. Denn die Naturkündiger haben einen Satz herausgebracht, den die Erfahrung bestä- tiget, daß nemlich jede Pflanze nur die ihr zu- trägliche Nahrung aus der Erde annehme, und daß also Graß und Futterkräuter weit entfernt, den Acker an denjenigen fruchtbaren Theilen, welche zum Getreidewuchs nöthig sind, zu er- schöpfen, ihm vielmehr die beste Gelegenheit geben, sich damit zu bereichern, indem sie durch ihre Bedeckung und Schatten verhindern, daß solche, nachdem sie in dieser langen Zwischen- zeit, durch Regen und Schnee dem Boden mitgetheilt worden sind, nicht wieder wegdun- sten und verfliegen können. Nur hieraus läs- set es sich erklären, warum ein Boden, der einige Jahre Graß und Futterkräuter getragen hat, ohne allen Dünger so ergiebig und frucht- bar geworden ist. Die Engelländer, Hol- steiner und Mecklenburger kennen den grossen Vortheil, eine künstliche Wiese oder eine Weidekoppel nach einigen jahren aufzu- reissen und mit Getreide zu bestellen. Kein Dünger ist hier nöthig, sondern der Boden ist reich genug, und überdem von denen verfaul- ten Graß- und Kleewurzeln in den Zustand
gesetzt
bleibt der Acker verſchiedene Jahre unter ſeiner gruͤnen Decke ruhig liegen, bedarf keiner Be- ſtellung, liefert ein reichliches Viehfutter, und erhaͤlt ohne Duͤnger neue Kraͤfte zum Korn- bau. Denn die Naturkuͤndiger haben einen Satz herausgebracht, den die Erfahrung beſtaͤ- tiget, daß nemlich jede Pflanze nur die ihr zu- traͤgliche Nahrung aus der Erde annehme, und daß alſo Graß und Futterkraͤuter weit entfernt, den Acker an denjenigen fruchtbaren Theilen, welche zum Getreidewuchs noͤthig ſind, zu er- ſchoͤpfen, ihm vielmehr die beſte Gelegenheit geben, ſich damit zu bereichern, indem ſie durch ihre Bedeckung und Schatten verhindern, daß ſolche, nachdem ſie in dieſer langen Zwiſchen- zeit, durch Regen und Schnee dem Boden mitgetheilt worden ſind, nicht wieder wegdun- ſten und verfliegen koͤnnen. Nur hieraus laͤſ- ſet es ſich erklaͤren, warum ein Boden, der einige Jahre Graß und Futterkraͤuter getragen hat, ohne allen Duͤnger ſo ergiebig und frucht- bar geworden iſt. Die Engellaͤnder, Hol- ſteiner und Mecklenburger kennen den groſſen Vortheil, eine kuͤnſtliche Wieſe oder eine Weidekoppel nach einigen jahren aufzu- reiſſen und mit Getreide zu beſtellen. Kein Duͤnger iſt hier noͤthig, ſondern der Boden iſt reich genug, und uͤberdem von denen verfaul- ten Graß- und Kleewurzeln in den Zuſtand
geſetzt
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bleibt der Acker verſchiedene Jahre unter ſeiner
gruͤnen Decke ruhig liegen, bedarf keiner Be-
ſtellung, liefert ein reichliches Viehfutter, und
erhaͤlt ohne Duͤnger neue Kraͤfte zum Korn-
bau. Denn die Naturkuͤndiger haben einen
Satz herausgebracht, den die Erfahrung beſtaͤ-
tiget, daß nemlich jede Pflanze nur die ihr zu-
traͤgliche Nahrung aus der Erde annehme, und
daß alſo Graß und Futterkraͤuter weit entfernt,
den Acker an denjenigen fruchtbaren Theilen,
welche zum Getreidewuchs noͤthig ſind, zu er-
ſchoͤpfen, ihm vielmehr die beſte Gelegenheit
geben, ſich damit zu bereichern, indem ſie durch
ihre Bedeckung und Schatten verhindern, daß
ſolche, nachdem ſie in dieſer langen Zwiſchen-
zeit, durch Regen und Schnee dem Boden
mitgetheilt worden ſind, nicht wieder wegdun-
ſten und verfliegen koͤnnen. Nur hieraus laͤſ-
ſet es ſich erklaͤren, warum ein Boden, der
einige Jahre Graß und Futterkraͤuter getragen
hat, ohne allen Duͤnger ſo ergiebig und frucht-
bar geworden iſt. Die Engellaͤnder, Hol-
ſteiner und Mecklenburger kennen den
groſſen Vortheil, eine kuͤnſtliche Wieſe oder
eine Weidekoppel nach einigen jahren aufzu-
reiſſen und mit Getreide zu beſtellen. Kein
Duͤnger iſt hier noͤthig, ſondern der Boden iſt
reich genug, und uͤberdem von denen verfaul-
ten Graß- und Kleewurzeln in den Zuſtand
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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/81>, abgerufen am 22.07.2024.
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