Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 2. Neustadt, 1832.wo der Tod wünschenswerther als das Leben ist. -- Und warum Daß es nicht geschehen, daß wenigstens dieser Kampf, den wir Doch nein! -- so weit wird es mit uns noch nicht gekommen seyn! -- wo der Tod wuͤnſchenswerther als das Leben iſt. — Und warum Daß es nicht geſchehen, daß wenigſtens dieſer Kampf, den wir Doch nein! — ſo weit wird es mit uns noch nicht gekommen ſeyn! — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0009" n="67"/> wo der Tod wuͤnſchenswerther als das Leben iſt. — Und warum<lb/> muͤſſen ſie alles dieſes erdulden? — Weil ſie ſich von dem Joche eines<lb/> Tyrannen befreien wollen, der ihre heiligſten Menſchenrechte mit Fuͤßen<lb/> trat, der nach Laune und Willkür den Geſetzen des Landes Hohn ſprach.<lb/> Und dies thaten ſie in einer Zeit, wo in Frankreich durch die Juli-Re-<lb/> volution ein Stern der Hoffnung fuͤr alle unterdruͤckte Voͤlker aufgegan-<lb/> gen war. Sie thaten es zu einer Zeit, wo des Czaren Macht ſich an den<lb/> Grenzen Polens zuſammen gezogen hatte, um mit den Polen vereint —<lb/> (wie Er irrig glaubte) und vielleicht noch andern abſoluten Maͤchten,<lb/> Frankreich, und mit ihm alle liberalen Ideen zu bekriegen und zu unter-<lb/> druͤcken. — Und haͤtten dieſe Maͤchte alsdann den Sieg davon getra-<lb/> gen, was waͤre aus unſern conſtitutionellen Verfaſſungen geworden!? —<lb/> Sie waͤren uns alle genommen, und an ihrer Stelle herrſchten nun ab-<lb/> ſolute Gewalten, ja vielleicht die ruſſiſche Knute! —</p><lb/> <p>Daß es nicht geſchehen, daß wenigſtens dieſer Kampf, den wir<lb/> heute jeden Tag in den einzelnen Theilen von Deutſchland durch Fuͤr-<lb/> ſten und ihre Helfer im Kleinen fuͤhren ſehen, noch nicht in zwei Jahren im<lb/> Groſen begonnen, dies haben wir Polen zu verdanken. — So waren ſie<lb/> auch dieſesmal, wie ſchon vor 150 Jahren gegen die Tuͤrken, — unſere<lb/> Retter von dem Joche der Tyranney! Und wir Millionen Maͤnner<lb/> deutſcher und anderer Nationen ſollten ruhig zuſehen, wie man Polen<lb/> dem ruſſiſchen Reiche einverleibt, wie deſſen edelſte Bewohner theils im<lb/> Ausland darben oder in Sibirien dem Hungertode preis gegeben ſind, und wie<lb/> der zuruͤckgebliebene Theil durch ruſſiſche Inſtitutionen ſeiner Rationalitaͤt<lb/> beraubt werden ſoll. — Und wir, die den innigſten Antheil an Polens<lb/> traurigem Schickſal nehmen, <hi rendition="#g">wir ſollen ihnen nicht mehr als<lb/> Mitleid und Bewunderung zollen duͤrfen!? — weil es<lb/> die Politik unſrer Fuͤrſten nicht erlaubt, daß wir that-<lb/> kraͤftig fuͤr ſie wirken</hi>. — O! dann zieht fort ihr Polen, zieht fort<lb/> nach Amerika, nach dem Lande der Freiheit, wohin ſchon ſo viele freie<lb/> Maͤnner gezogen, die das Joch des Despotismus und der Tyranney nicht<lb/> ertragen konnten, und die Edelſten unſrer und andrer Nationen werden<lb/> euch folgen, und von dort aus ihr armes Vaterland bedauern, deſſen Be-<lb/> wohner nicht verdienten frei zu werden, weil ſie ein edles Volk durch<lb/> Tyrannen-Macht untergehen ließen, das ſie retten konnten. —</p><lb/> <p>Doch nein! — ſo weit wird es mit uns noch nicht gekommen ſeyn! —<lb/> wir wollen zuerſt unſre deutſchen Bruͤder auffordern, und die andern<lb/> Nationen werden uns folgen, in allen deutſchen Laͤndern Unterſchriften<lb/> von Maͤnnern zu ſammeln, welche bereit ſind, Gut und Blut fuͤr die Be-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [67/0009]
wo der Tod wuͤnſchenswerther als das Leben iſt. — Und warum
muͤſſen ſie alles dieſes erdulden? — Weil ſie ſich von dem Joche eines
Tyrannen befreien wollen, der ihre heiligſten Menſchenrechte mit Fuͤßen
trat, der nach Laune und Willkür den Geſetzen des Landes Hohn ſprach.
Und dies thaten ſie in einer Zeit, wo in Frankreich durch die Juli-Re-
volution ein Stern der Hoffnung fuͤr alle unterdruͤckte Voͤlker aufgegan-
gen war. Sie thaten es zu einer Zeit, wo des Czaren Macht ſich an den
Grenzen Polens zuſammen gezogen hatte, um mit den Polen vereint —
(wie Er irrig glaubte) und vielleicht noch andern abſoluten Maͤchten,
Frankreich, und mit ihm alle liberalen Ideen zu bekriegen und zu unter-
druͤcken. — Und haͤtten dieſe Maͤchte alsdann den Sieg davon getra-
gen, was waͤre aus unſern conſtitutionellen Verfaſſungen geworden!? —
Sie waͤren uns alle genommen, und an ihrer Stelle herrſchten nun ab-
ſolute Gewalten, ja vielleicht die ruſſiſche Knute! —
Daß es nicht geſchehen, daß wenigſtens dieſer Kampf, den wir
heute jeden Tag in den einzelnen Theilen von Deutſchland durch Fuͤr-
ſten und ihre Helfer im Kleinen fuͤhren ſehen, noch nicht in zwei Jahren im
Groſen begonnen, dies haben wir Polen zu verdanken. — So waren ſie
auch dieſesmal, wie ſchon vor 150 Jahren gegen die Tuͤrken, — unſere
Retter von dem Joche der Tyranney! Und wir Millionen Maͤnner
deutſcher und anderer Nationen ſollten ruhig zuſehen, wie man Polen
dem ruſſiſchen Reiche einverleibt, wie deſſen edelſte Bewohner theils im
Ausland darben oder in Sibirien dem Hungertode preis gegeben ſind, und wie
der zuruͤckgebliebene Theil durch ruſſiſche Inſtitutionen ſeiner Rationalitaͤt
beraubt werden ſoll. — Und wir, die den innigſten Antheil an Polens
traurigem Schickſal nehmen, wir ſollen ihnen nicht mehr als
Mitleid und Bewunderung zollen duͤrfen!? — weil es
die Politik unſrer Fuͤrſten nicht erlaubt, daß wir that-
kraͤftig fuͤr ſie wirken. — O! dann zieht fort ihr Polen, zieht fort
nach Amerika, nach dem Lande der Freiheit, wohin ſchon ſo viele freie
Maͤnner gezogen, die das Joch des Despotismus und der Tyranney nicht
ertragen konnten, und die Edelſten unſrer und andrer Nationen werden
euch folgen, und von dort aus ihr armes Vaterland bedauern, deſſen Be-
wohner nicht verdienten frei zu werden, weil ſie ein edles Volk durch
Tyrannen-Macht untergehen ließen, das ſie retten konnten. —
Doch nein! — ſo weit wird es mit uns noch nicht gekommen ſeyn! —
wir wollen zuerſt unſre deutſchen Bruͤder auffordern, und die andern
Nationen werden uns folgen, in allen deutſchen Laͤndern Unterſchriften
von Maͤnnern zu ſammeln, welche bereit ſind, Gut und Blut fuͤr die Be-
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