Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832.Völker und der Fürsten aufgeklärt und belehrt werden. Und wenn der Nicht von dem großen Jerusalem mit seinen Heuchlern, seinen Pha- Auf euch sind unsere, und aller Gleichgesinnten Hoffnungen gestützt, Völker und der Fürſten aufgeklärt und belehrt werden. Und wenn der Nicht von dem großen Jeruſalem mit ſeinen Heuchlern, ſeinen Pha- Auf euch ſind unſere, und aller Gleichgeſinnten Hoffnungen geſtützt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="18"/> Völker und der Fürſten aufgeklärt und belehrt werden. Und wenn der<lb/> aufgeklärte, den Druck ſeines Joches fühlende Deutſche irgend Grund<lb/> zur Hoffnung auf beſſere Zeiten hat, ſo kann ſie nirgends anders beru-<lb/> hen als bei euch.</p><lb/> <p>Nicht von dem großen Jeruſalem mit ſeinen Heuchlern, ſeinen Pha-<lb/> riſäern und Schriftgelehrten, nicht von da ging das Licht der Welt<lb/> aus, ſondern von dem unbedeutenden Bethlehem. Alſo wird auch nicht<lb/> in Berlin, wo ſchlimmere Heuchler als Phariſäer hauſen, der neue Hei-<lb/> land erſtehen, ſondern am Rhein iſt das kleine Bethlehem zu ſuchen.<lb/> Darum bereitet ihr dem, der da kommen ſoll, die Bahn, und ebnet<lb/> ſeine Wege, auf daß, wenn er kommt, er raſch und ungehindert dahin<lb/> ſchreiten könne. Darum, wenn ihr wollt, daß auch wir uns der Hoff-<lb/> nung hingeben, ſo ſeid unermüdet im Handeln und beſtätigt durch euer<lb/> Thun die Meinung, die Deutſchland von euch hegt. Wirket mit Kraft<lb/> dahin, daß unter den Großen der Geiſt der Machthaberei, unter den<lb/> Geringern der Geiſt der ſklaviſchen Demuth vertilgt, und <hi rendition="#g">ein</hi> Geiſt,<lb/><hi rendition="#g">ein</hi> Sinn der Eintracht und Brüderlichkeit herrſchend, daß die Hab-<lb/> ſucht und Herrſchſucht der Ariſtokraten und Prieſter unſchädlich gemacht<lb/> oder unterdrückt werde. Denn ſie ſind die feindlichen Dämone, die der<lb/> Freiheit entgegenſtehen, ſie ſind die kräftigſten Stützen der Tyrannei,<lb/> des Abſolutismus.</p><lb/> <p>Auf euch ſind unſere, und aller Gleichgeſinnten Hoffnungen geſtützt,<lb/> und wir hegen zu euch das Vertrauen, daß ihr euch nicht von den Dro-<lb/> hungen der Machthaber werdet ſchrecken laſſen, die, wie wir vernehmen,<lb/> euer Vorhaben zu hindern gedenken. Ihr werdet euch nicht ſtören laſſen<lb/> durch die Maasregeln derjenigen Korporation, die ſich euere Landes-Re-<lb/> gierung nennt, und in ihren landesväterlichen Geſinnungen ſo weit geht,<lb/> eine Geſellſchaft rechtlicher Staatsbürger mit entehrenden Namen zu<lb/> belegen und ihren auf Verbeſſerung der allgemeinen <choice><sic>Laudeswohlfahrt</sic><corr>Landeswohlfahrt</corr></choice><lb/> zielenden Abſichten eine ſchädliche, verbrecheriſche Tendenz unterzulegen.<lb/> Eintracht giebt Stärke! Alſo werdet auch ihr, feſt zuſammen haltend,<lb/> in euch ſelbſt Hülfe und Beiſtand finden, wenn ihr ſie zur Abwehrung<lb/> von Gewaltthätigkeiten bedürft. War es euch Ernſt mit euerm Vor-<lb/> haben, habt ihr nicht unbedacht euch <hi rendition="#g">deutſche Männer</hi> genannt, dann<lb/> werdet ihr auch nicht feig zurück treten, ihr werdet dem Namen Ehre<lb/> machen, den ihr bekannt, ihr werdet eher euch für das allgemeine Beſte<lb/> aufopfern, als euch von dem Vorwurfe <hi rendition="#g">verächtlicher Furcht,<lb/> kalter Selbſtſucht</hi> treffen laſſen. War euer Vorſatz, dem <hi rendition="#g">mann-<lb/> haften Kampf für Erſtrebung geſetzlicher Freiheit und<lb/></hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0026]
Völker und der Fürſten aufgeklärt und belehrt werden. Und wenn der
aufgeklärte, den Druck ſeines Joches fühlende Deutſche irgend Grund
zur Hoffnung auf beſſere Zeiten hat, ſo kann ſie nirgends anders beru-
hen als bei euch.
Nicht von dem großen Jeruſalem mit ſeinen Heuchlern, ſeinen Pha-
riſäern und Schriftgelehrten, nicht von da ging das Licht der Welt
aus, ſondern von dem unbedeutenden Bethlehem. Alſo wird auch nicht
in Berlin, wo ſchlimmere Heuchler als Phariſäer hauſen, der neue Hei-
land erſtehen, ſondern am Rhein iſt das kleine Bethlehem zu ſuchen.
Darum bereitet ihr dem, der da kommen ſoll, die Bahn, und ebnet
ſeine Wege, auf daß, wenn er kommt, er raſch und ungehindert dahin
ſchreiten könne. Darum, wenn ihr wollt, daß auch wir uns der Hoff-
nung hingeben, ſo ſeid unermüdet im Handeln und beſtätigt durch euer
Thun die Meinung, die Deutſchland von euch hegt. Wirket mit Kraft
dahin, daß unter den Großen der Geiſt der Machthaberei, unter den
Geringern der Geiſt der ſklaviſchen Demuth vertilgt, und ein Geiſt,
ein Sinn der Eintracht und Brüderlichkeit herrſchend, daß die Hab-
ſucht und Herrſchſucht der Ariſtokraten und Prieſter unſchädlich gemacht
oder unterdrückt werde. Denn ſie ſind die feindlichen Dämone, die der
Freiheit entgegenſtehen, ſie ſind die kräftigſten Stützen der Tyrannei,
des Abſolutismus.
Auf euch ſind unſere, und aller Gleichgeſinnten Hoffnungen geſtützt,
und wir hegen zu euch das Vertrauen, daß ihr euch nicht von den Dro-
hungen der Machthaber werdet ſchrecken laſſen, die, wie wir vernehmen,
euer Vorhaben zu hindern gedenken. Ihr werdet euch nicht ſtören laſſen
durch die Maasregeln derjenigen Korporation, die ſich euere Landes-Re-
gierung nennt, und in ihren landesväterlichen Geſinnungen ſo weit geht,
eine Geſellſchaft rechtlicher Staatsbürger mit entehrenden Namen zu
belegen und ihren auf Verbeſſerung der allgemeinen Landeswohlfahrt
zielenden Abſichten eine ſchädliche, verbrecheriſche Tendenz unterzulegen.
Eintracht giebt Stärke! Alſo werdet auch ihr, feſt zuſammen haltend,
in euch ſelbſt Hülfe und Beiſtand finden, wenn ihr ſie zur Abwehrung
von Gewaltthätigkeiten bedürft. War es euch Ernſt mit euerm Vor-
haben, habt ihr nicht unbedacht euch deutſche Männer genannt, dann
werdet ihr auch nicht feig zurück treten, ihr werdet dem Namen Ehre
machen, den ihr bekannt, ihr werdet eher euch für das allgemeine Beſte
aufopfern, als euch von dem Vorwurfe verächtlicher Furcht,
kalter Selbſtſucht treffen laſſen. War euer Vorſatz, dem mann-
haften Kampf für Erſtrebung geſetzlicher Freiheit und
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