als man dem ersten Gedanken nach sich vorstel- lig machen kann. Der Vertheidiger der Vieh- hütung wird wissen, daß ein stark betriebener Weideplatz gemeiniglich sehr fleckig aussiehet, und daß, obgleich Pferde und Rindvieh, wech- selsweise nicht sehr eckel sind, in der Nähe um einen solchen Fleck zu weiden, es dennoch eine geraume Zeit währet, ehe der Dünger derge- stalt verwittert, daß diese Stelle wieder grün wird. Allein das weiß ein Vertheidiger der Viehhütung vielleicht noch nicht, daß auf diese Weise eine Heerde nur von zweihundert Stück Rindvieh in neun Tagen einen Morgen von 180 #ruthen an Graswuchs auf lange Zeit verderbet. Der Grund, daß hiedurch der Weideplatz gedünget würde, ist hier eben so unschicklich angebracht, als es die Art und Weise ist, wie dieses Düngen geschiehet. Muß denn eine Düngung erst einen Ort eine lange Zeit verderben und unfruchtbar machen ehe sie demselben einigermassen vortheilhaft wird? O wie gut könnte eben dieser Dünger auf eine weit nützlichere Weise zur Verbesserung dieses Weideplatzes angewendet werden, wenn es denen sämtlichen Besitzern gefiele, diese Ge- meinhütung nach wirthschaftlichen Regeln zu behandeln; allein dieses ist
3. Ein neuer Schaden, den die Viehweide mit sich führet, daß bei einer solchen Gemein-
heit
als man dem erſten Gedanken nach ſich vorſtel- lig machen kann. Der Vertheidiger der Vieh- huͤtung wird wiſſen, daß ein ſtark betriebener Weideplatz gemeiniglich ſehr fleckig ausſiehet, und daß, obgleich Pferde und Rindvieh, wech- ſelsweiſe nicht ſehr eckel ſind, in der Naͤhe um einen ſolchen Fleck zu weiden, es dennoch eine geraume Zeit waͤhret, ehe der Duͤnger derge- ſtalt verwittert, daß dieſe Stelle wieder gruͤn wird. Allein das weiß ein Vertheidiger der Viehhuͤtung vielleicht noch nicht, daß auf dieſe Weiſe eine Heerde nur von zweihundert Stuͤck Rindvieh in neun Tagen einen Morgen von 180 □ruthen an Graswuchs auf lange Zeit verderbet. Der Grund, daß hiedurch der Weideplatz geduͤnget wuͤrde, iſt hier eben ſo unſchicklich angebracht, als es die Art und Weiſe iſt, wie dieſes Duͤngen geſchiehet. Muß denn eine Duͤngung erſt einen Ort eine lange Zeit verderben und unfruchtbar machen ehe ſie demſelben einigermaſſen vortheilhaft wird? O wie gut koͤnnte eben dieſer Duͤnger auf eine weit nuͤtzlichere Weiſe zur Verbeſſerung dieſes Weideplatzes angewendet werden, wenn es denen ſaͤmtlichen Beſitzern gefiele, dieſe Ge- meinhuͤtung nach wirthſchaftlichen Regeln zu behandeln; allein dieſes iſt
3. Ein neuer Schaden, den die Viehweide mit ſich fuͤhret, daß bei einer ſolchen Gemein-
heit
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als man dem erſten Gedanken nach ſich vorſtel-
lig machen kann. Der Vertheidiger der Vieh-
huͤtung wird wiſſen, daß ein ſtark betriebener
Weideplatz gemeiniglich ſehr fleckig ausſiehet,
und daß, obgleich Pferde und Rindvieh, wech-
ſelsweiſe nicht ſehr eckel ſind, in der Naͤhe um
einen ſolchen Fleck zu weiden, es dennoch eine
geraume Zeit waͤhret, ehe der Duͤnger derge-
ſtalt verwittert, daß dieſe Stelle wieder gruͤn
wird. Allein das weiß ein Vertheidiger der
Viehhuͤtung vielleicht noch nicht, daß auf dieſe
Weiſe eine Heerde nur von zweihundert Stuͤck
Rindvieh in neun Tagen einen Morgen von
180 □ruthen an Graswuchs auf lange Zeit
verderbet. Der Grund, daß hiedurch der
Weideplatz geduͤnget wuͤrde, iſt hier eben ſo
unſchicklich angebracht, als es die Art und
Weiſe iſt, wie dieſes Duͤngen geſchiehet. Muß
denn eine Duͤngung erſt einen Ort eine lange
Zeit verderben und unfruchtbar machen ehe ſie
demſelben einigermaſſen vortheilhaft wird?
O wie gut koͤnnte eben dieſer Duͤnger auf eine
weit nuͤtzlichere Weiſe zur Verbeſſerung dieſes
Weideplatzes angewendet werden, wenn es
denen ſaͤmtlichen Beſitzern gefiele, dieſe Ge-
meinhuͤtung nach wirthſchaftlichen Regeln zu
behandeln; allein dieſes iſt
3. Ein neuer Schaden, den die Viehweide
mit ſich fuͤhret, daß bei einer ſolchen Gemein-
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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/31>, abgerufen am 16.02.2025.
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