Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 1. Neustadt, 1832.f) eine zweite Abtheilung Festordner. (Beide Abtheilungen der Festordner bildeten die Ehrenbegleitung des würdigen Land- rathes); g) die verschiedenen Deputationen aus den deutschen Gauen, na- mentlich Rheinpreußen, Baden, den beiden Hessen, Würtem- berg, Franken, Altbaiern, Sachsen, Hannover, Westphalen, Nassau, Lichtenberg, Coburg, Frankfurt u. s. w. u. s. w.; h) die andern Festbesucher aus allen Ländern deutscher Zunge, nach Stämmen geordnet, jeder mit einer oder mehreren deut- schen Fahnen; i) eine Abtheilung Bürgergarde. Nachdem der Zug sich in Bewegung gesetzt hatte, wurde mit feier- Mit stürmischem Enthusiasmus wurde hierauf folgendes, von (Melodie nach Schillers Reiterlied.) Hinauf, Patrioten! zum Schloß, zum Schloß! Hoch flattern die deutschen Farben: Es keimet die Saat und die Hoffnung ist groß, Schon binden im Geiste wir Garben: Es reifet die Aehre mit goldnem Rand, Und die goldne Erndt' ist das -- Vaterland. Wir sahen die Polen, sie zogen aus, Als des Schicksals Würfel gefallen; Sie ließen die Heimath, das Vaterhaus, In der Barbaren Räuberkrallen: Vor des Czaren finsterem Angesicht Beugt der Freiheit liebende Pole sich nicht. Auch wir, Patrioten, wir ziehen aus In festgeschlossenen Reihen; Wir wollen uns gründen ein Vaterhaus, Und wollen der Freiheit es weihen: Denn vor der Tyrannen Angesicht Beugt länger der freie Deutsche sich nicht. f) eine zweite Abtheilung Feſtordner. (Beide Abtheilungen der Feſtordner bildeten die Ehrenbegleitung des würdigen Land- rathes); g) die verſchiedenen Deputationen aus den deutſchen Gauen, na- mentlich Rheinpreußen, Baden, den beiden Heſſen, Würtem- berg, Franken, Altbaiern, Sachſen, Hannover, Weſtphalen, Naſſau, Lichtenberg, Coburg, Frankfurt u. ſ. w. u. ſ. w.; h) die andern Feſtbeſucher aus allen Ländern deutſcher Zunge, nach Stämmen geordnet, jeder mit einer oder mehreren deut- ſchen Fahnen; i) eine Abtheilung Bürgergarde. Nachdem der Zug ſich in Bewegung geſetzt hatte, wurde mit feier- Mit ſtürmiſchem Enthuſiasmus wurde hierauf folgendes, von (Melodie nach Schillers Reiterlied.) Hinauf, Patrioten! zum Schloß, zum Schloß! Hoch flattern die deutſchen Farben: Es keimet die Saat und die Hoffnung iſt groß, Schon binden im Geiſte wir Garben: Es reifet die Aehre mit goldnem Rand, Und die goldne Erndt’ iſt das — Vaterland. Wir ſahen die Polen, ſie zogen aus, Als des Schickſals Würfel gefallen; Sie ließen die Heimath, das Vaterhaus, In der Barbaren Räuberkrallen: Vor des Czaren finſterem Angeſicht Beugt der Freiheit liebende Pole ſich nicht. Auch wir, Patrioten, wir ziehen aus In feſtgeſchloſſenen Reihen; Wir wollen uns gründen ein Vaterhaus, Und wollen der Freiheit es weihen: Denn vor der Tyrannen Angeſicht Beugt länger der freie Deutſche ſich nicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <list> <item> <list> <pb facs="#f0020" n="12"/> <item><hi rendition="#aq">f)</hi> eine zweite Abtheilung Feſtordner. (Beide Abtheilungen der<lb/> Feſtordner bildeten die Ehrenbegleitung des würdigen Land-<lb/> rathes);</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">g)</hi> die verſchiedenen Deputationen aus den deutſchen Gauen, na-<lb/> mentlich Rheinpreußen, Baden, den beiden Heſſen, Würtem-<lb/> berg, Franken, Altbaiern, Sachſen, Hannover, Weſtphalen,<lb/> Naſſau, Lichtenberg, Coburg, Frankfurt u. ſ. w. u. ſ. w.;</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">h)</hi> die andern Feſtbeſucher aus allen Ländern deutſcher Zunge,<lb/> nach Stämmen geordnet, jeder mit einer oder mehreren deut-<lb/> ſchen Fahnen;</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">i)</hi> eine Abtheilung Bürgergarde.</item> </list> </item> </list><lb/> <p>Nachdem der Zug ſich in Bewegung geſetzt hatte, wurde mit feier-<lb/> lichem Ernſt das bedeutungsvolle Lied angeſtimmt: „Was iſt des Deut-<lb/> ſchen Vaterland.“ — Welche Feder vermöchte den ergreifenden Anblick<lb/> zu ſchildern, den dieſer Theil der Feſtlichkeit darbot. Die Deutſchen<lb/> waren zum erſten Male wieder brüderlich vereiniget und zogen unter der<lb/> Fahne ihres Vaterlandes ernſt und feierlich dahin. Da war kein Auge<lb/> thränenleer; da hob ſich der Buſen, voll von ſeliger Wolluſt, und von<lb/> Mund zu Mund tönte der Ausruf: „Heil, Heil dem Tage, wo Deutſch-<lb/> lands Fahne Maͤnner aus allen Gauen des Landes zur brüderlichen<lb/> Eintracht vereinigte!“</p><lb/> <p>Mit ſtürmiſchem Enthuſiasmus wurde hierauf folgendes, von<lb/><hi rendition="#g">Siebenpfeiffer</hi> für 300 Handwerksburſche gedichtetes Lied abgeſungen.</p><lb/> <p> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Melodie nach Schillers Reiterlied</hi>.)</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Hinauf, Patrioten! zum Schloß, zum Schloß!</l><lb/> <l>Hoch flattern die deutſchen Farben:</l><lb/> <l>Es keimet die Saat und die Hoffnung iſt groß,</l><lb/> <l>Schon binden im Geiſte wir Garben:</l><lb/> <l>Es reifet die Aehre mit goldnem Rand,</l><lb/> <l>Und die goldne Erndt’ iſt das — Vaterland.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wir ſahen die Polen, ſie zogen aus,</l><lb/> <l>Als des Schickſals Würfel gefallen;</l><lb/> <l>Sie ließen die Heimath, das Vaterhaus,</l><lb/> <l>In der Barbaren Räuberkrallen:</l><lb/> <l>Vor des Czaren finſterem Angeſicht</l><lb/> <l>Beugt der Freiheit liebende Pole ſich nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Auch wir, Patrioten, wir ziehen aus</l><lb/> <l>In feſtgeſchloſſenen Reihen;</l><lb/> <l>Wir wollen uns gründen ein Vaterhaus,</l><lb/> <l>Und wollen der Freiheit es weihen:</l><lb/> <l>Denn vor der Tyrannen Angeſicht</l><lb/> <l>Beugt länger der freie Deutſche ſich nicht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [12/0020]
f) eine zweite Abtheilung Feſtordner. (Beide Abtheilungen der
Feſtordner bildeten die Ehrenbegleitung des würdigen Land-
rathes);
g) die verſchiedenen Deputationen aus den deutſchen Gauen, na-
mentlich Rheinpreußen, Baden, den beiden Heſſen, Würtem-
berg, Franken, Altbaiern, Sachſen, Hannover, Weſtphalen,
Naſſau, Lichtenberg, Coburg, Frankfurt u. ſ. w. u. ſ. w.;
h) die andern Feſtbeſucher aus allen Ländern deutſcher Zunge,
nach Stämmen geordnet, jeder mit einer oder mehreren deut-
ſchen Fahnen;
i) eine Abtheilung Bürgergarde.
Nachdem der Zug ſich in Bewegung geſetzt hatte, wurde mit feier-
lichem Ernſt das bedeutungsvolle Lied angeſtimmt: „Was iſt des Deut-
ſchen Vaterland.“ — Welche Feder vermöchte den ergreifenden Anblick
zu ſchildern, den dieſer Theil der Feſtlichkeit darbot. Die Deutſchen
waren zum erſten Male wieder brüderlich vereiniget und zogen unter der
Fahne ihres Vaterlandes ernſt und feierlich dahin. Da war kein Auge
thränenleer; da hob ſich der Buſen, voll von ſeliger Wolluſt, und von
Mund zu Mund tönte der Ausruf: „Heil, Heil dem Tage, wo Deutſch-
lands Fahne Maͤnner aus allen Gauen des Landes zur brüderlichen
Eintracht vereinigte!“
Mit ſtürmiſchem Enthuſiasmus wurde hierauf folgendes, von
Siebenpfeiffer für 300 Handwerksburſche gedichtetes Lied abgeſungen.
(Melodie nach Schillers Reiterlied.)
Hinauf, Patrioten! zum Schloß, zum Schloß!
Hoch flattern die deutſchen Farben:
Es keimet die Saat und die Hoffnung iſt groß,
Schon binden im Geiſte wir Garben:
Es reifet die Aehre mit goldnem Rand,
Und die goldne Erndt’ iſt das — Vaterland.
Wir ſahen die Polen, ſie zogen aus,
Als des Schickſals Würfel gefallen;
Sie ließen die Heimath, das Vaterhaus,
In der Barbaren Räuberkrallen:
Vor des Czaren finſterem Angeſicht
Beugt der Freiheit liebende Pole ſich nicht.
Auch wir, Patrioten, wir ziehen aus
In feſtgeſchloſſenen Reihen;
Wir wollen uns gründen ein Vaterhaus,
Und wollen der Freiheit es weihen:
Denn vor der Tyrannen Angeſicht
Beugt länger der freie Deutſche ſich nicht.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |