Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832.Discours prononce par Lucien Rey de Strasbourg, an Messieurs! Il y a sans doute de ma part de la hardeiesse, je dirais meme de ihres Volkes austilgen, mögen sie öffentlich den reinen Grundsatz der Völker- und Länder-Unabhängigkeit aussprechen, dann werden die Deut- schen, dann wird auch unser patriotischer Redner sie innig als Brüder umarmen, und mit ihnen den großen Bund schließen, den Bund der Völkerfreiheit. Also umarmen wir schon jetzt die edlen französischen Bürger, welche das deutsche Nationalfest mit ihrer Gegenwart verherr- lichten, und also begrüßen wir alle Franzosen, in deren Namen sie ge- genwärtig waren, oder deren Gesinnungen sie aussprachen! Wir lassen auch hier sofort die obwohl später gehaltene Rede folgen, welche von einem der französischem Volksfreunde mit eben so erleuchtetem Geist als warmen Herzen gesprochen ward. Was sodann den Vaterlandsverein betrifft, so darf man nicht über- seben, daß die erweiterte Wirksamkeit, welche Wirth, gewiß mit der Mehrheit der Vereinsglieder gewünscht hatte, ursprünglich übersehen ward, und später somit als Anmaßung hätte ausgelegt werden können, die, ehe das gerichtliche Urtheil erfolgt war, doppelt vermieden werden mußte. Auch darf man die unermeßlichen Schwierigkeiten nicht ver- gessen, mit denen das Vereincomite zu kämpfen hatte, zumal da ihm kein sicherer Weg der Mittheilung und Verständigung mit den Lokalaus- schüssen offen geblieben war. Erst seit das erleuchtete Obergericht Rhein- baierns den Verein als gesetzlich erklärt hat, bilden sich Ortscomites, und gewinnt das Ganze frisches Leben. Inzwischen stimmen wir der Ansicht vollkommen bei, daß nicht blos der Presse, sondern dem deut- schen Vaterland und der Freiheit überhaupt große und nahe Gefahren drohen. Die Könige und Aristokraten rüsten im Stillen, alle Zeichen eines nahen Sturmes sind sichtbar. Auch wir rufen daher die deutschen Völker zur Wachsamkeit auf: mögen sie bereit stehen zum Kampf auf Leben und Tod, wenn die verbündeten Aristokraten und Könige ihn wagen! Anmerk. des Redaktions-Ausschusses. *) Obenstehende Rede wurde in französischer Sprache gehalten; für diejenigen, welche dieser Sprache nicht kundig sind, folgt hier die Ueber- setzung: Rede, gehalten von Luzian Rey aus Straßburg, vor- maligem Redacteur des Journal universel. Meine Herren! Es ist ohne Zweifel Kühnheit, ich möchte selbst sagen Verwegenheit 4
Discours prononcé par Lucíen Rey de Strasbourg, an Messieurs! Il y a sans doute de ma part de la hardîesse, je dirais même de ihres Volkes austilgen, mögen ſie öffentlich den reinen Grundſatz der Völker- und Länder-Unabhängigkeit ausſprechen, dann werden die Deut- ſchen, dann wird auch unſer patriotiſcher Redner ſie innig als Brüder umarmen, und mit ihnen den großen Bund ſchließen, den Bund der Völkerfreiheit. Alſo umarmen wir ſchon jetzt die edlen franzöſiſchen Bürger, welche das deutſche Nationalfeſt mit ihrer Gegenwart verherr- lichten, und alſo begrüßen wir alle Franzoſen, in deren Namen ſie ge- genwärtig waren, oder deren Geſinnungen ſie ausſprachen! Wir laſſen auch hier ſofort die obwohl ſpäter gehaltene Rede folgen, welche von einem der franzöſiſchem Volksfreunde mit eben ſo erleuchtetem Geiſt als warmen Herzen geſprochen ward. Was ſodann den Vaterlandsverein betrifft, ſo darf man nicht über- ſeben, daß die erweiterte Wirkſamkeit, welche Wirth, gewiß mit der Mehrheit der Vereinsglieder gewünſcht hatte, urſprünglich überſehen ward, und ſpäter ſomit als Anmaßung hätte ausgelegt werden können, die, ehe das gerichtliche Urtheil erfolgt war, doppelt vermieden werden mußte. Auch darf man die unermeßlichen Schwierigkeiten nicht ver- geſſen, mit denen das Vereincomite zu kämpfen hatte, zumal da ihm kein ſicherer Weg der Mittheilung und Verſtändigung mit den Lokalaus- ſchüſſen offen geblieben war. Erſt ſeit das erleuchtete Obergericht Rhein- baierns den Verein als geſetzlich erklärt hat, bilden ſich Ortscomites, und gewinnt das Ganze friſches Leben. Inzwiſchen ſtimmen wir der Anſicht vollkommen bei, daß nicht blos der Preſſe, ſondern dem deut- ſchen Vaterland und der Freiheit überhaupt große und nahe Gefahren drohen. Die Könige und Ariſtokraten rüſten im Stillen, alle Zeichen eines nahen Sturmes ſind ſichtbar. Auch wir rufen daher die deutſchen Völker zur Wachſamkeit auf: mögen ſie bereit ſtehen zum Kampf auf Leben und Tod, wenn die verbündeten Ariſtokraten und Könige ihn wagen! Anmerk. des Redaktions-Ausſchuſſes. *) Obenſtehende Rede wurde in franzöſiſcher Sprache gehalten; für diejenigen, welche dieſer Sprache nicht kundig ſind, folgt hier die Ueber- ſetzung: Rede, gehalten von Luzian Rey aus Straßburg, vor- maligem Redacteur des Journal univerſel. Meine Herren! Es iſt ohne Zweifel Kühnheit, ich möchte ſelbſt ſagen Verwegenheit 4
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Il y a sans doute de ma part de la hardîesse, je dirais même de
la témérité à venir prendre devant vous la parole après les éloquens
discours que vous venez d’entendre; mais lorsque l’Allemagne se réveille,
*)
*) Obenſtehende Rede wurde in franzöſiſcher Sprache gehalten; für
diejenigen, welche dieſer Sprache nicht kundig ſind, folgt hier die Ueber-
ſetzung:
Rede, gehalten von Luzian Rey aus Straßburg, vor-
maligem Redacteur des Journal univerſel.
Meine Herren!
Es iſt ohne Zweifel Kühnheit, ich möchte ſelbſt ſagen Verwegenheit
*) ihres Volkes austilgen, mögen ſie öffentlich den reinen Grundſatz der
Völker- und Länder-Unabhängigkeit ausſprechen, dann werden die Deut-
ſchen, dann wird auch unſer patriotiſcher Redner ſie innig als Brüder
umarmen, und mit ihnen den großen Bund ſchließen, den Bund der
Völkerfreiheit. Alſo umarmen wir ſchon jetzt die edlen franzöſiſchen
Bürger, welche das deutſche Nationalfeſt mit ihrer Gegenwart verherr-
lichten, und alſo begrüßen wir alle Franzoſen, in deren Namen ſie ge-
genwärtig waren, oder deren Geſinnungen ſie ausſprachen! Wir laſſen
auch hier ſofort die obwohl ſpäter gehaltene Rede folgen, welche von
einem der franzöſiſchem Volksfreunde mit eben ſo erleuchtetem Geiſt
als warmen Herzen geſprochen ward.
Was ſodann den Vaterlandsverein betrifft, ſo darf man nicht über-
ſeben, daß die erweiterte Wirkſamkeit, welche Wirth, gewiß mit der
Mehrheit der Vereinsglieder gewünſcht hatte, urſprünglich überſehen
ward, und ſpäter ſomit als Anmaßung hätte ausgelegt werden können,
die, ehe das gerichtliche Urtheil erfolgt war, doppelt vermieden werden
mußte. Auch darf man die unermeßlichen Schwierigkeiten nicht ver-
geſſen, mit denen das Vereincomite zu kämpfen hatte, zumal da ihm
kein ſicherer Weg der Mittheilung und Verſtändigung mit den Lokalaus-
ſchüſſen offen geblieben war. Erſt ſeit das erleuchtete Obergericht Rhein-
baierns den Verein als geſetzlich erklärt hat, bilden ſich Ortscomites,
und gewinnt das Ganze friſches Leben. Inzwiſchen ſtimmen wir der
Anſicht vollkommen bei, daß nicht blos der Preſſe, ſondern dem deut-
ſchen Vaterland und der Freiheit überhaupt große und nahe Gefahren
drohen. Die Könige und Ariſtokraten rüſten im Stillen, alle Zeichen
eines nahen Sturmes ſind ſichtbar. Auch wir rufen daher die deutſchen
Völker zur Wachſamkeit auf: mögen ſie bereit ſtehen zum Kampf auf
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