Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht weiter als bis an selbigen kommen; die-
jenigen Wurzeln aber so tiefer in den Boden
sich befinden, schaden denen Kornfrüchten nicht,
weil diese nur von der Oberfläche des Ackers
ihre Nahrung hernehmen, und mit ihren klei-
nen Wurzeln nicht bis zu jenen herunter rei-
chen.

§. 58.
Eilfter Einwurf.

Die neue Einrichtung ist der Jagdge-
rechtigkeit nachtheilig. Wenn eine Feld-
marck durch häufige Gräben und Hecken
durchschnitten ist, so kann kein Haase mehr
gehetzt werden, der übrigen Unbequemlich-
keiten dabei nicht zu gedenken.

Antwort.

1. Das Hetzen wird freilich hiedurch etwas
unbequemer, allein nicht unmöglich gemacht.
Jn Engelland gewöhnet man Hunde und
Pferde über die Hecken und Gräben hinweg zu
setzen, und findet eben hieran das grösseste Ver-
gnügen. Vielleicht wird dieser dort herrschen-
de Geschmack auch bei uns alsdenn Mode, und
erhöhet die Jagdlust unserer Haasenhetzer.

2. Da das grosse Wild in denen Wäldern
und Brüchern gejagt wird, so bleibt diese Jagd
bei der neuen Einrichtung ungestört. Hasen
und Rephüner werden sich alsdenn ungemein

vermeh-

nicht weiter als bis an ſelbigen kommen; die-
jenigen Wurzeln aber ſo tiefer in den Boden
ſich befinden, ſchaden denen Kornfruͤchten nicht,
weil dieſe nur von der Oberflaͤche des Ackers
ihre Nahrung hernehmen, und mit ihren klei-
nen Wurzeln nicht bis zu jenen herunter rei-
chen.

§. 58.
Eilfter Einwurf.

Die neue Einrichtung iſt der Jagdge-
rechtigkeit nachtheilig. Wenn eine Feld-
marck durch haͤufige Graͤben und Hecken
durchſchnitten iſt, ſo kann kein Haaſe mehr
gehetzt werden, der uͤbrigen Unbequemlich-
keiten dabei nicht zu gedenken.

Antwort.

1. Das Hetzen wird freilich hiedurch etwas
unbequemer, allein nicht unmoͤglich gemacht.
Jn Engelland gewoͤhnet man Hunde und
Pferde uͤber die Hecken und Graͤben hinweg zu
ſetzen, und findet eben hieran das groͤſſeſte Ver-
gnuͤgen. Vielleicht wird dieſer dort herrſchen-
de Geſchmack auch bei uns alsdenn Mode, und
erhoͤhet die Jagdluſt unſerer Haaſenhetzer.

2. Da das groſſe Wild in denen Waͤldern
und Bruͤchern gejagt wird, ſo bleibt dieſe Jagd
bei der neuen Einrichtung ungeſtoͤrt. Haſen
und Rephuͤner werden ſich alsdenn ungemein

vermeh-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0127" n="109"/>
nicht weiter als bis an &#x017F;elbigen kommen; die-<lb/>
jenigen Wurzeln aber &#x017F;o tiefer in den Boden<lb/>
&#x017F;ich befinden, &#x017F;chaden denen Kornfru&#x0364;chten nicht,<lb/>
weil die&#x017F;e nur von der Oberfla&#x0364;che des Ackers<lb/>
ihre Nahrung hernehmen, und mit ihren klei-<lb/>
nen Wurzeln nicht bis zu jenen herunter rei-<lb/>
chen.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 58.</head><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#fr">Eilfter Einwurf.</hi> </head><lb/>
              <p> <hi rendition="#b">Die neue Einrichtung i&#x017F;t der Jagdge-<lb/>
rechtigkeit nachtheilig. Wenn eine Feld-<lb/>
marck durch ha&#x0364;ufige Gra&#x0364;ben und Hecken<lb/>
durch&#x017F;chnitten i&#x017F;t, &#x017F;o kann kein Haa&#x017F;e mehr<lb/>
gehetzt werden, der u&#x0364;brigen Unbequemlich-<lb/>
keiten dabei nicht zu gedenken.</hi> </p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#fr">Antwort.</hi> </head><lb/>
              <p>1. Das Hetzen wird freilich hiedurch etwas<lb/>
unbequemer, allein nicht unmo&#x0364;glich gemacht.<lb/>
Jn <hi rendition="#fr">Engelland</hi> gewo&#x0364;hnet man Hunde und<lb/>
Pferde u&#x0364;ber die Hecken und Gra&#x0364;ben hinweg zu<lb/>
&#x017F;etzen, und findet eben hieran das gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Ver-<lb/>
gnu&#x0364;gen. Vielleicht wird die&#x017F;er dort herr&#x017F;chen-<lb/>
de Ge&#x017F;chmack auch bei uns alsdenn Mode, und<lb/>
erho&#x0364;het die Jagdlu&#x017F;t un&#x017F;erer Haa&#x017F;enhetzer.</p><lb/>
              <p>2. Da das gro&#x017F;&#x017F;e Wild in denen Wa&#x0364;ldern<lb/>
und Bru&#x0364;chern gejagt wird, &#x017F;o bleibt die&#x017F;e Jagd<lb/>
bei der neuen Einrichtung unge&#x017F;to&#x0364;rt. Ha&#x017F;en<lb/>
und Rephu&#x0364;ner werden &#x017F;ich alsdenn ungemein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vermeh-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0127] nicht weiter als bis an ſelbigen kommen; die- jenigen Wurzeln aber ſo tiefer in den Boden ſich befinden, ſchaden denen Kornfruͤchten nicht, weil dieſe nur von der Oberflaͤche des Ackers ihre Nahrung hernehmen, und mit ihren klei- nen Wurzeln nicht bis zu jenen herunter rei- chen. §. 58. Eilfter Einwurf. Die neue Einrichtung iſt der Jagdge- rechtigkeit nachtheilig. Wenn eine Feld- marck durch haͤufige Graͤben und Hecken durchſchnitten iſt, ſo kann kein Haaſe mehr gehetzt werden, der uͤbrigen Unbequemlich- keiten dabei nicht zu gedenken. Antwort. 1. Das Hetzen wird freilich hiedurch etwas unbequemer, allein nicht unmoͤglich gemacht. Jn Engelland gewoͤhnet man Hunde und Pferde uͤber die Hecken und Graͤben hinweg zu ſetzen, und findet eben hieran das groͤſſeſte Ver- gnuͤgen. Vielleicht wird dieſer dort herrſchen- de Geſchmack auch bei uns alsdenn Mode, und erhoͤhet die Jagdluſt unſerer Haaſenhetzer. 2. Da das groſſe Wild in denen Waͤldern und Bruͤchern gejagt wird, ſo bleibt dieſe Jagd bei der neuen Einrichtung ungeſtoͤrt. Haſen und Rephuͤner werden ſich alsdenn ungemein vermeh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/127
Zitationshilfe: Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/127>, abgerufen am 24.11.2024.