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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.

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der Zeit unter den Griechen betrachtet.
Rom geführet 1), unter welchen die Neun Musen waren, die in dem Tem-
pel des Hercules Musarum gesetzt wurden 2); und man schickete sogar
Gemälde mit sammt der Mauer außer Griechenland, wie Muräna und
Varro, während ihres Aedilats, mit Gemälden zu Sparta thaten 3).
Mit einer Atalanta und Helena zu Lanuvium im Latio, wollte man der-
gleichen Versetzung unter dem Caligula nicht wagen 4). Man kann sich
also vorstellen, daß die Künstler, sonderlich Bildhauer und Baumeister,
wenig Gelegenheit gehabt haben, sich zu zeigen. Unterdessen wurden, wie
es scheint, noch allezeit den Siegern in den Olympischen Spielen zu Elis
Statuen aufgerichtet, und der letzte, von welchem sich Nachricht findet,
hieß Mnesibulus, welcher in der zwey hundert und fünf und dreyßigsten
Olympias, zu Anfang der Regierung Kaisers Marcus Aurelius, den
Sieg erhielt 5).

Was von Tempeln, Gebäuden und Statuen in Griechenland ge-
machet wurde, geschah mehrentheils auf Kosten einiger Könige in Syrien,
Aegypten und anderer. Der Königinn Laodice, Königs Seleucus Toch-
ter, und des Perseus Gemahlinn, wurde zu Delos eine Statue gesetzt,
für ihre Freygebigkeit gegen die Einwohner und gegen den Tempel des
Apollo auf dieser Jnsel. Die Base, auf welcher die Jnschrift ist, die die-
ses anzeiget, befindet sich unter den Arundellischen Marmorn 6). Antio-
chus IV. in Syrien ließ verschiedene Statuen um den Altar des Apollo
gedachten Tempels setzen 7).

Daß
1) Excerpt. Polyb. legat. p. 828.
2) Plin. L. 35. c. 36. n. 4.
3) Plin. L. 35. c. 49.
4) Plin. L. 35. c. 6. Eben dieses hat man mit den Gemälden der St. Peterskirche zu Rom
vorgenommen, welche, nachdem sie vorher in Musaico gearbeitet worden, mit der
Mauer von Quaderstücken, auf welche sie gemalet sind, ausgesäget, weggenommen,
und in die Kirche der Cartheuser ohne allen Schaden versetzet worden sind. Die He-
trurischen Gemälde in dem Tempel der Ceres wurden ebenfalls mit der Mauer verse-
tzet. Plin. L. 35. c. 45.
5) Pausan. L. 10. p. 886.
6) n. 29. p. 26. edit. Maittaire.
7) Chishul. Inscr. Sig.
A a a 3

der Zeit unter den Griechen betrachtet.
Rom gefuͤhret 1), unter welchen die Neun Muſen waren, die in dem Tem-
pel des Hercules Muſarum geſetzt wurden 2); und man ſchickete ſogar
Gemaͤlde mit ſammt der Mauer außer Griechenland, wie Muraͤna und
Varro, waͤhrend ihres Aedilats, mit Gemaͤlden zu Sparta thaten 3).
Mit einer Atalanta und Helena zu Lanuvium im Latio, wollte man der-
gleichen Verſetzung unter dem Caligula nicht wagen 4). Man kann ſich
alſo vorſtellen, daß die Kuͤnſtler, ſonderlich Bildhauer und Baumeiſter,
wenig Gelegenheit gehabt haben, ſich zu zeigen. Unterdeſſen wurden, wie
es ſcheint, noch allezeit den Siegern in den Olympiſchen Spielen zu Elis
Statuen aufgerichtet, und der letzte, von welchem ſich Nachricht findet,
hieß Mneſibulus, welcher in der zwey hundert und fuͤnf und dreyßigſten
Olympias, zu Anfang der Regierung Kaiſers Marcus Aurelius, den
Sieg erhielt 5).

Was von Tempeln, Gebaͤuden und Statuen in Griechenland ge-
machet wurde, geſchah mehrentheils auf Koſten einiger Koͤnige in Syrien,
Aegypten und anderer. Der Koͤniginn Laodice, Koͤnigs Seleucus Toch-
ter, und des Perſeus Gemahlinn, wurde zu Delos eine Statue geſetzt,
fuͤr ihre Freygebigkeit gegen die Einwohner und gegen den Tempel des
Apollo auf dieſer Jnſel. Die Baſe, auf welcher die Jnſchrift iſt, die die-
ſes anzeiget, befindet ſich unter den Arundelliſchen Marmorn 6). Antio-
chus IV. in Syrien ließ verſchiedene Statuen um den Altar des Apollo
gedachten Tempels ſetzen 7).

Daß
1) Excerpt. Polyb. legat. p. 828.
2) Plin. L. 35. c. 36. n. 4.
3) Plin. L. 35. c. 49.
4) Plin. L. 35. c. 6. Eben dieſes hat man mit den Gemaͤlden der St. Peterskirche zu Rom
vorgenommen, welche, nachdem ſie vorher in Muſaico gearbeitet worden, mit der
Mauer von Quaderſtuͤcken, auf welche ſie gemalet ſind, ausgeſaͤget, weggenommen,
und in die Kirche der Cartheuſer ohne allen Schaden verſetzet worden ſind. Die He-
truriſchen Gemaͤlde in dem Tempel der Ceres wurden ebenfalls mit der Mauer verſe-
tzet. Plin. L. 35. c. 45.
5) Pauſan. L. 10. p. 886.
6) n. 29. p. 26. edit. Maittaire.
7) Chishul. Inſcr. Sig.
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[373/0061] der Zeit unter den Griechen betrachtet. Rom gefuͤhret 1), unter welchen die Neun Muſen waren, die in dem Tem- pel des Hercules Muſarum geſetzt wurden 2); und man ſchickete ſogar Gemaͤlde mit ſammt der Mauer außer Griechenland, wie Muraͤna und Varro, waͤhrend ihres Aedilats, mit Gemaͤlden zu Sparta thaten 3). Mit einer Atalanta und Helena zu Lanuvium im Latio, wollte man der- gleichen Verſetzung unter dem Caligula nicht wagen 4). Man kann ſich alſo vorſtellen, daß die Kuͤnſtler, ſonderlich Bildhauer und Baumeiſter, wenig Gelegenheit gehabt haben, ſich zu zeigen. Unterdeſſen wurden, wie es ſcheint, noch allezeit den Siegern in den Olympiſchen Spielen zu Elis Statuen aufgerichtet, und der letzte, von welchem ſich Nachricht findet, hieß Mneſibulus, welcher in der zwey hundert und fuͤnf und dreyßigſten Olympias, zu Anfang der Regierung Kaiſers Marcus Aurelius, den Sieg erhielt 5). Was von Tempeln, Gebaͤuden und Statuen in Griechenland ge- machet wurde, geſchah mehrentheils auf Koſten einiger Koͤnige in Syrien, Aegypten und anderer. Der Koͤniginn Laodice, Koͤnigs Seleucus Toch- ter, und des Perſeus Gemahlinn, wurde zu Delos eine Statue geſetzt, fuͤr ihre Freygebigkeit gegen die Einwohner und gegen den Tempel des Apollo auf dieſer Jnſel. Die Baſe, auf welcher die Jnſchrift iſt, die die- ſes anzeiget, befindet ſich unter den Arundelliſchen Marmorn 6). Antio- chus IV. in Syrien ließ verſchiedene Statuen um den Altar des Apollo gedachten Tempels ſetzen 7). Daß 1) Excerpt. Polyb. legat. p. 828. 2) Plin. L. 35. c. 36. n. 4. 3) Plin. L. 35. c. 49. 4) Plin. L. 35. c. 6. Eben dieſes hat man mit den Gemaͤlden der St. Peterskirche zu Rom vorgenommen, welche, nachdem ſie vorher in Muſaico gearbeitet worden, mit der Mauer von Quaderſtuͤcken, auf welche ſie gemalet ſind, ausgeſaͤget, weggenommen, und in die Kirche der Cartheuſer ohne allen Schaden verſetzet worden ſind. Die He- truriſchen Gemaͤlde in dem Tempel der Ceres wurden ebenfalls mit der Mauer verſe- tzet. Plin. L. 35. c. 45. 5) Pauſan. L. 10. p. 886. 6) n. 29. p. 26. edit. Maittaire. 7) Chishul. Inſcr. Sig. A a a 3

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte02_1764/61>, abgerufen am 22.11.2024.