lich müßige Herr Schaafmeister und der eine Knecht, sollen das Futter täglich mähen. Der Lämmer-Junge aber mit des Schäfers seinen zwei Ochsen, die ihm ohnedem von dem Herrn der Heerde frei gehalten und ausgefuttert wer- den müssen, soll selbiges nach dem Platz hin- fahren, wo die Schaafe in Hürden eingeschlos- sen sind. Der Schäfer kann mit dem Knecht wenn ein hinlänglicher Vorrath Graß oder Futterkräuter abgemähet ist, sich dorthin ver- fügen und die Raufen damit anfüllen. Denn diese Methode hat vor der andern, da die Schaafe das Futter auf dem Felde abfressen, in Engelland einen Vorzug. Die schöne Schäferin brauche ich nicht, diese mag vor der Hand zu Hause bleiben, und an denen Oer- tern, wo die Schaafe gemolken werden, die Milchwirthschaft besorgen, ob ich gleich wünsch- te, daß das Melken der Schaafe nirgend statt haben möchte. Den zweiten Knecht aber will ich gänzlich abdanken. Dessen starke Arme die bisher so unthätig gewesen sind, sollen der Republick nützlich werden, und ich verurtheile ihn entweder zum Ackerbau, oder er soll Sol- dat werden, und können auf diese Weise aus tausend Dörfern, tausend Müßiggänger zusammengebracht, und davon ein Regiment errichtet werden. Dieser Ueberschlag bei denen Schäfereien ist noch sehr gutherzig berechnet,
denn
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lich muͤßige Herr Schaafmeiſter und der eine Knecht, ſollen das Futter taͤglich maͤhen. Der Laͤmmer-Junge aber mit des Schaͤfers ſeinen zwei Ochſen, die ihm ohnedem von dem Herrn der Heerde frei gehalten und ausgefuttert wer- den muͤſſen, ſoll ſelbiges nach dem Platz hin- fahren, wo die Schaafe in Huͤrden eingeſchloſ- ſen ſind. Der Schaͤfer kann mit dem Knecht wenn ein hinlaͤnglicher Vorrath Graß oder Futterkraͤuter abgemaͤhet iſt, ſich dorthin ver- fuͤgen und die Raufen damit anfuͤllen. Denn dieſe Methode hat vor der andern, da die Schaafe das Futter auf dem Felde abfreſſen, in Engelland einen Vorzug. Die ſchoͤne Schaͤferin brauche ich nicht, dieſe mag vor der Hand zu Hauſe bleiben, und an denen Oer- tern, wo die Schaafe gemolken werden, die Milchwirthſchaft beſorgen, ob ich gleich wuͤnſch- te, daß das Melken der Schaafe nirgend ſtatt haben moͤchte. Den zweiten Knecht aber will ich gaͤnzlich abdanken. Deſſen ſtarke Arme die bisher ſo unthaͤtig geweſen ſind, ſollen der Republick nuͤtzlich werden, und ich verurtheile ihn entweder zum Ackerbau, oder er ſoll Sol- dat werden, und koͤnnen auf dieſe Weiſe aus tauſend Doͤrfern, tauſend Muͤßiggaͤnger zuſammengebracht, und davon ein Regiment errichtet werden. Dieſer Ueberſchlag bei denen Schaͤfereien iſt noch ſehr gutherzig berechnet,
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lich muͤßige Herr Schaafmeiſter und der eine
Knecht, ſollen das Futter taͤglich maͤhen. Der
Laͤmmer-Junge aber mit des Schaͤfers ſeinen
zwei Ochſen, die ihm ohnedem von dem Herrn
der Heerde frei gehalten und ausgefuttert wer-
den muͤſſen, ſoll ſelbiges nach dem Platz hin-
fahren, wo die Schaafe in Huͤrden eingeſchloſ-
ſen ſind. Der Schaͤfer kann mit dem Knecht
wenn ein hinlaͤnglicher Vorrath Graß oder
Futterkraͤuter abgemaͤhet iſt, ſich dorthin ver-
fuͤgen und die Raufen damit anfuͤllen. Denn
dieſe Methode hat vor der andern, da die
Schaafe das Futter auf dem Felde abfreſſen,
in Engelland einen Vorzug. Die ſchoͤne
Schaͤferin brauche ich nicht, dieſe mag vor
der Hand zu Hauſe bleiben, und an denen Oer-
tern, wo die Schaafe gemolken werden, die
Milchwirthſchaft beſorgen, ob ich gleich wuͤnſch-
te, daß das Melken der Schaafe nirgend ſtatt
haben moͤchte. Den zweiten Knecht aber will
ich gaͤnzlich abdanken. Deſſen ſtarke Arme
die bisher ſo unthaͤtig geweſen ſind, ſollen der
Republick nuͤtzlich werden, und ich verurtheile
ihn entweder zum Ackerbau, oder er ſoll Sol-
dat werden, und koͤnnen auf dieſe Weiſe aus
tauſend Doͤrfern, tauſend Muͤßiggaͤnger
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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/59>, abgerufen am 22.07.2024.
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