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Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832.

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Es lebe das freie, das einige Deutschland!
Hoch leben die Polen, der Deutschen Verbündete!
Hoch leben die Franken, der Deutschen Vrüder, die unsere Nationali-
tät und Selbstständigkeit achten!
Hoch lebe jedes Volk, das seine Ketten bricht und mit uns den Bund
der Freiheit schwört!
Vaterland -- Volkshoheit -- Völkerbund hoch!

Rede von Wirth.

Das Land, das unsere Sprache spricht, das Land, wo unsere Hoff-
nung wohnt, wo unsere Liebe schwelgt, wo unsere Freuden blühen, das
Land, wo das Geheimniß aller unserer Sympathien und all' unserer
Sehnsucht ruht, dieses schöne Land wird verwüstet und geplündert, zer-
rissen und entnervt, geknebelt und entehrt. Reich an allen Hülfsquellen
der Natur sollte es für alle seine Kinder die Wohnung der Freude und
der Zufriedenheit seyn, allein ausgesogen von 34 Königen, ist es für die
Mehrzahl seiner Bewohner der Aufenthalt des Hungers, des Jammers
und des Elendes. Deutschland, das große, reiche, mächtige Deutsch-
land, sollte die erste Stelle einnehmen in der Gesellschaft der europäi-
schen Staaten, allein beraubt durch verrätherische Aristokratenfamilien, ist
es aus der Liste der europäischen Reiche gestrichen und der Verspottung
des Auslandes Preiß gegeben. Berufen von der Natur, um in Europa
der Wächter des Lichts, der Freiheit und der völkerrechtlichen Ordnung
zu seyn, wird die deutsche Kraft gerade umgekehrt zur Unterdrückung
der Freiheit aller Völker und zur Gründung eines ewigen Reiches der
Finsterniß, der Sclaverei und der rohen Gewalt verwendet. So ist
denn das Elend unseres Vaterlandes zugleich der Fluch für ganz Europa.
Spanien, Italien, Ungarn und Polen sind Zeuge davon. Spanien
ist durch die heilige Allianz, welche ihre Stütze ausschließend in Deutsch-
land hatte, einer auf Aufklärung, Menschlichkeit und Vernunft gebauten
Staatsverfassung, sowie seiner patriotischen Cortes beraubt und unter
das Messer fanatischer Priester und Aristokraten, sowie des Regime
des Unsinnes und der Grausamkeit überhaupt zurückgeführt worden.
Ungarn und Italien werden von Oesterreich mit Hülfe deutscher
Kräfte ihrer Nationalität beraubt und in Knechtschaft und Finsterniß
gehalten. Polen ist zu wiederholtenmalen von deutschen Mächten ver-
rathen worden, und hat den Verlust der Freiheit und des Vaterlandes
auch in neuerer Zeit einem deutschen Könige zu verdanken. Die Ursache
der namenlosen Leiden der europäischen Völker liegt einzig und allein

Es lebe das freie, das einige Deutſchland!
Hoch leben die Polen, der Deutſchen Verbündete!
Hoch leben die Franken, der Deutſchen Vrüder, die unſere Nationali-
tät und Selbſtſtändigkeit achten!
Hoch lebe jedes Volk, das ſeine Ketten bricht und mit uns den Bund
der Freiheit ſchwört!
Vaterland — Volkshoheit — Völkerbund hoch!

Rede von Wirth.

Das Land, das unſere Sprache ſpricht, das Land, wo unſere Hoff-
nung wohnt, wo unſere Liebe ſchwelgt, wo unſere Freuden blühen, das
Land, wo das Geheimniß aller unſerer Sympathien und all’ unſerer
Sehnſucht ruht, dieſes ſchöne Land wird verwüſtet und geplündert, zer-
riſſen und entnervt, geknebelt und entehrt. Reich an allen Hülfsquellen
der Natur ſollte es für alle ſeine Kinder die Wohnung der Freude und
der Zufriedenheit ſeyn, allein ausgeſogen von 34 Königen, iſt es für die
Mehrzahl ſeiner Bewohner der Aufenthalt des Hungers, des Jammers
und des Elendes. Deutſchland, das große, reiche, mächtige Deutſch-
land, ſollte die erſte Stelle einnehmen in der Geſellſchaft der europäi-
ſchen Staaten, allein beraubt durch verrätheriſche Ariſtokratenfamilien, iſt
es aus der Liſte der europäiſchen Reiche geſtrichen und der Verſpottung
des Auslandes Preiß gegeben. Berufen von der Natur, um in Europa
der Wächter des Lichts, der Freiheit und der völkerrechtlichen Ordnung
zu ſeyn, wird die deutſche Kraft gerade umgekehrt zur Unterdrückung
der Freiheit aller Völker und zur Gründung eines ewigen Reiches der
Finſterniß, der Sclaverei und der rohen Gewalt verwendet. So iſt
denn das Elend unſeres Vaterlandes zugleich der Fluch für ganz Europa.
Spanien, Italien, Ungarn und Polen ſind Zeuge davon. Spanien
iſt durch die heilige Allianz, welche ihre Stütze ausſchließend in Deutſch-
land hatte, einer auf Aufklärung, Menſchlichkeit und Vernunft gebauten
Staatsverfaſſung, ſowie ſeiner patriotiſchen Cortes beraubt und unter
das Meſſer fanatiſcher Prieſter und Ariſtokraten, ſowie des Regime
des Unſinnes und der Grauſamkeit überhaupt zurückgeführt worden.
Ungarn und Italien werden von Oeſterreich mit Hülfe deutſcher
Kräfte ihrer Nationalität beraubt und in Knechtſchaft und Finſterniß
gehalten. Polen iſt zu wiederholtenmalen von deutſchen Mächten ver-
rathen worden, und hat den Verluſt der Freiheit und des Vaterlandes
auch in neuerer Zeit einem deutſchen Könige zu verdanken. Die Urſache
der namenloſen Leiden der europäiſchen Völker liegt einzig und allein

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[41/0049] Es lebe das freie, das einige Deutſchland! Hoch leben die Polen, der Deutſchen Verbündete! Hoch leben die Franken, der Deutſchen Vrüder, die unſere Nationali- tät und Selbſtſtändigkeit achten! Hoch lebe jedes Volk, das ſeine Ketten bricht und mit uns den Bund der Freiheit ſchwört! Vaterland — Volkshoheit — Völkerbund hoch! Rede von Wirth. Das Land, das unſere Sprache ſpricht, das Land, wo unſere Hoff- nung wohnt, wo unſere Liebe ſchwelgt, wo unſere Freuden blühen, das Land, wo das Geheimniß aller unſerer Sympathien und all’ unſerer Sehnſucht ruht, dieſes ſchöne Land wird verwüſtet und geplündert, zer- riſſen und entnervt, geknebelt und entehrt. Reich an allen Hülfsquellen der Natur ſollte es für alle ſeine Kinder die Wohnung der Freude und der Zufriedenheit ſeyn, allein ausgeſogen von 34 Königen, iſt es für die Mehrzahl ſeiner Bewohner der Aufenthalt des Hungers, des Jammers und des Elendes. Deutſchland, das große, reiche, mächtige Deutſch- land, ſollte die erſte Stelle einnehmen in der Geſellſchaft der europäi- ſchen Staaten, allein beraubt durch verrätheriſche Ariſtokratenfamilien, iſt es aus der Liſte der europäiſchen Reiche geſtrichen und der Verſpottung des Auslandes Preiß gegeben. Berufen von der Natur, um in Europa der Wächter des Lichts, der Freiheit und der völkerrechtlichen Ordnung zu ſeyn, wird die deutſche Kraft gerade umgekehrt zur Unterdrückung der Freiheit aller Völker und zur Gründung eines ewigen Reiches der Finſterniß, der Sclaverei und der rohen Gewalt verwendet. So iſt denn das Elend unſeres Vaterlandes zugleich der Fluch für ganz Europa. Spanien, Italien, Ungarn und Polen ſind Zeuge davon. Spanien iſt durch die heilige Allianz, welche ihre Stütze ausſchließend in Deutſch- land hatte, einer auf Aufklärung, Menſchlichkeit und Vernunft gebauten Staatsverfaſſung, ſowie ſeiner patriotiſchen Cortes beraubt und unter das Meſſer fanatiſcher Prieſter und Ariſtokraten, ſowie des Regime des Unſinnes und der Grauſamkeit überhaupt zurückgeführt worden. Ungarn und Italien werden von Oeſterreich mit Hülfe deutſcher Kräfte ihrer Nationalität beraubt und in Knechtſchaft und Finſterniß gehalten. Polen iſt zu wiederholtenmalen von deutſchen Mächten ver- rathen worden, und hat den Verluſt der Freiheit und des Vaterlandes auch in neuerer Zeit einem deutſchen Könige zu verdanken. Die Urſache der namenloſen Leiden der europäiſchen Völker liegt einzig und allein

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Zitationshilfe: Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wirth_nationalfest01_1832/49>, abgerufen am 27.11.2024.