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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.

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II Theil. Von der Griechischen Kunst
ten, nachdem die Brücke abgeworfen war, wie Dion sagt, bloß dazu, die
äußerste Stärke der Menschlichen Kräfte zu zeigen.

I.
Unter dem
Hadrianus.
a.
Von dessen
Reisen und
Gebäuden.

Endlich nahm sich Hadrian vor, Griechenland in die ehemalige Frey-
heit zu setzen, erklärete es für ein freyes Land, und fieng nicht allein an,
zu Athen so stark, als Pericles, sondern fast an allen berühmten Orten da-
selbst zu bauen. Er vollendete den Tempel des Olympischen Jupiters zu
Athen, nachdem derselbe an siebenhundert Jahre, vom Pisistratus an,
gelegen hatte, und es wurde ein Werk, welches viele Stadien im Umkrei-
se hatte. Jn demselben ließ er, wie Pausanias berichtet, unter andern
Statuen von Golde und Elfenbein, eine solche Colossalische Statue des
Jupiters setzen 1) Der Tempel, welchen er zu Cyzikum aufführen ließ,
wurde unter die sieben Wunder der Welt gezählet. Eine jede Stadt ließ
diesem Kaiser eine Statue in dem Tempel des Olympischen Jupiters zu
Athen setzen.

Hadrian war nicht allein ein Kenner, sondern auch ein Künstler, und
hat wirklich mit eigener Hand Statuen gearbeitet. Aber Victor giebt
uns ein Lob unverschämter Schmeichler, wenn er saget 2), daß er neben
dem Polycletus und Euphranor stehen können. Er trat den Parthen
ein großes Land ab, um, wie es scheint, zugleich zu diesen seinen großen
Absichten Ruhe zu haben.

Jn
1) Diese Stelle des Pausanias (L. 1. p. 42.) ist dunkel, und die Umschreibungen derselben
in den Anmerkungen der Leipziger Ausgabe, machen dieselbe nicht deutlicher. Mich
deucht, man könne derselben viel leichter, als geschehen, helfen, wenn man [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] an-
statt [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] setzet, und liest [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] Pausanias hätte sagen wollen: die Sta-
tue des Jupiters war sehenswürdig, nicht wegen der Größe, weil auch zu Rom und
zu Rhodus Colossen waren: mit [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] fängt sich der folgende Satz an. Der vor-
hergehende Satz scheint etwas kurz abgebrochen, welches aber diejenigen nicht befrem-
det, welche die Griechische Schreibart dieses Cappadociers kennen. Der Jtalienische
Uebersetzer findet hier einen Jupiter, welcher größer gewesen, als alle Colossen zu Rom
und zu Rhodus; dieses widerleget sich von selbst.
2) Epitom. 14, 2.

II Theil. Von der Griechiſchen Kunſt
ten, nachdem die Bruͤcke abgeworfen war, wie Dion ſagt, bloß dazu, die
aͤußerſte Staͤrke der Menſchlichen Kraͤfte zu zeigen.

I.
Unter dem
Hadrianus.
a.
Von deſſen
Reiſen und
Gebaͤuden.

Endlich nahm ſich Hadrian vor, Griechenland in die ehemalige Frey-
heit zu ſetzen, erklaͤrete es fuͤr ein freyes Land, und fieng nicht allein an,
zu Athen ſo ſtark, als Pericles, ſondern faſt an allen beruͤhmten Orten da-
ſelbſt zu bauen. Er vollendete den Tempel des Olympiſchen Jupiters zu
Athen, nachdem derſelbe an ſiebenhundert Jahre, vom Piſiſtratus an,
gelegen hatte, und es wurde ein Werk, welches viele Stadien im Umkrei-
ſe hatte. Jn demſelben ließ er, wie Pauſanias berichtet, unter andern
Statuen von Golde und Elfenbein, eine ſolche Coloſſaliſche Statue des
Jupiters ſetzen 1) Der Tempel, welchen er zu Cyzikum auffuͤhren ließ,
wurde unter die ſieben Wunder der Welt gezaͤhlet. Eine jede Stadt ließ
dieſem Kaiſer eine Statue in dem Tempel des Olympiſchen Jupiters zu
Athen ſetzen.

Hadrian war nicht allein ein Kenner, ſondern auch ein Kuͤnſtler, und
hat wirklich mit eigener Hand Statuen gearbeitet. Aber Victor giebt
uns ein Lob unverſchaͤmter Schmeichler, wenn er ſaget 2), daß er neben
dem Polycletus und Euphranor ſtehen koͤnnen. Er trat den Parthen
ein großes Land ab, um, wie es ſcheint, zugleich zu dieſen ſeinen großen
Abſichten Ruhe zu haben.

Jn
1) Dieſe Stelle des Pauſanias (L. 1. p. 42.) iſt dunkel, und die Umſchreibungen derſelben
in den Anmerkungen der Leipziger Ausgabe, machen dieſelbe nicht deutlicher. Mich
deucht, man koͤnne derſelben viel leichter, als geſchehen, helfen, wenn man [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] an-
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tue des Jupiters war ſehenswuͤrdig, nicht wegen der Groͤße, weil auch zu Rom und
zu Rhodus Coloſſen waren: mit [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] faͤngt ſich der folgende Satz an. Der vor-
hergehende Satz ſcheint etwas kurz abgebrochen, welches aber diejenigen nicht befrem-
det, welche die Griechiſche Schreibart dieſes Cappadociers kennen. Der Jtalieniſche
Ueberſetzer findet hier einen Jupiter, welcher groͤßer geweſen, als alle Coloſſen zu Rom
und zu Rhodus; dieſes widerleget ſich von ſelbſt.
2) Epitom. 14, 2.
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[404/0092] II Theil. Von der Griechiſchen Kunſt ten, nachdem die Bruͤcke abgeworfen war, wie Dion ſagt, bloß dazu, die aͤußerſte Staͤrke der Menſchlichen Kraͤfte zu zeigen. Endlich nahm ſich Hadrian vor, Griechenland in die ehemalige Frey- heit zu ſetzen, erklaͤrete es fuͤr ein freyes Land, und fieng nicht allein an, zu Athen ſo ſtark, als Pericles, ſondern faſt an allen beruͤhmten Orten da- ſelbſt zu bauen. Er vollendete den Tempel des Olympiſchen Jupiters zu Athen, nachdem derſelbe an ſiebenhundert Jahre, vom Piſiſtratus an, gelegen hatte, und es wurde ein Werk, welches viele Stadien im Umkrei- ſe hatte. Jn demſelben ließ er, wie Pauſanias berichtet, unter andern Statuen von Golde und Elfenbein, eine ſolche Coloſſaliſche Statue des Jupiters ſetzen 1) Der Tempel, welchen er zu Cyzikum auffuͤhren ließ, wurde unter die ſieben Wunder der Welt gezaͤhlet. Eine jede Stadt ließ dieſem Kaiſer eine Statue in dem Tempel des Olympiſchen Jupiters zu Athen ſetzen. Hadrian war nicht allein ein Kenner, ſondern auch ein Kuͤnſtler, und hat wirklich mit eigener Hand Statuen gearbeitet. Aber Victor giebt uns ein Lob unverſchaͤmter Schmeichler, wenn er ſaget 2), daß er neben dem Polycletus und Euphranor ſtehen koͤnnen. Er trat den Parthen ein großes Land ab, um, wie es ſcheint, zugleich zu dieſen ſeinen großen Abſichten Ruhe zu haben. Jn 1) Dieſe Stelle des Pauſanias (L. 1. p. 42.) iſt dunkel, und die Umſchreibungen derſelben in den Anmerkungen der Leipziger Ausgabe, machen dieſelbe nicht deutlicher. Mich deucht, man koͤnne derſelben viel leichter, als geſchehen, helfen, wenn man _ an- ſtatt _ ſetzet, und lieſt _ Pauſanias haͤtte ſagen wollen: die Sta- tue des Jupiters war ſehenswuͤrdig, nicht wegen der Groͤße, weil auch zu Rom und zu Rhodus Coloſſen waren: mit _ faͤngt ſich der folgende Satz an. Der vor- hergehende Satz ſcheint etwas kurz abgebrochen, welches aber diejenigen nicht befrem- det, welche die Griechiſche Schreibart dieſes Cappadociers kennen. Der Jtalieniſche Ueberſetzer findet hier einen Jupiter, welcher groͤßer geweſen, als alle Coloſſen zu Rom und zu Rhodus; dieſes widerleget ſich von ſelbſt. 2) Epitom. 14, 2.

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte02_1764/92>, abgerufen am 25.11.2024.