Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

einem festen Plane und unter sicherer Leitung gemeinsam dahin wirken,
für diese Reform die öffentliche Meinung aller deutschen Volksstämme
zu gewinnen. So lange dieß nicht geschieht, fehlt es der Opposition an
einem Anhaltspunkte; man streitet sich planlos herum, erbittert und
entzweiet, und reißt ein, ohne zu wissen, was an die Stelle des Alten
treten soll. Plan- und zwecklos, ist eine solche Opposition unfähig, die
Ereignisse zu leiten, wird vielmehr völlig von den Umständen beherrscht,
und kann leicht das Schicksal erfahren, gerade das befördert zu haben,
was sie vermeiden und abstellen will, nämlich die Zerstückelung und da-
durch das Unglück Deutschlands. Wenn dagegen die reinsten, fähigsten
und muthigsten Patrioten über die zweckmäßigste Reform unseres Landes
sich verständiget und zugleich sich verbunden haben, um durch eigene
Journale die öffentliche Meinung des Gesammtvolkes für diese Reform
zu gewinnen, wenn auch nur 20 an Geist, Feuereifer und Charakter
ausgezeichnete Männer einen solchen Bund geschlossen und nun dem gu-
ten Volke die unabweisliche Nothwendigkeit seiner politischen Veredlung,
sowie das dringende Bedürfniß der durchgreifenden Reform des Vater-
landes täglich mit Flammenzügen in das Herz schreiben, wenn solche
Männer den Nationalstolz, das Gefühl der Bürgerwürde und die Flam-
me der Freiheitsliebe durch die Gluth begeisternder Rede in allen deut-
schen Gauen erwecken, wenn nur 20 solcher Männer, zu einem geregel-
ten Zusammenwirken verbunden und von einem Manne ihres Ver-
trauens geleitet, der Nation das schöne Schauspiel eines gottbegeister-
ten Kampfes für das Vaterland, für unser angebetetes, dreimal herr-
liches Deutschland täglich vor Augen stellen, wenn sie in ihrer Sen-
dung nie müde werden, nie erzittern, nie erbleichen, wenn sie
alle Verfolgungen von Seite der Vaterlandsverräther mit Freudigkeit
ertragen, wenn sie der Gewalt kein haarbreit weichen und lieber 1000mal
sich zermalmen lassen, als von ihrem heiligen Kampfe abzustehen, wenn
endlich die guten Bürger in den lichtern Gegenden unseres Landes das
Wirken solcher Männer durch Verbreitung deren Schriften öffentlich
oder im Stillen unterstützen; ja fürwahr, dann wird, dann muß das
große Werk gelingen, die verrätherische Gewalt wird vor der Weihe
der Vaterlandsliebe und der Allmacht der öffentlichen Meinung in,
den Staub sinken, Deutschland wird die Freiheit und den Frieden sehen,
es wird zur herrlichsten Macht und Größe emporblühen. Niemand
kann hieran zweifeln, der die Macht der Presse kennt, und der erwägt
welche ungeheure Wirkung dieselbe schon binnen wenigen Monaten her
vorzubringen im Stande war.

einem feſten Plane und unter ſicherer Leitung gemeinſam dahin wirken,
für dieſe Reform die öffentliche Meinung aller deutſchen Volksſtämme
zu gewinnen. So lange dieß nicht geſchieht, fehlt es der Oppoſition an
einem Anhaltspunkte; man ſtreitet ſich planlos herum, erbittert und
entzweiet, und reißt ein, ohne zu wiſſen, was an die Stelle des Alten
treten ſoll. Plan- und zwecklos, iſt eine ſolche Oppoſition unfähig, die
Ereigniſſe zu leiten, wird vielmehr völlig von den Umſtänden beherrſcht,
und kann leicht das Schickſal erfahren, gerade das befördert zu haben,
was ſie vermeiden und abſtellen will, nämlich die Zerſtückelung und da-
durch das Unglück Deutſchlands. Wenn dagegen die reinſten, fähigſten
und muthigſten Patrioten über die zweckmäßigſte Reform unſeres Landes
ſich verſtändiget und zugleich ſich verbunden haben, um durch eigene
Journale die öffentliche Meinung des Geſammtvolkes für dieſe Reform
zu gewinnen, wenn auch nur 20 an Geiſt, Feuereifer und Charakter
ausgezeichnete Männer einen ſolchen Bund geſchloſſen und nun dem gu-
ten Volke die unabweisliche Nothwendigkeit ſeiner politiſchen Veredlung,
ſowie das dringende Bedürfniß der durchgreifenden Reform des Vater-
landes täglich mit Flammenzügen in das Herz ſchreiben, wenn ſolche
Männer den Nationalſtolz, das Gefühl der Bürgerwürde und die Flam-
me der Freiheitsliebe durch die Gluth begeiſternder Rede in allen deut-
ſchen Gauen erwecken, wenn nur 20 ſolcher Männer, zu einem geregel-
ten Zuſammenwirken verbunden und von einem Manne ihres Ver-
trauens geleitet, der Nation das ſchöne Schauſpiel eines gottbegeiſter-
ten Kampfes für das Vaterland, für unſer angebetetes, dreimal herr-
liches Deutſchland täglich vor Augen ſtellen, wenn ſie in ihrer Sen-
dung nie müde werden, nie erzittern, nie erbleichen, wenn ſie
alle Verfolgungen von Seite der Vaterlandsverräther mit Freudigkeit
ertragen, wenn ſie der Gewalt kein haarbreit weichen und lieber 1000mal
ſich zermalmen laſſen, als von ihrem heiligen Kampfe abzuſtehen, wenn
endlich die guten Bürger in den lichtern Gegenden unſeres Landes das
Wirken ſolcher Männer durch Verbreitung deren Schriften öffentlich
oder im Stillen unterſtützen; ja fürwahr, dann wird, dann muß das
große Werk gelingen, die verrätheriſche Gewalt wird vor der Weihe
der Vaterlandsliebe und der Allmacht der öffentlichen Meinung in,
den Staub ſinken, Deutſchland wird die Freiheit und den Frieden ſehen,
es wird zur herrlichſten Macht und Größe emporblühen. Niemand
kann hieran zweifeln, der die Macht der Preſſe kennt, und der erwägt
welche ungeheure Wirkung dieſelbe ſchon binnen wenigen Monaten her
vorzubringen im Stande war.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0055" n="47"/>
einem fe&#x017F;ten Plane und unter &#x017F;icherer Leitung gemein&#x017F;am dahin wirken,<lb/>
für die&#x017F;e Reform die öffentliche Meinung aller deut&#x017F;chen Volks&#x017F;tämme<lb/>
zu gewinnen. So lange dieß nicht ge&#x017F;chieht, fehlt es der Oppo&#x017F;ition an<lb/>
einem Anhaltspunkte; man &#x017F;treitet &#x017F;ich planlos herum, erbittert und<lb/>
entzweiet, und reißt ein, ohne zu wi&#x017F;&#x017F;en, was an die Stelle des Alten<lb/>
treten &#x017F;oll. Plan- und zwecklos, i&#x017F;t eine &#x017F;olche Oppo&#x017F;ition unfähig, die<lb/>
Ereigni&#x017F;&#x017F;e zu leiten, wird vielmehr völlig von den Um&#x017F;tänden beherr&#x017F;cht,<lb/>
und kann leicht das Schick&#x017F;al erfahren, gerade das befördert zu haben,<lb/>
was &#x017F;ie vermeiden und ab&#x017F;tellen will, nämlich die Zer&#x017F;tückelung und da-<lb/>
durch das Unglück Deut&#x017F;chlands. Wenn dagegen die rein&#x017F;ten, fähig&#x017F;ten<lb/>
und muthig&#x017F;ten Patrioten über die zweckmäßig&#x017F;te Reform un&#x017F;eres Landes<lb/>
&#x017F;ich ver&#x017F;tändiget und zugleich &#x017F;ich verbunden haben, um durch eigene<lb/>
Journale die öffentliche Meinung des Ge&#x017F;ammtvolkes für die&#x017F;e Reform<lb/>
zu gewinnen, wenn auch nur 20 an Gei&#x017F;t, Feuereifer und Charakter<lb/>
ausgezeichnete Männer einen &#x017F;olchen Bund ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und nun dem gu-<lb/>
ten Volke die unabweisliche Nothwendigkeit &#x017F;einer politi&#x017F;chen Veredlung,<lb/>
&#x017F;owie das dringende Bedürfniß der durchgreifenden Reform des Vater-<lb/>
landes täglich mit Flammenzügen in das Herz &#x017F;chreiben, wenn &#x017F;olche<lb/>
Männer den National&#x017F;tolz, das Gefühl der Bürgerwürde und die Flam-<lb/>
me der Freiheitsliebe durch die Gluth begei&#x017F;ternder Rede in allen deut-<lb/>
&#x017F;chen Gauen erwecken, wenn nur 20 &#x017F;olcher Männer, zu einem geregel-<lb/>
ten Zu&#x017F;ammenwirken verbunden und von einem Manne ihres Ver-<lb/>
trauens geleitet, der Nation das &#x017F;chöne Schau&#x017F;piel eines gottbegei&#x017F;ter-<lb/>
ten Kampfes für das Vaterland, für un&#x017F;er angebetetes, dreimal herr-<lb/>
liches Deut&#x017F;chland täglich vor Augen &#x017F;tellen, wenn &#x017F;ie in ihrer Sen-<lb/>
dung nie müde werden, nie erzittern, nie erbleichen, wenn &#x017F;ie<lb/>
alle Verfolgungen von Seite der Vaterlandsverräther mit Freudigkeit<lb/>
ertragen, wenn &#x017F;ie der Gewalt kein haarbreit weichen und lieber 1000mal<lb/>
&#x017F;ich zermalmen la&#x017F;&#x017F;en, als von ihrem heiligen Kampfe abzu&#x017F;tehen, wenn<lb/>
endlich die guten Bürger in den lichtern Gegenden un&#x017F;eres Landes das<lb/>
Wirken &#x017F;olcher Männer durch Verbreitung deren Schriften öffentlich<lb/>
oder im Stillen unter&#x017F;tützen; ja fürwahr, dann wird, dann muß das<lb/>
große Werk gelingen, die verrätheri&#x017F;che Gewalt wird vor der Weihe<lb/>
der Vaterlandsliebe und der Allmacht der öffentlichen Meinung in,<lb/>
den Staub &#x017F;inken, Deut&#x017F;chland wird die Freiheit und den Frieden &#x017F;ehen,<lb/>
es wird zur herrlich&#x017F;ten Macht und Größe emporblühen. Niemand<lb/>
kann hieran zweifeln, der die Macht der Pre&#x017F;&#x017F;e kennt, und der erwägt<lb/>
welche ungeheure Wirkung die&#x017F;elbe &#x017F;chon binnen wenigen Monaten her<lb/>
vorzubringen im Stande war.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0055] einem feſten Plane und unter ſicherer Leitung gemeinſam dahin wirken, für dieſe Reform die öffentliche Meinung aller deutſchen Volksſtämme zu gewinnen. So lange dieß nicht geſchieht, fehlt es der Oppoſition an einem Anhaltspunkte; man ſtreitet ſich planlos herum, erbittert und entzweiet, und reißt ein, ohne zu wiſſen, was an die Stelle des Alten treten ſoll. Plan- und zwecklos, iſt eine ſolche Oppoſition unfähig, die Ereigniſſe zu leiten, wird vielmehr völlig von den Umſtänden beherrſcht, und kann leicht das Schickſal erfahren, gerade das befördert zu haben, was ſie vermeiden und abſtellen will, nämlich die Zerſtückelung und da- durch das Unglück Deutſchlands. Wenn dagegen die reinſten, fähigſten und muthigſten Patrioten über die zweckmäßigſte Reform unſeres Landes ſich verſtändiget und zugleich ſich verbunden haben, um durch eigene Journale die öffentliche Meinung des Geſammtvolkes für dieſe Reform zu gewinnen, wenn auch nur 20 an Geiſt, Feuereifer und Charakter ausgezeichnete Männer einen ſolchen Bund geſchloſſen und nun dem gu- ten Volke die unabweisliche Nothwendigkeit ſeiner politiſchen Veredlung, ſowie das dringende Bedürfniß der durchgreifenden Reform des Vater- landes täglich mit Flammenzügen in das Herz ſchreiben, wenn ſolche Männer den Nationalſtolz, das Gefühl der Bürgerwürde und die Flam- me der Freiheitsliebe durch die Gluth begeiſternder Rede in allen deut- ſchen Gauen erwecken, wenn nur 20 ſolcher Männer, zu einem geregel- ten Zuſammenwirken verbunden und von einem Manne ihres Ver- trauens geleitet, der Nation das ſchöne Schauſpiel eines gottbegeiſter- ten Kampfes für das Vaterland, für unſer angebetetes, dreimal herr- liches Deutſchland täglich vor Augen ſtellen, wenn ſie in ihrer Sen- dung nie müde werden, nie erzittern, nie erbleichen, wenn ſie alle Verfolgungen von Seite der Vaterlandsverräther mit Freudigkeit ertragen, wenn ſie der Gewalt kein haarbreit weichen und lieber 1000mal ſich zermalmen laſſen, als von ihrem heiligen Kampfe abzuſtehen, wenn endlich die guten Bürger in den lichtern Gegenden unſeres Landes das Wirken ſolcher Männer durch Verbreitung deren Schriften öffentlich oder im Stillen unterſtützen; ja fürwahr, dann wird, dann muß das große Werk gelingen, die verrätheriſche Gewalt wird vor der Weihe der Vaterlandsliebe und der Allmacht der öffentlichen Meinung in, den Staub ſinken, Deutſchland wird die Freiheit und den Frieden ſehen, es wird zur herrlichſten Macht und Größe emporblühen. Niemand kann hieran zweifeln, der die Macht der Preſſe kennt, und der erwägt welche ungeheure Wirkung dieſelbe ſchon binnen wenigen Monaten her vorzubringen im Stande war.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wirth_nationalfest01_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wirth_nationalfest01_1832/55
Zitationshilfe: Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wirth_nationalfest01_1832/55>, abgerufen am 23.11.2024.