zeichnis davon machen, und es einem jeden Wirth überlassen, noch mehrere Artikel dieser Art hinzuzufügen. Bei dem Vieh will ich anfangen, und den Vertheidiger der Weide fragen:
1. Ob es nicht wahr sei, daß das arme Vieh von Schlacken, rauhen Wind, Hitze und Ungeziefer gar erstaunlich viel auszustehen habe, wenn es vom Morgen bis an den Abend sich auf diese Weise seine Nahrung und zwar oft recht kümmerlich suchen muß; und ob er wohl glaube, daß solches der Gesundheit, und dem bestmöglichem Gedeien des Viehes eben so zu- träglich sei, als wenn alle diese Dinge vermie- den werden?
2. Ob nicht die Weite des Weges und das beständige Herumtreiben der armen Thiere, selbige abmattet, die durch das Futter erlang- ten besten Kräfte sogleich wieder wegnimmt, denen säugenden Kühen im Sommer die Milch erhitzt, und dadurch denen jungen Kälbern Krankheiten und den Tod zuwege bringt?
3. Ob nicht zur Zeit der leidigen Viehseu- che gleich viel hundert Stück ohne Rettung verlohren gehen, so bald nur ein einziger un- achtsamer Wirth im Dorfe oft seine einzige Kuh nicht gehörig in Acht genommen hat, son- dern vielleicht selbst Schuld daran ist, daß sel- bige von der Seuche angestecket worden?
4. Ob
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zeichnis davon machen, und es einem jeden Wirth uͤberlaſſen, noch mehrere Artikel dieſer Art hinzuzufuͤgen. Bei dem Vieh will ich anfangen, und den Vertheidiger der Weide fragen:
1. Ob es nicht wahr ſei, daß das arme Vieh von Schlacken, rauhen Wind, Hitze und Ungeziefer gar erſtaunlich viel auszuſtehen habe, wenn es vom Morgen bis an den Abend ſich auf dieſe Weiſe ſeine Nahrung und zwar oft recht kuͤmmerlich ſuchen muß; und ob er wohl glaube, daß ſolches der Geſundheit, und dem beſtmoͤglichem Gedeien des Viehes eben ſo zu- traͤglich ſei, als wenn alle dieſe Dinge vermie- den werden?
2. Ob nicht die Weite des Weges und das beſtaͤndige Herumtreiben der armen Thiere, ſelbige abmattet, die durch das Futter erlang- ten beſten Kraͤfte ſogleich wieder wegnimmt, denen ſaͤugenden Kuͤhen im Sommer die Milch erhitzt, und dadurch denen jungen Kaͤlbern Krankheiten und den Tod zuwege bringt?
3. Ob nicht zur Zeit der leidigen Viehſeu- che gleich viel hundert Stuͤck ohne Rettung verlohren gehen, ſo bald nur ein einziger un- achtſamer Wirth im Dorfe oft ſeine einzige Kuh nicht gehoͤrig in Acht genommen hat, ſon- dern vielleicht ſelbſt Schuld daran iſt, daß ſel- bige von der Seuche angeſtecket worden?
4. Ob
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zeichnis davon machen, und es einem jeden
Wirth uͤberlaſſen, noch mehrere Artikel dieſer
Art hinzuzufuͤgen. Bei dem Vieh will ich
anfangen, und den Vertheidiger der Weide
fragen:
1. Ob es nicht wahr ſei, daß das arme
Vieh von Schlacken, rauhen Wind, Hitze und
Ungeziefer gar erſtaunlich viel auszuſtehen habe,
wenn es vom Morgen bis an den Abend ſich
auf dieſe Weiſe ſeine Nahrung und zwar oft
recht kuͤmmerlich ſuchen muß; und ob er wohl
glaube, daß ſolches der Geſundheit, und dem
beſtmoͤglichem Gedeien des Viehes eben ſo zu-
traͤglich ſei, als wenn alle dieſe Dinge vermie-
den werden?
2. Ob nicht die Weite des Weges und
das beſtaͤndige Herumtreiben der armen Thiere,
ſelbige abmattet, die durch das Futter erlang-
ten beſten Kraͤfte ſogleich wieder wegnimmt,
denen ſaͤugenden Kuͤhen im Sommer die Milch
erhitzt, und dadurch denen jungen Kaͤlbern
Krankheiten und den Tod zuwege bringt?
3. Ob nicht zur Zeit der leidigen Viehſeu-
che gleich viel hundert Stuͤck ohne Rettung
verlohren gehen, ſo bald nur ein einziger un-
achtſamer Wirth im Dorfe oft ſeine einzige
Kuh nicht gehoͤrig in Acht genommen hat, ſon-
dern vielleicht ſelbſt Schuld daran iſt, daß ſel-
bige von der Seuche angeſtecket worden?
4. Ob
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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/27>, abgerufen am 16.07.2024.
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