Nach der neuen Einrichtung soll man ein und eben dasselbe Stück Acker, wechsels- weise zum Korn- und Graßbau widmen, allein ob dieses gleich im Hollstein- und Mecklenburgischen, wegen des dortigen schweren und zum Theil feuchten Bodens wohl angehet, so sind doch die hohen und oft sehr sandigen Felder der Marck schlech- terdings nicht geschickt, einen ergiebigen Graßwuchs hervorzubringen.
Antwort.
1. So scheinbar dieser Einwurf ist, so wird er dennoch hinlänglich widerlegt werden können. Es hat seine Richtigkeit, daß in obi- gen beiden Ländern der Boden in denen mei- sten Gegenden zum Graßwuchs von Natur be- quemer ist als in der Marck. Jn Hollstein vornemlich, als woselbst in Teutschland zuerst dergleichen Wirthschaftsmethode einge- führet worden, ist der Acker sehr geneigt sich mit starken Rasen zu überziehen, und machet eben daher dem Landmann bei seinem Getrei- debau nicht wenig zu schaffen. Es darf da- selbst ein Stück Landes im Frühling nur von dem Pfluge verschonet bleiben, so ist im Som- mer, hauptsächlich wenn selbiger nicht allzu
trocken
§. 49.
Zweiter Einwurf.
Nach der neuen Einrichtung ſoll man ein und eben daſſelbe Stuͤck Acker, wechſels- weiſe zum Korn- und Graßbau widmen, allein ob dieſes gleich im Hollſtein- und Mecklenburgiſchen, wegen des dortigen ſchweren und zum Theil feuchten Bodens wohl angehet, ſo ſind doch die hohen und oft ſehr ſandigen Felder der Marck ſchlech- terdings nicht geſchickt, einen ergiebigen Graßwuchs hervorzubringen.
Antwort.
1. So ſcheinbar dieſer Einwurf iſt, ſo wird er dennoch hinlaͤnglich widerlegt werden koͤnnen. Es hat ſeine Richtigkeit, daß in obi- gen beiden Laͤndern der Boden in denen mei- ſten Gegenden zum Graßwuchs von Natur be- quemer iſt als in der Marck. Jn Hollſtein vornemlich, als woſelbſt in Teutſchland zuerſt dergleichen Wirthſchaftsmethode einge- fuͤhret worden, iſt der Acker ſehr geneigt ſich mit ſtarken Raſen zu uͤberziehen, und machet eben daher dem Landmann bei ſeinem Getrei- debau nicht wenig zu ſchaffen. Es darf da- ſelbſt ein Stuͤck Landes im Fruͤhling nur von dem Pfluge verſchonet bleiben, ſo iſt im Som- mer, hauptſaͤchlich wenn ſelbiger nicht allzu
trocken
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§. 49.
Zweiter Einwurf.
Nach der neuen Einrichtung ſoll man
ein und eben daſſelbe Stuͤck Acker, wechſels-
weiſe zum Korn- und Graßbau widmen,
allein ob dieſes gleich im Hollſtein- und
Mecklenburgiſchen, wegen des dortigen
ſchweren und zum Theil feuchten Bodens
wohl angehet, ſo ſind doch die hohen und
oft ſehr ſandigen Felder der Marck ſchlech-
terdings nicht geſchickt, einen ergiebigen
Graßwuchs hervorzubringen.
Antwort.
1. So ſcheinbar dieſer Einwurf iſt, ſo
wird er dennoch hinlaͤnglich widerlegt werden
koͤnnen. Es hat ſeine Richtigkeit, daß in obi-
gen beiden Laͤndern der Boden in denen mei-
ſten Gegenden zum Graßwuchs von Natur be-
quemer iſt als in der Marck. Jn Hollſtein
vornemlich, als woſelbſt in Teutſchland
zuerſt dergleichen Wirthſchaftsmethode einge-
fuͤhret worden, iſt der Acker ſehr geneigt ſich
mit ſtarken Raſen zu uͤberziehen, und machet
eben daher dem Landmann bei ſeinem Getrei-
debau nicht wenig zu ſchaffen. Es darf da-
ſelbſt ein Stuͤck Landes im Fruͤhling nur von
dem Pfluge verſchonet bleiben, ſo iſt im Som-
mer, hauptſaͤchlich wenn ſelbiger nicht allzu
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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/104>, abgerufen am 20.07.2024.
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