heraus. Nun fällt die Kälte ein. Die frisch verwundeten Graßpflanzen werden von dem Frost durchaus angegriffen, und ihre Gefässe zerstöhret. Was kann man sich also auf das künftige Jahr vor Wachsthum von ihnen ver- sprechen? Die Vermuthung, daß es nur schlecht ausfallen kann, wird durch die Erfah- rung bestätiget. Man versuche es, und ver- schone eine dergleichen Wiese nur ein Jahr mit der Frühlings- und Herbstweide. Der Ertrag davon wird im folgenden Jahr noch einmahl so stark sein, als auf einer daneben liegenden Wiese, die man nach der bisherigen schädlichen Gewohnheit behandelt hat. Muß aber der mehrere Gewinn von Heu, nicht den kleinen Nutzen einer magern Weide auf einen und eben denselben Platz um ein großes überwie- gen? Um diesen Gewinn bringt sich aber der Vertheidiger der Viehhütung muthwillig, und leidet also auch hiedurch den allergrößesten Schaden.
§. 8.
Jedoch ich bin mit dem Register des man- cherlei Verlustes, den die Viehweide mit sich führet, noch nicht fertig. Es sind noch ein paar wichtige Punkte übrig, die ich unmöglich unberührt lassen kann. Hiezu gehöret
1) daß an manchen Orten die Lage des Wei- deplatzes einen breiten Weg erfordert, der vom
Dorf
B
heraus. Nun faͤllt die Kaͤlte ein. Die friſch verwundeten Graßpflanzen werden von dem Froſt durchaus angegriffen, und ihre Gefaͤſſe zerſtoͤhret. Was kann man ſich alſo auf das kuͤnftige Jahr vor Wachsthum von ihnen ver- ſprechen? Die Vermuthung, daß es nur ſchlecht ausfallen kann, wird durch die Erfah- rung beſtaͤtiget. Man verſuche es, und ver- ſchone eine dergleichen Wieſe nur ein Jahr mit der Fruͤhlings- und Herbſtweide. Der Ertrag davon wird im folgenden Jahr noch einmahl ſo ſtark ſein, als auf einer daneben liegenden Wieſe, die man nach der bisherigen ſchaͤdlichen Gewohnheit behandelt hat. Muß aber der mehrere Gewinn von Heu, nicht den kleinen Nutzen einer magern Weide auf einen und eben denſelben Platz um ein großes uͤberwie- gen? Um dieſen Gewinn bringt ſich aber der Vertheidiger der Viehhuͤtung muthwillig, und leidet alſo auch hiedurch den allergroͤßeſten Schaden.
§. 8.
Jedoch ich bin mit dem Regiſter des man- cherlei Verluſtes, den die Viehweide mit ſich fuͤhret, noch nicht fertig. Es ſind noch ein paar wichtige Punkte uͤbrig, die ich unmoͤglich unberuͤhrt laſſen kann. Hiezu gehoͤret
1) daß an manchen Orten die Lage des Wei- deplatzes einen breiten Weg erfordert, der vom
Dorf
B
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heraus. Nun faͤllt die Kaͤlte ein. Die friſch
verwundeten Graßpflanzen werden von dem
Froſt durchaus angegriffen, und ihre Gefaͤſſe
zerſtoͤhret. Was kann man ſich alſo auf das
kuͤnftige Jahr vor Wachsthum von ihnen ver-
ſprechen? Die Vermuthung, daß es nur
ſchlecht ausfallen kann, wird durch die Erfah-
rung beſtaͤtiget. Man verſuche es, und ver-
ſchone eine dergleichen Wieſe nur ein Jahr mit
der Fruͤhlings- und Herbſtweide. Der Ertrag
davon wird im folgenden Jahr noch einmahl
ſo ſtark ſein, als auf einer daneben liegenden
Wieſe, die man nach der bisherigen ſchaͤdlichen
Gewohnheit behandelt hat. Muß aber der
mehrere Gewinn von Heu, nicht den kleinen
Nutzen einer magern Weide auf einen und
eben denſelben Platz um ein großes uͤberwie-
gen? Um dieſen Gewinn bringt ſich aber der
Vertheidiger der Viehhuͤtung muthwillig, und
leidet alſo auch hiedurch den allergroͤßeſten
Schaden.
§. 8.
Jedoch ich bin mit dem Regiſter des man-
cherlei Verluſtes, den die Viehweide mit ſich
fuͤhret, noch nicht fertig. Es ſind noch ein
paar wichtige Punkte uͤbrig, die ich unmoͤglich
unberuͤhrt laſſen kann. Hiezu gehoͤret
1) daß an manchen Orten die Lage des Wei-
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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/35>, abgerufen am 04.03.2025.
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