Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766.wächs im Pflanzenreich, so bald es während bei
waͤchs im Pflanzenreich, ſo bald es waͤhrend bei
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0029" n="11"/> waͤchs im Pflanzenreich, ſo bald es waͤhrend<lb/> der Zeit ſeines Hervorkeimens, und ehe es<lb/> einen gewiſſen Grad des Wachsthums erreicht<lb/> hat, verletzet wird, niemals zu der Staͤrke und<lb/> Vollkommenheit gelangen kann, die es ſonſten<lb/> erreichet haben wuͤrde, wenn man ihm Zeit<lb/> genung gelaſſen haͤtte, ſich gehoͤrig auszuwi-<lb/> ckeln. Dieſe Beſchaffenheit hat es mit dem<lb/> Graſe und denen Kraͤutern, welche auf der<lb/> Weide dem Vieh zur Nahrung dienen ſollen.<lb/> Kaum hat der wankelmuͤthige April, mit ſeiner<lb/> ungewiſſen Heiterkeit, den Schnee vom Anger<lb/> hinweggeſchmelzet; kaum faͤrben ſich die brau-<lb/> nen Keime des Graſes mit dunkelm Gruͤn; ſo<lb/> zanket bereits der alte Wirth mit dem Hirten,<lb/> daß er die Heerde austreiben ſoll. Sein Vieh,<lb/> heißet es, wolle nicht mehr im Stall freſſen,<lb/> es ſehne ſich nach der Huͤtung, ja es rieche<lb/> ſchon das Graß. Das an denen Vorurthei-<lb/> len und der Unwiſſenheit ſeines Herrn unſchul-<lb/> dige Vieh, verlaͤſſet alſo ungern die Krippe und<lb/> gehet auf die Weide. Allein weit entfernt ſich<lb/> zu ſaͤttigen, wandert es hin und wieder, und<lb/> reißet vor Hunger und vielleicht halb auch vor<lb/> Verdruß die alten Stoppeln des Graſes mit<lb/> dem jungen Keim, und denen daran hangenden<lb/> Wurzeln zugleich aus der Erde, friſſet etwas<lb/> davon, und laͤſſet das meiſte wieder fallen. Der<lb/> ſchwere Ochs druͤcket mit ſeiner Centnerlaſt,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">bei</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [11/0029]
waͤchs im Pflanzenreich, ſo bald es waͤhrend
der Zeit ſeines Hervorkeimens, und ehe es
einen gewiſſen Grad des Wachsthums erreicht
hat, verletzet wird, niemals zu der Staͤrke und
Vollkommenheit gelangen kann, die es ſonſten
erreichet haben wuͤrde, wenn man ihm Zeit
genung gelaſſen haͤtte, ſich gehoͤrig auszuwi-
ckeln. Dieſe Beſchaffenheit hat es mit dem
Graſe und denen Kraͤutern, welche auf der
Weide dem Vieh zur Nahrung dienen ſollen.
Kaum hat der wankelmuͤthige April, mit ſeiner
ungewiſſen Heiterkeit, den Schnee vom Anger
hinweggeſchmelzet; kaum faͤrben ſich die brau-
nen Keime des Graſes mit dunkelm Gruͤn; ſo
zanket bereits der alte Wirth mit dem Hirten,
daß er die Heerde austreiben ſoll. Sein Vieh,
heißet es, wolle nicht mehr im Stall freſſen,
es ſehne ſich nach der Huͤtung, ja es rieche
ſchon das Graß. Das an denen Vorurthei-
len und der Unwiſſenheit ſeines Herrn unſchul-
dige Vieh, verlaͤſſet alſo ungern die Krippe und
gehet auf die Weide. Allein weit entfernt ſich
zu ſaͤttigen, wandert es hin und wieder, und
reißet vor Hunger und vielleicht halb auch vor
Verdruß die alten Stoppeln des Graſes mit
dem jungen Keim, und denen daran hangenden
Wurzeln zugleich aus der Erde, friſſet etwas
davon, und laͤſſet das meiſte wieder fallen. Der
ſchwere Ochs druͤcket mit ſeiner Centnerlaſt,
bei
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